Das Höllenventil Kommissar Morry
starrte Milton ins Gesicht. Dann griff er in die Tasche und zog einen Revolver hervor, dessen Mündung er auf Miltons Magen richtete. „Ich fürchte, jetzt habe ich zuviel gesagt."
„Stecken Sie das Ding weg!" forderte Milton.
„Warum sollte ich das wohl tun?" fragte Donaldson höhnisch. „Sie werden verstehen, daß ich wenig Lust verspüre, mich von Ihnen erpressen zu lassen."
„Ihnen wird kaum etwas anderes übrig bleiben!"
„Ihre Ruhe nötigt mir Bewunderung ab. Was macht Sie so sicher, daß ich Ihre Forderungen erfüllen werde?"
„Sie können gar nicht anders", sagte Milton. „Denken Sie doch einmal nach. Wie bin ich wohl auf Ihre Adresse gekommen?"
„Das ist eine gute Frage."
„Sie sind nicht in der Lage, sie zu beantworten?"
„Nein.“
„Dann will ich Sie nicht länger über die Antwort im unklaren lassen. Ich stolperte über Ihr Bild in der Verbrecherkartei. Ich sagte dem Sergeanten, daß ich zu Ihnen gehen würde, um zu sehen, ob Sie der Gesuchte sind. Ich sagte ihm auch, wo ich zu finden sei, falls ich nicht wieder auftauchen sollte."
„Bluff!" preßte Donaldson zwischen den Zähnen hervor.
„Denken Sie an die Adresse", sagte Milton. „Ich kann sie nur auf diese Weise bekommen haben."
Donaldson ließ den Arm mit dem Revolver sinken. Dann schob er die Waffe zurück in die Jackettasche. „Also gut! Versuchen wir eine andere Lösung des Problems zu finden. Aber bleiben Sie auf dem Boden der Realität. Ich bin außerstande utopische Forderungen zu erfüllen."
„Hunderttausend Dollar sind doch nicht utopisch, oder?" fragte Milton.
„Sie scheinen mich für einen Millionär zu halten."
„Sind Sie das nicht?"
„Glauben Sie, daß ein Millionär Mädchenhandel betreiben muß?"
„Warum nicht? Schließlich sind Sie auch ein Mörder, ohne dafür einen triftigen Grund zu haben."
Donaldson lachte plötzlich. „Sie sind gar nicht so dumm, Freundchen. Ich will Ihnen ein Geheimnis verraten. Wissen Sie, warum ich diesen Mädchenhandel betreibe?"
„Sie machen mich neugierig!"
Donaldson lachte abermals. „Es ist für mich die einfachste Weise, mich meiner Bräute zu entledigen! Es ist zudem eine Methode, die sich als sehr lukrativ erwiesen hat."
In Miltons Fäusten zuckte es. Am liebsten hätte er Donaldson zusammengeschlagen. Aber dazu hatte er nicht das Recht. War er nicht hier, um mit Donaldson, dem Mörder und Mädchenhändler, Geschäfte zu machen? Es ist meine einzige und vielleicht die letzte Chance, zu Geld zu kommen, entschuldigte er sich vor sich selbst, ohne dabei Trost zu empfinden.
„Wo ist Helen?" fragte er.
Donaldson winkte ab. „Lassen wir doch die Kleine aus dem Spiel! Helen hat Sie längst abgeschrieben. Das sollten Sie nicht vergessen."
„Wo ist Helen?" wiederholte Milton.
„Ich hab' sie schon abgeliefert."
„An wen?"
„Sie können nicht erwarten, daß ich den Namen nenne. Ein Skipper hat Helen längst weggebracht. Selbst wenn ich wollte, könnte ich Ihnen nicht das Schiff nennen. Das sind Dinge, die mich nicht interessieren.“
Das Zucken in Miltons Fäusten nahm zu. Er zwang sich zur Ruhe. „Helen und hunderttausend Dollar", forderte er. „Das sind meine Bedingungen."
„Darauf kann ich nicht eingehen."
„Wie Sie wollen. Dann sorge ich dafür, daß man Sie verhaftet."
„Was hätten Sie davon?"
„Eine Genugtuung, von deren Umfang Sie sich keinen Begriff machen", sagte Milton. „Aber was hätten Sie davon, wenn Sie meine Forderungen nicht erfüllten? Sie wissen ganz genau, was Sie erwartet!"
„Der viel zitierte Hinweis auf den elektrischen Stuhl kann mich nicht schrecken", erklärte Donaldson. „Das ist eine Sache, mit der ich mich abgefunden habe.“
„Soll das heißen, daß Sie diesem Ende ruhig entgegen sehen?" wunderte sich Milton.
„Keineswegs. Ich habe nicht vor, auf dem elektrischen Stuhl gegrillt zu werden. Ich möchte nur klar machen, daß ich gelernt habe, mit einer gewissen Furcht zu leben. Diesen Preis muß ein Mann mit meiner Lebensauffassung schon zahlen."
„Dieser Preis wird sich rasch erhöhen und zum Äußersten führen, wenn Sie keinen Weg finden, Helen und hunderttausend Dollar aufzutreiben."
„Helen schlagen Sie sich ruhig aus dem Kopf!" meinte Donaldson.
„Nicht zu machen."
„Lassen Sie uns doch einmal vernünftig die Lage besprechen. Ich kenne Helen inzwischen gut genug, um zu wissen, daß sie sich auf keine krummen Sachen einläßt. Das Mädchen würde Sie niemals heiraten, wenn sie wüßte, daß Ihr
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