Das Hotel
geschah, griffen drei Arme nach ihr und zogen an ihren Cheetahs, sodass sie rücklings auf den Hintern fiel.
Sie trat um sich und versuchte sich freizukämpfen, doch die beiden Männer krochen bereits auf sie. Gierig tasteten sie sich ihre Schenkel hinauf zu ihren Hüften und Brüsten.
Erst jetzt stellte Deb fest, dass es sich nicht um zwei Männer handelte.
Es war ein Mann mit zwei Köpfen.
Kelly war übel. Außerdem hatte sie Angst. Ihr Finger tat ihr weh, und sie war völlig außer sich. Vor allem jedoch war sie jung und fühlte sich auf einmal eher wie eine Erstklässlerin als ein Teenager.
Sie starrte ihre Mom an, die sich laut mit Maria stritt, wohin es als Nächstes gehen sollte. Die schwangere Frau, Sue, stand wie ein Zombie da und schien komplett weggetreten. JD schnupperte im Zimmer herum und wartete offenbar darauf, dass ihm jemand sagte, was er tun sollte. Der Einzige, der völlig entspannt schien, war dieser Cam. Er lehnte an der Wand, hatte die Arme verschränkt und machte einen leicht gelangweilten Eindruck.
Ich wünschte, ich wäre wie er.
Kelly platzte fast vor Angst und Sorgen. Obwohl sie nicht mehr in den Zellen steckten, saßen sie doch immer noch in diesen Tunneln fest. Laut Maria gab es hier viele schreckliche Leute. Kelly wusste, dass sie nirgendwohin fliehen konnten, selbst wenn sie imstande wären, hier auszubrechen. Sie befanden sich inmitten von Wäldern, mitten in der Wildnis, und ihr Auto war kaputt. Außerdem waren Maria, Sue und Larry schon viel länger hier und hatten es bisher auch nicht geschafft, zu fliehen.
Was, wenn wir für immer und ewig Gefangene bleiben?
» Mom?«
» Gleich, Kelly.«
Kelly wünschte sich, dass Grandma da wäre. Mom war zwar stark, aber Grandma besaß noch eine andere Stärke. Sie war ruhiger und vernünftiger. Obwohl Kelly ihre Großmutter nicht besonders gut kannte, war sie sich sicher, dass ihre Oma der einzige Mensch war, der sie aus dieser Misere retten konnte.
» Alles klar?«
Kelly schaute zu Cam auf, der sich neben sie gestellt hatte.
» Ja«, brachte sie heraus.
» Du bist sehr, sehr mutig«, sagte er.
» Glauben Sie?«, fragte sie und verschränkte die Arme. » Dabei habe ich so viel Angst, dass ich fast wahnsinnig werde.«
» Genau wie der Rest von uns.«
» Sie auch?«
Cam nickte.
» Obwohl Sie … Obwohl Sie dem Mann das Genick gebrochen haben?«
Cam blickte in die Ferne. » Ja, das war schrecklich. Doch ihm hat alles nur noch wehgetan, und er wollte sterben. Außerdem ist der Tod gar nicht so schlimm.«
» Woher wissen Sie das?«
Cam zog einen seiner Lederhandschuhe aus und hielt sein Handgelenk in die Höhe. Es war voller Narben.
» Nachdem mein Freund starb, habe ich mich selbst umgebracht.«
» Sie meinen wohl, dass Sie es versucht haben«, korrigierte ihn Kelly.
» Nein. Ich habe es geschafft. Ich war zweieinhalb Minuten lang tot, ehe sie mich zurückholten.«
Cam reichte ihr einen Arm, sodass sie ihn genauer untersuchen konnte. Die Narben jagten ihr einen kalten Schauder über den Rücken, aber irgendwie waren sie auch cool. Sie fuhr mit dem Finger über eine von ihnen und war überrascht, wie hoch sie stand.
» Und wie war es? Zu sterben, meine ich.«
Cam zuckte mit den Achseln und zog sich den Handschuh wieder über. » Es war wie Schlafengehen.«
» Hatten Sie denn keine Angst?«
» Es gibt so viele Dinge, vor denen ich mehr Angst habe als vor dem Tod, Kelly.«
» Zum Beispiel?«
Cam starrte sie an. » Zum Beispiel vor dem Leben.«
Kelly entschied, dass sie Cam mochte. Ihr gefiel, wie er Klartext redete und wie offen er war.
Und außerdem ist er irgendwie süß.
» Hier entlang«, sagte Mom. » Los, Kelly.«
Kelly lief hinter ihrer Mutter her.
Cam meint, ich bin mutig. Doch wie benehmen sich mutige Mädchen, wenn sie einem süßen Mann gegenüberstehen?
Ohne weiter darüber nachzudenken, ergriff sie Cams Hand und drückte sie.
Als sie spürte, wie er den Druck erwiderte, hatte Kelly weniger Angst als zuvor.
Wie erwartet war Lettis Zimmer leer. Florence fand die Geheimtür im Schrank und überlegte einen Augenblick, ob sie dem Geheimgang folgen sollte.
Noch nicht. Ich muss zuerst die Zimmer genauer unter die Lupe nehmen.
Nach der Episode mit dem Sheriff war sie innerlich aufgewühlt. Nachdem sie so viel Leid, Elend und Unmenschlichkeit mit angesehen hatte, was Menschen auf allen sechs Kontinenten erlebten und ausübten, hätte sie ihr Leben darauf verwettet, solche Gräueltaten nie selbst zu
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