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Das Höllenventil Kommissar Morry

Das Höllenventil Kommissar Morry

Titel: Das Höllenventil Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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anzukämpfen. Es zog ihr förmlich die Augen zu.
    „Bist du böse, wenn ich mich noch ein Stündchen hinlege?" murmelte sie fragend.
    „Warum sollte ich?" lachte er. „Schlaf erhält jung und schön!"
    Helen erhob sich. Sie hatte Mühe, einen Fuß vor den anderen zu setzen. War sie krank? Das war ja genau wie am vorangegangenen Abend! Sie schleppte sich die Treppe zum ersten Stockwerk hinauf. In ihrem Zimmer angekommen fiel sie quer über das Bett und schlief sofort ein. Als sie erwachte, mußte sie feststellen, daß sie über fünf Stunden geschlafen hatte. Fünf Stunden! Verwirrt blinzelnd richtete sie sich auf. Von irgendwoher hörte sie das Tuckern einer Dieselmaschine; es klang wie ein Bootsmotor. Halb vier! Der ganze Tag war zum Teufel. Warum hatte Jerry sie so lange schlafen lassen? Sie verstand es nicht. Plötzlich dachte sie an Milton. Der hätte sich anders um sie gekümmert! Aber vielleicht war es bei Milton auch nur Egoismus. Der wollte jede Stunde ausnutzen, die er mit ihr verbringen konnte. Es gab Zeiten, wo sie das gestört hatte. Aber Jerrys Rücksichtnahme war auch nicht nach ihrem Geschmack.
    „Jerry?“ rief sie.
    Im Nebenzimmer blieb alles still.
    Helen drehte sich zur Seite und stellte die Füße auf den Boden. Sie war leicht benommen, als sie sich erhob. Der Kopfschmerz war stärker als am Morgen.
    Ich werde mir von Mrs. Bard eine Tablette geben lassen, dachte sie. Sie ging ins Bad und hielt das Gesicht unters Wasser. Dann, nachdem sie sich abgetrocknet und ihr Make-up aufgefrischt hatte, verließ sie das Zimmer.
    Im Gastraum war keine Menschenseele. Helen ging auf die Küchentür zu und blieb stehen, als sie plötzlich Jerrys Stimme hörte. Aber es war nicht seine Stimme, die sie stoppte, sondern der Umstand, daß er seinen Gesprächspartner duzte.
    „Du könntest dir mal 'nen neuen Kasten anschaffen", sagte Jerry. „Mit diesem alten Boot wirst du eines Tages mitsamt deiner Fracht Schiffbruch erleiden."
    „Das braucht dich nicht zu kümmern", erwiderte eine männliche Stimme, die Helen nicht kannte. „Es genügt, daß du die Ware hier ablieferst. Das Weitere besorge ich!"
    „Willst du gleich weiter?“ fragte in diesem Moment Mrs. Bard.
    „Erst leg' ich mich ein paar Stündchen schlafen", meinte der Mann. Er hatte eine raue, rostig wirkende Stimme.
    „Wir wollen die Kleine endlich los werden", sagte eine andere männliche Stimme.
    „Tut mir direkt leid, daß ich mich von ihr trennen muß", sagte Jerry. „Sie ist der beste Fang, den ich bis jetzt machen konnte. Dafür habe ich eigentlich eine Prämie verdient!"
    „Zum Teufel mit deiner Prämie!" sagte der Mann mit knarrender Stimme. „Du hast doch das geringste Risiko zu tragen! Ich bin's, der die Kleine auf den Dampfer schmuggeln muß."
    „Ob sie noch schläft?" fragte Mrs. Bard plötzlich besorgt. „Sie hat das Glas nicht ganz geleert."
    „Für ein paar Stunden sollte es reichen", meinte Jerry.
    „Sicher", sagte Mrs. Bard, „aber sie liegt ja schon seit fünf Stunden oben."
    „Ich kümmere mich gleich um sie", erklärte Jerry.
    Helen gab sich einen Ruck. Sie wandte sich um und eilte aus dem Raum. In der kleinen Hotelhalle blieb sie einen Moment wie unentschlossen stehen. Ihr Herz klopfte hoch oben im Halse. Wohin sollte sie sich jetzt wenden? Sie dachte an Jerrys Wagen. Das war ihre einzige Chance. Aber wo bewahrte er die Zündschlüssel auf?
    Vielleicht steckten sie im Wagen. Jerry war in vielen Dingen nachlässig, vielleicht war er es auch in diesem Punkt. Der Wagen stand in der Hotelgarage, die sich an das eigentliche Hauptgebäude anschloß. Das Tor stand offen. Helen hastete hinein und riß den Wagenschlag auf. Sie merkte, wie Enttäuschung und Verzweiflung ihr Herz umkrallten, als sie den Zündschlüssel nicht an seinem Platz fand. Dann dachte sie an den Revolver im Handschuhkasten. Sie öffnete den Deckel und griff hinein. Der Raum unter dem gelben Staubtuch war leer. Jerry hatte die Waffe an sich genommen.
    Helen verließ die Garage. Eine tiefe Niedergeschlagenheit bemächtigte sich ihrer. Hatte sie richtig gehört? Konnte es sein, daß sie gewisse Worte, die gesprochen worden waren, falsch ausgelegt hatte?
    Nein, das war ausgeschlossen. Viele Merkwürdigkeiten fanden jetzt ihre Erklärung. Der miserabel schmeckende Wein, der seltsame Beigeschmack des Orangensaftes, die Kopfschmerzen und die bleierne Müdigkeit. Man hatte Schlafpulver in ihre Getränke geschüttet. Dieses sogenannte Hotel war nichts als der

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