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Das Hotel

Das Hotel

Titel: Das Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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und streichelte seinen Rücken.
    » Natürlich mache ich mir Vorwürfe! Ich hätte irgendwas tun können. Ich hätte eingreifen müssen.«
    Kelly hockte sich neben ihn. » Du warst nur ein Kind. Was hättest du unternehmen sollen?«
    » Ich kann die Schreie hören, hier und jetzt.« Cam warf einen ängstlichen Blick Richtung Wald. » Ich kann ihn hören, er ist direkt neben mir. Zuerst flehte er um sein Leben, und dann wollte er nur noch sterben.« Er biss sich in die Hand. » Er hat so lange gebraucht, um zu sterben.«
    Kelly war sich nicht sicher, wie sie vorgehen sollte. Eigentlich war er der Erwachsene, nicht sie. Mitten in der Wildnis mit Freaks und einem Berglöwen dicht auf der Spur war es nicht die ideale Gelegenheit, einen Nervenzusammenbruch zu erleiden.
    » Das ist jetzt alles vorbei, Cam. Jetzt bist du hier mit mir. Du musst stark sein. Und wir müssen Hilfe suchen.«
    Cam starrte Kelly an, als ob er sie gerade erst bemerkt hätte. » Es gibt keine Hilfe. Nicht für ihn.« Dann legte sich ein Schatten über sein Gesicht. » Und für dich auch nicht.«
    » Hör auf, Cam. Du machst mir Angst.«
    » Genau das hat mein bester Freund gesagt, nachdem ich ihn fesselte.«
    Die Welt um Kelly begann sich zu drehen. Sie hatte geglaubt, dass der Stress Cam zu schaffen machte, dass er jedes Mal, wenn etwas passierte, den Terror erneut erlebte.
    Nun wusste sie, dass das nicht der Fall war.
    » Du hast ihn umgebracht«, flüsterte sie.
    Cam antwortete nicht.
    » Cam, hast du deinen Freund umgebracht?«
    » Ich habe es auf einen Fremden geschoben. Behauptet, dass ich im Schrank eingesperrt war. Ich glaube, die Polizei hatte eine Ahnung, doch die konnten nichts beweisen. Ich trug Handschuhe und hatte Ersatzklamotten dabei.«
    » Warum?«, fragte Kelly und trat einen Schritt zurück. Eigentlich wollte sie es gar nicht wissen, sondern nur weg von ihm.
    » Um zu sehen, ob ich straflos davonkommen würde. Und es war ganz einfach. Aber nachdem er tot war, wollten seine Schreie einfach nicht aufhören. Sie waren so laut, dass ich nicht mehr schlafen konnte. Ich habe versucht, mich umzubringen, doch die Schreie hörten nicht auf. Also habe ich es noch mal versucht, mit einem anderen. In der Anstalt. Ich dachte, dass mein Freund Gesellschaft haben und endlich das Maul halten würde, wenn ich noch jemanden tötete. Aber das hat nicht funktioniert. Deswegen habe ich jetzt einen anderen Plan.«
    Das ist ein Psychopath. Ich muss weg von hier.
    Doch Kelly hatte viel zu viel Angst, um wegzurennen.
    » Wie sieht der aus, Cam?«, fragte Kelly, und ihr brach beinahe die Stimme.
    Cam holte sein Skalpell aus der Hosentasche. » Beim dritten Mal wird es klappen.«
    Er warf sich auf sie, ergriff Kellys Arm und stach ihr mit der Klinge in die Schulter.
    Kelly schrie, wie sie noch nie zuvor in ihrem Leben geschrien hatte.
    » Genauso hat er auch gebrüllt«, sagte Cam.
    Und stach erneut auf sie ein.
    Deb, die schon über ein Dutzend Triathlons und drei Marathons hinter sich gebracht hatte, war noch nie so erschöpft gewesen. Sie hatten die ganze Nacht nach Kelly gesucht. Jetzt brachte sie keinen Ton mehr hervor. Jeder Schritt wurde zur Qual. Ohne die Silikonsocken rieb die Haut an den Prothesen, und alles unterhalb ihres Beckens schmerzte wie eine gigantische Blase, die mit Sand statt Öl geschmiert war.
    Mal machte keinen wesentlich besseren Eindruck. Sie wusste, wie traumatisch es war, einen Teil des Körpers zu verlieren – sowohl physisch als auch psychisch. Die Tatsache, dass er wacker durchhielt und noch immer Sinn für Humor an den Tag legte, sprach Bände darüber, welch ein Kerl er war.
    Er hatte gesehen, wie sie eine Grimasse schnitt und ihr angeboten, die Tasche zu tragen.
    » Das schaffe ich schon, du hast doch auch alle Hände voll zu tun«, erklärte Deb.
    Mal lachte darüber, aber als Deb sich ihrer Aussage bewusst wurde, lief sie purpurrot an.
    » Kein Problem. Jetzt sind wir quitt, schließlich habe ich dich auf dem falschen Fuß erwischt, als wir uns kennenlernten.«
    Dann nahm er ihre Tasche. Gerade eine Hand verloren, und trotzdem trug er ihre Tasche.
    Wenn wir hier lebend rauskommen, muss ich mein Beziehungsmantra noch einmal überdenken.
    Letti schien am meisten mitgenommen. Sie kämpfte sich trotz des Humpelns weiter durch das Dickicht und hielt alle fünfzig Meter an, um den Namen ihrer Tochter in den Wald zu brüllen.
    Deb wusste, dass es mittlerweile nichts mehr bringen würde. Kelly antwortete nicht. Außerdem würde

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