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Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition)

Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition)

Titel: Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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Ich versuche, Haltung zu bewahren. »Ich bin nur gerade dabei, ein paar Recherchen über diesen Ben anzustellen.«
    Hellwach sieht Richard mich an. »Was hast du herausgefunden?«
    »Nicht viel. Ich bin gerade erst da, wo sie sich auf Ikonos kennenlernen …«
    Unvermittelt greift er nach dem Tagebuch. Sofort greife ich auch danach und kriege es an der Ecke zu fassen. Wir halten es beide fest, versuchen, es dem anderen aus der Hand zu reißen. Er ist viel stärker als ich, aber ich werde ihm nicht ihr Tagebuch überlassen. Alles hat seine Grenzen.
    »Ich kann nicht glauben, dass du das Tagebuch deiner Schwester liest«, sagt Richard, während er versucht, es mir zu entwinden.
    »Ich kann nicht glauben, dass du das Tagebuch deiner Freundin liest«, keuche ich. »Gib schon. Gib her! «
    Endlich kann ich es ihm entreißen und nehme es schützend in die Arme.
    »Ich habe ein Recht, es zu erfahren.« Finster sieht Richard mich an. »Wenn Lottie diesen Typen mir vorzieht, habe ich ein Recht zu erfahren, wer er ist.«
    »Okay«, blaffe ich ihn an. »Ich les dir daraus vor. Augenblick.«
    Ich blättere die Seiten um, im Schnelldurchlauf durch Frankreich und Italien nach Ikonos. Okay. Da wären wir. Seitenweise das Wort Ben. Ben. Ben dies. Ben das. Ben, Ben, Ben.
    »Sie hat ihn in dieser Herberge kennengelernt, in der sie alle gewohnt haben.«
    »Diese Herberge auf Ikonos?« Abrupt blickt Richard auf. »Aber davon hat sie mir hunderttausendmal erzählt. Das Haus mit den Stufen? Wo sie bei dem Feuer alle gerettet hat? Ich meine, das hat ihr Leben verändert. Sie sagt immer, es hätte sie zu dem Menschen gemacht, der sie heute ist. Irgendwo hat sie ein Foto davon …« Er sieht sich im Zimmer um, dann zeigt er mit dem Finger. »Da.«
    Beide betrachten wir das gerahmte Bild von Lottie auf einer Schaukel, im winzigen weißen Rüschenrock und einem Bikini-Top, mit einer Blume hinterm Ohr. Sie sieht schlank und jung und blendend aus.
    »Von einem Ben war nie die Rede«, sagt Richard langsam. »Kein einziges Mal.«
    »Ah.« Ich beiße mir auf die Lippe. »Na, vielleicht hat sie einiges ausgelassen.«
    »Verstehe.« Mit düsterer Miene sinkt er auf ihren Schreibtischstuhl. »Dann lies weiter.«
    Mein Blick schweift über Lotties Handschrift. »Im Grunde haben sie sich am Strand gegenseitig angehimmelt … dann war da diese Party, und da sind sie sich nähergekommen …«
    »Lies es mir vor«, unterbricht er. »Fass es nicht nur zusammen.«
    »Bist du sicher?« Mit hochgezogenen Augenbrauen sehe ich Richard an. »Bist du sicher, dass du das hören willst?«
    »Lies schon.«
    »Okay. Los geht’s.« Ich hole tief Luft und suche wahllos einen Absatz aus.
    »Hab heute Morgen Ben beim Wasserski zugesehen. Mein Gott, ist er cool. Er spielt Mundharmonika und ist so braun. Hatten den ganzen Nachmittag Sex auf dem Boot, nahtlos braun, ha ha. Hab noch mehr Duftkerzen und Massageöl für heute Abend gekauft. Ich möchte nichts anderes mehr, als mit Ben zusammen sein und Sex mit ihm haben. Ich werde niemals jemanden so sehr lieben. NIEMALS .«
    Ich schweige, fühle mich unbehaglich. »Sie würde mich umbringen, wenn sie wüsste, dass ich dir das vorlese.«
    Richard antwortet nicht. Er wirkt mitgenommen.
    »Es ist fünfzehn Jahre her«, sage ich unbeholfen. »Sie war achtzehn. So was schreibt man in sein Tagebuch, wenn man achtzehn ist.«
    »Meinst du …« Er macht eine Pause. »Meinst du, sie hat irgend so was in der Art auch über mich geschrieben?«
    In meinem Kopf gehen die Alarmsirenen los. Nichts da. Vergiss es. Darauf gehe ich nicht ein.
    »Ich habe nicht die leiseste Ahnung!« Mit Schwung klappe ich das Buch zu. »Es ist was anderes. Alles ist anders, wenn man jung ist. Sex ist anders, Liebe ist anders, Zellulitis ist ganz anders …« Ich versuche, die Stimmung etwas aufzuheitern, aber Richard scheint mich gar nicht zu hören. Er starrt das Foto von Lottie an, mit dermaßen tief gerunzelter Stirn, dass ich fürchte, sie könnte zerbrechen. Plötzlich klingelt es an der Tür, woraufhin wir beide zusammenzucken, und als sich unsere Blicke treffen, merke ich, dass wir denselben verrückten Gedanken haben. Lottie?
    Richard tritt in den engen Flur hinaus, und ich folge ihm mit klopfendem Herzen. Er reißt die Tür auf, und enttäuscht sehe ich einen dürren, älteren Mann.
    »Ah, Mr Finch«, sagt der Mann gereizt. »Ist Charlotte zu Hause? Trotz aller Versprechungen ist auf der Dachterrasse immer noch nichts passiert. Da oben sieht es

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