Das Höllenventil Kommissar Morry
anderen ausrückte."
„Ihr Pech."
„Was geht mein Pech Sie an? Achten Sie lieber darauf, daß aus dieser Geschichte kein Unheil für Sie entsteht."
„Warum sind Sie nicht zur Polizei gegangen?" fragte der Skipper lauernd.
„Das kann ich immer noch!"
„Das ist keine Antwort auf meine Frage."
„Vielleicht will ich Helen gegenüber den Held spielen, um ihre Liebe zurückzugewinnen. Vielleicht treiben mich andere Motive. Was tut's? Fest steht, daß ich entschlossen bin, Helen zu befreien. Versuchen Sie nicht, zu leugnen, daß Sie sie mit Ihrem verdammten Boot abtransportiert haben. Ich weiß zufällig, daß es so ist."
„Wer hat Ihnen das erzählt?"
„Unwichtig. Wo ist Helen?"
„Hier können wir nicht darüber sprechen. Lassen Sie uns nach oben gehen, in meine Wohnung."
„Wie Sie wollen", sagte Milton. Er legte eine Münze auf den Tisch und erhob sich. Britten folgte ihm. Sie verließen das Lokal und stiegen durch das dunkle, säuerlich riechende Treppenhaus in die Mansarde.
Das Wohnzimmer von Brittens Behausung hatte zwei schräge Wände und sah dem Atelier eines Künstlers ähnlicher als dem Domizil eines Skippers. Lediglich das große Modell eines Segelschiffes, das auf einer Kommode stand, erinnerte an Brittens Beruf. Im Raum herrschte verwirrende Unordnung. Britten fegte ein paar Kleidungsstücke von den Stühlen und warf sie auf das Sofa. Dann nahm er zwei Schnapsgläser und einen vollen Aschenbecher vom Tisch. „Wollen Sie nicht Platz nehmen?"
Milton wählte einen Stuhl, der mit der Lehne zur Wand stand und setzte sich. Britten holte eine Flasche Gin und zwei Gläser aus dem Schrank. Er hielt die Gläser prüfend gegen das Licht und stellte sie dann auf den Tisch. „Ich hoffe, Sie trinken mit?" fragte er. „Der Gin ist gut."
„Vielen Dank, ich bin nicht hier, um mit Ihnen zu trinken", sagte Milton kühl.
Britten zuckte die Schultern und füllte sein Glas bis zur Hälfte. „Wie Sie wollen! Ich trinke auch allein!"
Milton sah zu, wie der Skipper das Glas mit einem Zug leerte und dann abstellte.
„Wo ist Helen?“
„Sie können einem mit dieser Frage wirklich den Nerv töten!" meinte Britten und setzte sich. Er holte ein Leinensäckchen mit Tabak aus der Tasche und begann, sich eine Zigarette zu drehen.
„Warum beantworten Sie die Frage nicht?" wollte Milton wissen. „Ich gehe nicht eher weg, bis ich alles weiß!"
Der Skipper steckte die Zigarette in Brand. „Wissen Sie, mein Lieber, Sie haben da ein sehr heißes Thema aufgegriffen. Sie behaupten, ich hätte mich des Mädchenhandels schuldig gemacht. Bevor wir weitersprechen, möchte ich Sie fragen, ob Sie Ihre Behauptung auch beweisen können.“
„Well, das kann ich."
„Wie?"
„Hören Sie, Britten! Die Tatsache, daß ich zu Ihnen gekommen bin, sollte für Sie als Beweis genügen. Ich gebe Ihnen noch fünf Minuten. Wenn Sie bis dahin nicht die Wahrheit ausgepackt haben, zwingen Sie mich, zur Polizei zu gehen."
„Nehmen wir einmal an, ich könnte Ihnen helfen", sagte der Skipper. „Angenommen, ich wüßte, wo sich Ihre heißgeliebte Helen befindet, was würde das schon nützen? Mädchenhandel ist eine komplizierte Sache. Teamarbeit. Daran sind viele Köpfe beteiligt. Wenn einer dieser Köpfe ausschert und Verrat begeht, kann er sich gleich 'nen Strick kaufen!"
„Glauben Sie, daß mich das auch nur einen feuchten Staub kümmert? Nehmen Sie sich doch einen Strick, in Dreiteufelsnamen!" sagte Milton heftig. „Das ist genau das, was Sie verdient haben!"
„Darüber wollen wir uns nicht streiten", meinte Britten mit ruhiger Stimme. „Ich für meinen Teil habe jedenfalls keine Lust, Ihretwegen in Schwierigkeiten zu geraten.“
„Meinetwegen in Schwierigkeiten?" japste Milton. „Mann, sind Sie denn noch zu retten? Wenn hier irgendwelche Schwierigkeiten existieren, dann haben Sie sich das selbst zuzuschreiben! Daher müssen Sie auch die Konsequenzen tragen."
„Ich kann Ihnen nichts sagen", meinte Britten barsch.
Milton stand auf und ballte die Fäuste. „Bis jetzt bin ich sehr ruhig und beherrscht gewesen", sagte er. „Das ist vorbei. Entweder Sie teilen mir endlich mit, wo ich Helen finde, oder ich schlage Sie zusammen!"
Britton legte seine Zigarette auf den Rand eines Aschers und erhob sich. „Warum versuchen Sie's nicht?" fragte er mit leiser, lauernder Stimme.
Milton zögerte. Er war jünger und anscheinend kräftiger als sein Gegner. Andererseits war der Skipper ohne Zweifel ein zäher, muskelstarker
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