Das Horror-Hirn
Wer dann?«
»Gangster.«
Shao ließ die Gabel sinken, mit der sie Rührei und Schinken vom Teller gepickt hatte. »Du meinst damit die normalen Killer oder Verbrecher, denke ich.«
»Ja, das denke ich.«
»Costellos Nachfolger.«
Suko hob die Schultern. »Möglich ist alles. Man müsste da seine Fühler ausstrecken und...«
Das Telefon unterbrach ihn mit seinem Klingeln.
Für einen Moment saßen beide unbeweglich auf ihren Plätzen. Jeder von ihnen dachte an John Sinclair, das war ihnen sogar in die Gesichter geschrieben. In Suko kam zuerst Bewegung.
Mit einem raschen Griff hatte er das Telefon von der Station genommen und meldete sich.
»Sie sind es, Sir James.«
»Und das mit einer schlechten Nachricht.«
Suko merkte, wie er erbleichte. »Sagen Sie nicht, dass er...«
»Nein, nein, ich wollte Sie nicht erschrecken und Ihnen nur mitteilen, dass die Fahndung nichts gebracht hat.«
»Das dachte ich mir, Sir. Wer immer sich John auch gekrallt hat, er hat alles gut vorbereitet. Shao und ich haben schon an die Mafia gedacht.«
»Sehr gut. Auch ich konnte die Spur nicht ausschließen. Es sind bereits unsere V-Männer und Spitzel informiert worden, damit sie sich umhören. Bisher hat es noch nichts gebracht, aber es ist immerhin eine kleine Chance.«
»Sicher. Wie geht es Glenda?«
»Sie brauchen nicht anzurufen, Suko. Das habe ich getan. Der behandelnde Arzt sagte mir, dass er sie schon wieder hinbekommen würde. Sie braucht einfach nur Ruhe und keinen Stress. So werden wir uns davor hüten, mit ihr Kontakt aufzunehmen. Zumindest in den nächsten beiden Tagen sollte sie keinen Besuch empfangen, meinte der Arzt.«
»Ich werde es auch Shao sagen, Sir.«
»Ja, das ist gut.« Sir James wechselte den Hörer in die andere Hand, was Suko auch hörte. »Jetzt mal zu etwas anderem, Inspektor. Wie sehen Ihre Pläne für die nähere Zukunft aus? Haben Sie sich darüber schon Gedanken gemacht?«
»Natürlich.«
»Und?«
Suko musste lachen, was sich gequält anhörte. »Ich werde versuchen, John zu finden, aber können Sie mir sagen, wo ich ansetzen soll?«
»Nein, Suko, das kann ich nicht. Aber ich möchte Ihnen einen Vorschlag machen. Es wird vielleicht am besten sein, wenn Sie ins Büro kommen. Ich bin hier so etwas wie eine Zentrale. Wir werden abwarten, ob unsere V-Leute eine Spur finden oder ob sich die Entführer melden. Es kann ja auch alles auf eine Erpressung hinauslaufen, die einzig und allein uns gilt. Obwohl die andere Seite wissen müsste, dass wir uns nicht erpressen lassen. Ausschließen dürfen wir jedoch nichts.«
»Nein, Sir.«
»Gut, dann erwarte ich Sie zur üblichen Zeit. Wollen Sie mit dem Wagen kommen?«
»Das hatte ich vor.«
»Ich warte dann.«
Als Suko aufgelegt hatte, sah er nicht eben glücklich aus. Auch Shao schaute ihm besorgt entgegen, und sie sah, wie ihr Freund den Kopf schüttelte.
»Nichts?«, fragte sie leise.
»Nein, keine Spur. Auch unsere Spitzel und V-Leute haben nichts gehört.«
»Sie stehen auch erst am Beginn.«
»Richtig, das habe ich auch gedacht. Und es gibt mir zumindest etwas Hoffnung.«
»Wie ich gehört habe, willst du ganz normal ins Büro fahren?«
»Es ist am besten. Da stimme ich Sir James zu.« Suko zuckte die Achseln. »Ich kann nichts tun, Shao. Es läuft alles an uns vorbei, und wir wissen nicht, wo wir einhaken sollen. Glenda ist eine Zeugin gewesen, die vieles gesehen hat und auf die wir trotzdem hätten verzichten können, dann wäre sie nicht in diese verdammte Lage hineingeraten. Es geht ihr übrigens den Umständen entsprechend. Sir James meinte, dass sie heute und morgen keinen Besuch empfangen soll, um sich zunächst einmal auszuruhen.«
»Das versteht sich. Aber mir ist noch etwas eingefallen«, sagte Shao. »Willst du nicht die Conollys einweihen? Oder auch Jane und Lady Sarah?«
»Nein, nicht unbedingt. Es soll nicht zu viel Staub aufgewirbelt werden. Vielleicht haben wir später Hilfe nötig, aber jetzt noch nicht.«
»Okay.«
Suko trank den Rest Tee aus der Tasse. »Dann werde ich jetzt mal den Abflug machen. Ich nehme dann den BMW. Der Rover wird wohl noch in der Werkstatt stehen.«
Shao stand auf. Im schmalen Flur holte sie ihn ein, als Suko sich die Jacke überstreifte. Sie stellte sich dicht vor ihn und strich mit ihren Händen an seinen Wangen entlang. »Gib bitte auf dich Acht, Suko. Versprichst du mir das?«
»Ja, gern.« Er schüttelte etwas verwundert den Kopf. »Wie kommt es, dass gerade du so besorgt um mich
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