Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition)
Komiker …«
»Dann war er es also doch !« Mit einem Knall stelle ich mein Gin-Tonic-Glas ab. »Ich habe ihn gegoogelt und konnte zuerst nur Kritiken über einen Stand-up-Comedian finden. Allerdings schlechte. War er denn so schlimm?«
Lorcan rührt in seinem Glas, konzentriert sich auf die verbliebenen Eiswürfel.
»Sie können es mir ruhig sagen.« Ich spreche leiser. »Unter uns. War er peinlich?«
Lorcan antwortet nicht. Nun, natürlich nicht. Er will seinen besten Freund nicht schlechtmachen. Das respektiere ich.
»Okay«, sage ich nach kurzer Überlegung. »Sagen Sie mir nur eins. Wenn ich ihn kennenlerne, erzählt er mir dann Witze, und ich muss so tun, als wären sie komisch?«
»Passen Sie auf, wenn er von Jeans anfängt.« Endlich blickt Lorcan auf, mit zuckendem Mundwinkel. »Und lachen Sie. Er ist gekränkt, wenn Sie es nicht tun.«
»Jeans.« Ich versuche, es mir zu merken. »Okay. Danke für die Warnung. Gibt es denn gar nichts Positives, was man über diesen Burschen sagen könnte?«
»Oh.« Lorcan wirkt schockiert. »Natürlich! Glauben Sie mir, wenn Ben in Form ist, gibt es niemanden, mit dem man den Abend lieber verbringen würde. Er ist charmant. Er ist lustig. Ich kann gut verstehen, weshalb Ihre Schwester sich in ihn verliebt hat. Wenn Sie ihn kennenlernen, werden Sie es begreifen.«
Ich nehme noch einen Schluck von meinem Drink. Langsam fange ich an, mich zu entspannen. »Na, vielleicht wird er ja eines Tages mein Schwager. Heute allerdings bestimmt nicht. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt.«
»Ich werde nachher mit Ben reden.« Lorcan nickt. »Damit er nicht auf dumme Gedanken kommt.«
Augenblicklich sticht mich schon wieder der Ärger. Habe ich nicht gerade eben »Gefahr erkannt, Gefahr gebannt« gesagt?
»Sie müssen nicht mit Ben reden«, sage ich höflich. »Die Sache ist geklärt. Nie im Leben wird Lottie jetzt noch überstürzt heiraten. Ich würde es lassen, wie es ist.«
»Es kann nicht schaden.« Er wirkt unbeeindruckt. »Nur um es ihm einzubläuen.«
»Doch, es kann schaden!« Ich setze meinen Drink ab. »Bläuen Sie ihm nichts ein! Ich habe eine halbe Stunde auf Lottie eingeredet, bis sie dachte, der Rückzieher sei ihre Idee gewesen. Ich war subtil. Ich war vorsichtig. Ich bin nicht vorangestürmt wie ein … ein Einbläuerer.«
Er verzieht keine Miene. Ganz offensichtlich ist er ein Kontrollfreak. Aber das bin ich auch. Und hier geht es um meine Schwester.
»Sie reden nicht mit Ben«, kommandiere ich. »Lassen Sie es sein. Weniger ist in dem Fall mehr.«
Es folgt eine Pause – dann zuckt Lorcan mit den Schultern und trinkt aus, ohne zu antworten. Wahrscheinlich weiß er, dass ich recht habe, will es aber nicht zugeben. Ich kippe meinen Gin Tonic, dann warte ich, halte kurz die Luft an. Insgeheim hoffe ich, dass er noch einen Drink vorschlägt. Zu Hause erwartet mich doch nur eine leere Wohnung. Keine Arbeit. Keine Pläne. Und offen gesagt, sitze ich gern hier und kreuze mit diesem etwas zu ernsten, leicht übellaunigen Mann die Klingen.
»Noch einen?« Er blickt auf und sieht mir in die Augen, und ich spüre, dass sich zwischen uns etwas verändert. Der erste Drink war wie der Schlussakkord der einen Geschichte. Es war die musikalische Auflösung. Es war reine Höflichkeit.
Das jetzt ist mehr als Höflichkeit.
»Bin dabei.«
»Noch mal dasselbe?«
Ich nicke und sehe, wie er den Kellner heranwinkt und bestellt. Hübsche Hände. Durchsetzungsfreudiges Kinn. Bedächtige, lakonische Art. Er ist um einiges ansprechender, als sein Foto auf der Website ahnen lässt.
»Ihr Foto auf der Website ist fürchterlich«, sage ich plötzlich, als der Kellner weg ist. »Ganz schlimm. Wussten Sie das?«
»Wow.« Lorcan zieht die Augenbrauen hoch. »Sie sind sehr direkt. Gut, dass ich nicht eitel bin.«
»Es geht nicht um Eitelkeit.« Ich schüttle den Kopf. »Entscheidend ist nicht, dass Sie in natura besser aussehen. Aber Ihre Persönlichkeit ist besser. Ich sehe einen Mann vor mir, der sich Zeit für andere Menschen nimmt. Der sein Handy wegsteckt. Der zuhört. Sie sind charmant. Gewissermaßen.«
» Gewisser maßen ?« Er lacht ungläubig.
»Ihrem Foto ist das aber nicht zu entnehmen.« Ich überhöre ihn. »Auf Ihrem Foto machen Sie ein finsteres Gesicht. Es sieht aus, als wollten Sie sagen: ›Wer sind Sie überhaupt? Was gucken Sie so? Für so was habe ich keine Zeit.«
»Das alles verrät Ihnen ein Foto auf einer Website?«
»Wahrscheinlich haben Sie dem
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