Das Horror-Hirn
Türöffnung war schon zu sehen.
Ich wartete ab, ohne zu sprechen. Die beiden Männer bewegten sich auf Gummisohlen, denn von ihren Tritten war kaum etwas zu hören. Mal ein leises Quietschen, das war auch alles. Ansonsten schwebten sie fast über dem Boden.
Meine Spannung wuchs natürlich weiter. Ich wünschte mir auch, dass sie das Licht einschalten würden, doch das ließen sie leider bleiben. Sie mussten die Augen einer Katze haben, so sicher bewegten sie sich in der grauen Dunkelheit, die nur am Eingang etwas heller war.
Ich blieb weiterhin als stummer Beobachter liegen. Dass sie mir eine schnelle Kugel verpassten, glaubte ich nicht mehr. Diese beiden Männer wollten etwas anderes von mir. Möglicherweise auch mit mir reden, um zu versuchen, Informationen aus mir hervorzulocken.
Sie blieben stumm.
Manchmal drehten sie sich bei ihrer Tätigkeit herum und warfen mir Blicke zu. Die Gesichter glichen einer helleren Masse, die sich durch das Grau bewegte. Sie sprachen kein Wort, arbeiteten stumm und zielstrebig zusammen.
Bis einer von ihnen an meine Liegestatt herantrat und in Kopfhöhe neben mir stehen blieb. Er senkte seinen Kopf etwas, und so konnte ich zur Seite schielen und einen Blick in sein Gesicht erhaschen.
Ich kannte es nicht. Es war für mich eine unbekannte Masse, die über mir schwebte. Da waren Lippen zu einem Grinsen in die Breite gezogen, und ein nach Pfefferminz riechender Atem drang in meine Nase hinein.
»Wieder wach, Sinclair?«
Zum ersten Mal nach längerer Zeit war wieder mit mir gesprochen worden, und plötzlich kehrte die Erinnerung bei mir zurück. Das Gesicht kannte ich nicht, die Stimme schon. Mit ihr hatte auch der Mann gesprochen, der mich überwältigt hatte.
Er wollte eine Antwort haben. Leicht fiel sie mir nicht. Ich musste zunächst den Kloß aus meinem Hals wegräuspern. »Ja, wie Sie sehen, Mister.«
»Das ist gut.«
»Für Sie vielleicht. Für mich weniger. Ihnen ist doch klar, dass ich verdammt viele Fragen habe.«
»Kann ich mir denken. Bullen haben immer viele Fragen. Das ist ihr Schicksal.«
»Toll, wir verstehen uns.«
»Es ist nur die Frage, ob der Bulle auch eine Antwort erhält. In diesem Fall nicht.«
Das hatte ich mir schon gedacht, aber ich versuchte es trotzdem. »Was soll das eigentlich? Warum hält man mich hier gefangen? Und was ist mit Glenda Perkins geschehen?«
»Die liegt dir wohl sehr am Herzen, wie?«
»Zwangsläufig.«
»Keine Sorge. Sie lebt. Ja, sie lebt bestimmt, wenn sie einen harten Schädel hat.«
Die Antwort regte mich nicht nur auf, sie machte mich auch wütend. Hätte ich es gekonnt, ich hätte in diesem Augenblick meine Fesseln gesprengt und wäre diesem Typen an die Kehle gesprungen. Aber das war leider nicht möglich.
Das Gesicht blieb in meiner Nähe. Ich versuchte, es einzuordnen. Harte Züge, das sah ich. Helle Haare, aber mehr auch nicht. Details waren nicht zu sehen, denn die Umgebung blieb recht finster.
»Zufrieden, Sinclair?«
»Nein.«
Der andere lachte. »Wir haben dir übrigens deine Waffe abgenommen. Ein schönes Teil, wirklich. Ich werde sie behalten. Du wirst sie nicht mehr brauchen.«
Ich stellte die Frage, die mir auf dem Herzen lag, die aber trotzdem so banal klang.
»Was habt ihr mit mir vor? Warum liege ich hier gefesselt im Bett?«
»Das ist ganz einfach, Sinclair. Man braucht dich. Ja, man braucht dich wirklich. Es hat lange genug gedauert, doch nun sind die Vorbereitungen abgeschlossen.«
»Na, dann kann ich mich ja freuen. Wer braucht mich denn? Wer ist so scharf auf mich?«
»Es ist ein besonderer Typ. Wirklich. Mehr als außergewöhnlich. Du wirst dich wundern oder auch begeistert sein, wenn du ihn näher kennen lernst.«
»Hat er auch einen Namen?«
Der Mann neben meinem Bett drückte den Kopf zurück und lachte gegen die Decke. »Was sind schon Namen, Sinclair. Aber ich will nicht so sein. Du kannst ihn Professor nennen.«
Das war immerhin etwas. »Ein Wissenschaftlicher also?«, stellte ich die nächste Frage.
»Kein Kommentar.«
»Aber ein Professor ist zumeist ein Wissenschaftlicher oder hat zumindest wissenschaftlich gearbeitet. An etwas anderes habe ich niemals gedacht.«
»Ja, das mag schon sein. Wenn, dann ist unser Professor nicht nur ein ganz besonderer Wissenschaftlicher, dann ist er sogar einmalig. Einmalig auf der Welt.«
»Super. Muss toll sein, für einen solchen Menschen zu arbeiten. Da können Sie sich ja happy fühlen.«
»Ist auch der Fall. Ich würde alles für ihn
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