Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Hotel

Das Hotel

Titel: Das Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
Vom Netzwerk:
bilden einen Kreis um sie. Maria fuchtelt mit dem Viehtreiber hin und her und hält sie so von sich fern. Mit ihrer freien Hand reißt sie sich den Ballknebel aus dem Mund und wirft ihn zu Boden. Sie ist benommen, und ihr wird übel. Normalerweise schläft sie nach einem solchen Martyrium lange und tief. Maria kämpft gegen das Gefühl an und hält sich auf den Füßen, entschlossen, nicht ohnmächtig zu werden.
    Jemand fasst sie an, und sie stößt mit dem Viehtreiber zu. Der Blitz und ein Zischen zusammen mit einem Aufschrei verleihen ihr neue Kraft. Blitzschnell dreht sie sich um und stößt den Viehtreiber in das aufgeblähte Gesicht der Kreatur. Plötzlich fällt eine Wand sauren Fleisches auf sie, zwingt sie unter ihrem Gewicht zu Boden. Sie stößt erneut zu, diesmal auf das, was auf ihr liegt. Ein Schrei, aber sie ist noch nicht frei. Es liegen stattdessen immer mehr Freaks auf ihr, und sie kann sich nicht bewegen.
    Sie kann noch nicht einmal atmen.
    Maria grunzt und stemmt sich mit aller Kraft dagegen. Sie will nicht ersticken, nicht jetzt, nicht so kurz vor der Erlösung. Aber der stinkende Fleischberg auf ihr ist zu schwer, als dass sie einen Finger rühren könnte. Sie reißen ihr an den Haaren. Marias Gesicht ist zu Boden gepresst, und ein dreckiger, deformierter Babyarm mit sieben Fingern legt sich auf ihren Mund.
    Sie versucht, Luft in ihre Lungen zu saugen, aber die Masse auf ihr ist zu schwer.
    Es tut mir leid, Felix. Ich habe mein Bestes gegeben.
    Plötzlich wird der Berg auf ihr leichter. Erst ist es ein Monster weniger, dann zwei. Immer mehr lassen von ihr ab. Maria schnappt nach Luft. Sie schaut zu, wie sich der Hund – der bildschöne, furchterregende Hund – einen weiteren Freak vornimmt und ihn von ihr reißt.
    Jetzt rennen sie alle Richtung Tür, schleppen ihre Verwundeten – und das sind viele – hinter sich her. Der Hund macht sich an der letzten Kreatur zu schaffen. Sie hat ein quadratisches, frankensteinähnliches Gesicht und Hände, die wie Zangen aussehen. Der Hund hat sich am Hals festgebissen. Maria blickt zur Tür und tauscht einen hasserfüllten Blick mit Eleanor, die ihr Kind aufgibt und die Tür hinter sich zuschließt.
    Maria setzt sich auf und umfasst den Viehtreiber mit beiden Händen. Der Hund beißt immer und immer wieder zu, bis der Freak aufhört, sich zu bewegen und der halbe Hals aus dem Mund des Schäferhunds hängt.
    Dann schüttelt er den Kopf und öffnet das Maul. Er nimmt Maria ins Visier und beginnt zu knurren.
    » Braver Hund«, stammelt Maria. Ihre Stimme kratzt. Sie kann sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal gesprochen hat.
    Der Hund kauert sich hin, seine Nackenhaare stellen sich auf. Er knurrt erneut, lang und tief, fletscht und entblößt seine Zähne.
    » Sitz«, befiehlt Maria.
    Der Hund kriecht näher. Er schaut nicht auf Maria, sondern auf den Viehtreiber.
    Maria legt ihn neben sich. » Sitz!«, wiederholt sie.
    Der Hund gehorcht. Die Zunge hängt ihm aus dem Maul.
    » Guter Hund! Komm her.«
    Der Hund stürzt sich auf sie, und Maria schreit beinahe auf.
    Doch es ist ein verspielter, freudiger Satz. Er wedelt mit dem Schwanz. Seine warme, blutige Zunge leckt ihre Wange. Sie streichelt seine Schnauze und umarmt ihn. Das fühlt sich so gut, so echt an, dass sie ihre Tränen nicht zurückhalten kann.
    » Guter Hund. Kannst du Pfote geben?«
    Der Hund hebt den Vorderlauf, und Maria nimmt ihn dankbar entgegen.
    » Und wie heißt du?« Sie fummelt am Halsband herum und sucht nach der Marke, während er sie ableckt. » JD . Ich schwöre dir, JD – wenn wir hier lebend rauskommen, kaufe ich dir jeden Tag ein Steak, und zwar für den Rest deines Lebens.«
    JD gefällt das, und er wedelt noch eifriger mit dem Schwanz.
    Maria steht auf. Sie weiß, dass Eleanor samt ihrer Sippschaft wiederkommen wird. Vielleicht bewaffnet, vielleicht sogar mit Pistolen.
    Sie geht zur Tür und dreht am Knauf. Verschlossen.
    Maria wirft sich dagegen, aber die Tür gibt nicht nach.
    Ich darf jetzt nicht aufgeben. Nicht jetzt. Nicht, wo ich so nahe dran bin.
    Maria schaut sich erneut um. Aber ganz gleich, wie sehr sie sich anstrengt, sie schafft es nicht, einen Ausweg zu finden.
    Letti Pillsbury stand in der Tür des Ulysses-S.-Grant-Zimmers und starrte auf ihre am Boden hockende Mutter.
    » Siehst du in jedem Hotel, in dem du absteigst, unter dem Bett nach?«, fragte sie.
    » Was? Natürlich nicht.« Florence stand auf und glättete einige nicht vorhandene Falten in ihrer

Weitere Kostenlose Bücher