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Das Hundehotel

Das Hundehotel

Titel: Das Hundehotel
Autoren: Diane Cooper
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glaubt der Arzt, es könne ein kleiner Bruch sein. Es wird morgen geröntgt.» Es klang jedenfalls wahr. Eine von den Sachen, die nur ihm passieren können. Einer seiner unbewußten Tricks, mit denen er sich vor der Schufterei hier drückte. Vielleicht zog er Unfälle an. Ich war schon wieder auf dem Psychiatertrip. Alle diese Verzögerungen, um nicht mal darüber sprechen zu brauchen, ob wenigstens eine entfernte Möglichkeit bestünde, daß er zurückkäme. Vielleicht konnte er gar nicht anders. Zumindest würde ich Zeit haben, die Schildkröte aus den Handtüchern zu wickeln. Vielleicht konnte ich sogar den Weihnachtstruthahn aus dem Ofen holen, ehe er es schaffte.
    Wir tranken alle zusammen Tee. Ich versuchte, Emily zu erklären, warum Rajah keine Süßigkeiten und keinen Kuchen mehr bekommen dürfe. Ich nahm kein Blatt vor den Mund, denn Kinder verstehen so etwas. Ich sagte: «Wenn er weiter zuviel ißt, wird er so krank werden, daß er vielleicht stirbt.» Ich zeigte ihr Bens Schlankheits-Drops, und sie probierte doch tatsächlich zwei oder drei. Ich fragte mich, ob sie nachher auch einen Schweinsfuß essen würde. Sie schien in Gedanken meilenweit fort zu sein, und obgleich sie zuhörte, bezweifle ich, daß sie ein Wort von dem aufnahm, was ich sagte.
    Als ihre Eltern kamen, war sie längst nicht mehr so entspannt. Sie sagte klar und deutlich, sie wolle nicht mit nach Hause. Nein, erklärte sie mit der Festigkeit einer reifen Neunjährigen, die zu oft ihren Willen durchgesetzt hat, sie wolle hierbleiben. Sie könne Hotels nicht ausstehen. Sie könne Dubrovnik nicht ausstehen. Sie könne Strände nicht ausstehen. Sie war mit Ben zum Teich gegangen und hatte ihm geholfen, die beiden fehlenden Enten zu suchen (sie saßen mit ihrem Schnabel unterm Flügel im Gras, eine leichte Beute für jedermann, zum Beispiel jugendliche Tramper, die ihren Hunger auf dem Weg zur Stadt stillen wollten), und sie hatte das Geschirr gespült. Es war, als erzählte sie von ihren Erlebnissen in Disneyland. Sie hatte beim Hundefüttern geholfen, Baby einen Eimer mit Futter gebracht, aus gemistet, und alles hatte ihr einen Heidenspaß gemacht.
    Wir redeten mit Engelszungen, sie zur Heimfahrt zu bewegen, aber schließlich sagte ich: «Na gut, lassen Sie sie hier. Sie wird aber tüchtig arbeiten müssen, und Delikatessen gibt’s bei uns nicht oft. Keinen Kuchen zum Tee, sondern jeden Tag Toast mit Bohnen, Eier, Porridge, Ölsardinen und eine Menge Salat aus dem Garten und Milch von den Ziegen. Vor allem mußt du dir alles selbst holen und besorgen. Wenn du Hotels nicht ausstehen kannst, habe ich eine gute Nachricht für dich: Dies ist das genaue Gegenteil. » Sie war begeistert.
    Ich glaube, ihre Eltern insgeheim auch. Sie bestanden darauf, daß ich genausoviel nahm wie ein Hotel, und ich dachte inzwischen viel zu kommerziell, um groß zu protestieren. Ich hatte längst eingesehen, daß Verantwortung einen hohen Preis kostet. Emily zog mit Rajah in das kleine freie Zimmer, und am nächsten Tag kam ihr Gepäck. Miss Bloomer würde nie glauben, daß ich nur Hunde nahm.
    Als Ben gerade die Telefonnummer von Mr. Pendle suchte, damit ich den Fuchs und die Schildkröte abbiegen konnte, kam dieser schon mit beiden an. Der Fuchs war nur ein Füchslein, und er war sehr, sehr süß.
    Die Willoughbys hatten Bobby abgeholt, und im Laufe der Woche würden noch drei andere gehen. Ich fürchtete mich davor, daß das Haus wieder leer werden könnte.
    Sidney, ein unwahrscheinlicher Name für etwas so Niedliches, war also sehr willkommen. Er war ein so lustiger kleiner Fuchs. Nur hatte er panische Angst vor Hunden. Vielleicht hatte seine Mutter ihm, ehe er Waise wurde, vom Jagdhorn erzählt, oder tief in ihm schlummerte die Furcht, mit der alle Füchse zur Welt kommen. Wohin ich auch ging, ich mußte ihn immer auf dem Arm mitnehmen, und als ich ihn einmal kurz absetzte, während ich die Toilette benutzte, stieß er einen so herzzerreißenden Schrei aus, daß ich ihn sogar dort auf den Schoß nahm und ihm versprach, ihn nie wieder loszulassen.
    Ich hätte fast vergessen, daß Lady doch ein echter Gast wurde. Sie war lange bei uns und hatte sich gut eingelebt. Ihre Telefonreaktionen und die gelegentliche Hetze um die Rosenbüsche waren inzwischen voraussehbar geworden. Sie hatte viele gewinnende Eigenschaften: Wenn sich einer von uns bückte, um sie zu kitzeln, legte sie sich bereitwillig auf den Rücken; wenn sie mit Ben, in dem sie irgendwie Adam
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