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Das Hotel

Das Hotel

Titel: Das Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Nachfrage.
    » In den Bergen ist der Handyempfang eine heikle Sache. Ich hatte keinen und saß also in der Patsche: Ich konnte weder meine Beine belasten noch mit den Händen auf die Pedale drücken, denn dann hätte ich nichts mehr gesehen. Also …« Deb verstummte.
    » Also?«
    » Was hätten Sie getan?«
    » Keine Ahnung. Nach einem Ast gesucht? Nach irgendetwas Langem, mit dem ich die Pedale hätte bedienen können?«
    » In der Nähe des Autos wartete inzwischen wieder der Berglöwe.«
    » Autowerkzeug?«
    » Im Kofferraum. Ich war kaum fähig, mich auf den Fahrersitz zu hieven. An den Kofferraum zu kommen, war ein Ding der Unmöglichkeit.«
    » Ich gebe auf. Was haben Sie getan?«
    » Ich stellte meine Füße auf die Pedale, nahm den Schienbeinknochen und drückte.«
    Mal legte den Notizblock auf den Schoß. » Das ist … Das ist einfach …«
    » Widerlich? Abstoßend? Das Widerwärtigste, das Ihnen je zu Ohren gekommen ist?«
    » Das ist einfach das Tapferste , was ich je gehört habe. Sie sind ein Teufelsweib, Deb Novachek.«
    Deb starrte Mal an, und er strahlte. Sie öffnete ihr Fenster einen Spalt breit. Ihr war auf einmal warm geworden.
    » Halten Sie nach einem Pfad zu Ihrer Rechten Ausschau«, wies sie ihn an und war froh, das Thema wechseln zu können. » Laut Navi sollte da bald einer auftauchen.«
    Nach ein paar Hundert Metern fragte er: » Der da?«
    Deb bremste und spähte in die Richtung, in die Mal gezeigt hatte. Man konnte es kaum einen Pfad nennen. Es waren eher zwei kaum sichtbare Reifenspuren, die dort in den dunklen Wald führten.
    » Sieht nicht danach aus.«
    » Da ist ein Schild am Baum.«
    Das Schild war etwa so groß wie eine Pizzaschachtel und zeigte einen weißen Pfeil auf grünem Untergrund. Darauf stand: RUSHMORE INN 500 METER .
    Deb hatte nichts gegen eine urige, rustikale Atmosphäre. Aber so mitten im tiefen Wald versteckt zu liegen, verhieß ihrer Meinung nach nichts Gutes.
    » Ist das ein Scherz?« Sie runzelte die Stirn. » Wie soll man das denn finden?«
    » Vielleicht wollen sie ihre Ruhe haben.«
    » Vielleicht mögen sie einfach keine Gäste. Schauen Sie, das hängt nur provisorisch da, an einem Seil.«
    Und das Schild baumelte hin und her, obwohl Windstille herrschte.
    Als ob es gerade erst aufgehängt worden wäre.
    » Es scheint so, als ob da jemand vor Kurzem entlanggefahren ist«, meinte Mal. » Die Pflanzen haben sich noch nicht wieder aufgerichtet.«
    » Und sie waren nie wieder gesehen worden.«
    » Behagt Ihnen das Ganze nicht so recht?«
    Deb antwortete nicht.
    » Kommen Sie, was kann schon passieren?«
    » Da fragen Sie die Falsche.«
    Mal zuckte mit den Schultern. » Ich bin jedenfalls müde und müsste mich dringend duschen, und es gibt weit und breit nichts anderes. Versuchen wir es also. Was meinen Sie?«
    Deb hielt das für keine gute Idee. Allein die Tatsache, dass weder Straße noch Pension auf der Karte verzeichnet waren, gefiel ihr ganz und gar nicht. Auch der schleimige Manager, der sie ihr empfohlen hatte, war ihr zuwider gewesen. Und dass Mal so begeistert zu sein schien, zusammen mit ihr von der Straße abzukommen und in den tiefen Wald zu fahren, gefiel ihr erst recht nicht.
    Was weiß ich schon über diesen Mal?
    Sie hatte nicht einmal nach seinem Presseausweis gefragt. Er hatte sich einfach bis in ihr Auto geflirtet, und jetzt befanden sie sich beide mutterseelenallein am Ende der Welt. Verdammt – was war, wenn es überhaupt kein Hotel gab, sondern das Ganze nur Teil eines Plans war, den Mal zusammen mit dem Manager ausgeheckt hatte?
    Dann kam ihr ein äußerst finsterer Gedanke.
    Was, wenn der merkwürdige Mann, der gegen ihre Motorhaube geschlagen hatte, nichts mit dem zerfetzten Hirschen zu tun hatte?
    Was, wenn Mal es getan hatte?
    Mal war voller Blut gewesen, und er hatte ein paar Minuten Zeit gehabt, ehe sie zu ihm gestoßen war …
    » Sie sehen völlig verschreckt aus«, stellte Mal fest und streckte die Hand nach ihr aus, um sie am Arm zu berühren. Doch sie zuckte zurück.
    » Bitte fassen Sie mich nicht an. Okay?«
    Rasch nahm er die Hand zurück. » Kein Problem. Möchten Sie, dass ich mir das Hotel erst mal allein anschaue?«
    Wenn das alles Teil seines Plans war, sie zu kidnappen, könnte er ihr das Blaue vom Himmel herunter schwindeln.
    Sie starrte ihn an. Er war süß, charmant und schien alles zu tun, um ihr zu gefallen.
    Alles Qualitäten, die auch auf den Serienmörder Ted Bundy zugetroffen hatten.
    » Lassen Sie uns

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