Das Hotel
aus der Hand.
Dann setzte der Schmerz bei Felix ein. Sein Hals, sein Kopf, seine Finger – alles tat höllisch weh.
Scheiße, meine Finger.
Er hielt sie sich vors Gesicht, konnte aber in der Dunkelheit kaum etwas außer Blut erkennen. Dann schaltete sich sein Überlebensinstinkt wieder ein, und er hastete hinüber zum Messer. Er vermochte es aufzuheben – wenn auch unter qualvollen Schmerzen – und ging dann langsam zu John hinüber.
Die Augen des Giganten waren geschlossen. Felix vernahm ein tiefes, grollendes Geräusch. Da fiel bei ihm der Groschen. John schnarchte.
Macht er mir etwas vor?
Felix stellte den Fuß auf Johns Schulter und trat zu, sodass der Jäger von der Seite auf den Rücken rollte. Im Scheinwerferlicht konnte er die Beule auf seinem Schädel förmlich wachsen sehen.
Felix blickte auf seine Hände. Sie sahen aus, als ob er sie in einen Mixer gesteckt hätte.
Jetzt, als er die Schnitte sah, schmerzten sie noch stärker. Felix rannte zum Pick-up, warf das Messer auf den Rücksitz, steckte sich die Neun-Millimeter-Waffe in den Gürtel und griff dann den Erste-Hilfe-Kasten, der zusammen mit den Werkzeugen und dem Wagenheber hinten verstaut war. Er holte eine desinfizierende Salbe hervor, rieb sich damit die Hand ein und verband die Wunden mit Mull. Als er so gut wie fertig damit war, hielt er inne, fing wieder von vorn an und ließ den Zeigefinger aus, um im Notfall schießen zu können.
Schließlich zog er die Werkzeugkiste hervor und wühlte darin herum, bis er die Handschellen fand. Ein Impulskauf. Er hatte sie zusammen mit der Waffe erstanden, falls er tatsächlich denjenigen ausfindig machen sollte, der Maria etwas angetan hatte.
Felix steckte die Autoschlüssel in seine vordere Hosentasche, rollte den großen Mann auf den Bauch – er war so schwer, dass es verdammt schwierig war – und legte ihm die Handschellen an. Sie passten gerade noch um die riesigen Handgelenke. Schließlich schaffte Felix es mit viel Aufwand, dem Jäger das Handy aus der Tasche zu ziehen.
Felix benutzte seinen Zeigefinger und wählte den Notruf. Er wartete.
John hatte nicht gesagt, dass Maria tot war.
Was, wenn sie noch lebte?
Und was, wenn John ihn zu ihr bringen konnte?
Laut sagte er: » Vergiss es, das hier ist etwas für die Polizei.«
Aber was war, wenn die Bullen John nicht zum Reden bewegen konnten? Wenn sie nicht nachdrücklich genug waren?
Felix starrte den schnarchenden Riesen an.
Dieser Mann weiß, was mit Maria passiert ist. Der Mann, der mir das Gesicht und die Finger zerschnitten hat. Der Mann, der mir beinahe den Kopf abgehackt hätte.
Felix brach den Anruf ab und steckte das Handy ein.
Ich werde ihn zum Reden bringen.
Felix trat John mit voller Wucht gegen die Rippen. Er wollte sicher sein, dass der Riese nicht wieder bei Bewusstsein war. Wie erhofft blieb John still liegen. Also setzte sich Felix auf den Fahrersitz und stellte den Rückspiegel ein, um sich seine Verletzungen genauer anschauen zu können.
Sie sahen übel aus.
Sein Hemd war blutüberströmt, und sein Kopf machte den Anschein, als ob er ihn in einen Bottich voll Blut getaucht hätte. Sein Haar klebte am Schädel. Nicht ganz so schlimm wie Sissy Spacek am Ende von Carrie , aber verdammt nahe dran.
Felix entfernte so viel Blut wie möglich mit einem Haufen Papierservietten, die er beim Besuch eines Fastfood-Restaurants mitgenommen hatte. Ganz besonders passte er bei den Augen auf, denn das Blut brannte dort wie Chlor.
Die Verletzung am Kinn schien die schlimmste zu sein. Nachdem er es vorsichtig abgetastet hatte, konnte er den Knochen ausmachen. Dieser Schnitt musste bestimmt genäht werden. Aber Felix schaffte es kaum, die Pistole zu halten, geschweige denn, Nadel und Faden zu finden und diese auch zu benutzen. Glücklicherweise hatte er in der Werkzeugkiste eine Tube mit Sekundenkleber gesehen. Er presste die Wunde zusammen und drückte einen dicken Streifen Kleber darauf. Innerhalb von Sekunden hatte sich die Masse verhärtet und einen harten Kunstschorf gebildet.
Mit der Kopfhaut war die Sache komplizierter. Er konnte die Wunde weder sehen noch mit den Händen abtasten. Ohne auf seine Haare zu achten, wechselte Felix zwischen Papierservietten und Tupfern von Sekundenkleber, bis er das Bluten unter Kontrolle gebracht hatte.
Und was sollte er mit John anstellen?
Das Cozynook Motel schien der beste Ort zu sein. Obwohl es ausgebucht war, verfügte jedes Zimmer über eine eigene Veranda zum Wald hinaus. Felix
Weitere Kostenlose Bücher