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Das Hundehotel

Das Hundehotel

Titel: Das Hundehotel
Autoren: Diane Cooper
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sagt. Aber wieso eigentlich?»
    «Oh, ich habe den Unterricht zu Hause satt, und ich will nicht auf dieses riesige häßliche College gehen, wo alle schneller laufen können als ich und mich bestimmt dauernd auf ziehen und so. Die Schule im Dorf wäre für ein oder zwei Jahre genau richtig. Ich kann mit dem Schulbus fahren, er kommt doch hier vorbei. Dann habe ich gedacht, daß ich bestimmt manchmal nach Hause fahren müßte, aber Mami und Paps sind doch nur in den Ferien da, also könnten wir dann zusammen sein. Es wäre ein bißchen wie Internat, nur schöner. » Es klang sehr plausibel - aber was hatte ich damit zu tun? Ich hatte das schreckliche Gefühl, manipuliert zu werden, und daran konnten weder freie Tage noch die treffendsten Wandsprüche etwas ändern. Ein Strom fremder Pläne schwemmte mich fort, und ich war zu kaputt, um mit ihm zu schwimmen oder abzudrehen und zum Ufer zu paddeln.
    Max Beerbohm sagte einmal in einem schwachen Moment: «Eine Frau, die Hunde liebt, hat keinen Mann gefunden.» Ich war nicht sicher, ob ich etwas dagegen hatte, daß Emily hier zur Schule ging, und außerdem mußte ich in diesem Moment niemanden finden. Sie nahm mich einfach als gegeben hin - wie ein Möbelstück. Mein einziger Freund war Selbstmitleid, und ich hätte sehr gut auf ihn verzichten können. Wahrscheinlich war es höchste Zeit, mich wieder durchzusetzen, dachte ich, tu endlich etwas Konkretes, werde wieder produktiv.
    Bei seinem letzten Besuch, als er die Afghanen abholte und mich von der drohenden Verantwortung für die Zukunft befreite, war Ross zum Lunch geblieben und hatte mir ein bißchen über sein Leben erzählt. Ich hatte ihm alles über mich erzählt, jedenfalls fast alles; denn die Tatsache, daß mein zweiter Zeh an jedem Fuß länger ist als der erste, oder die Art, wie zwei Knochen in meiner Hüfte knacken, wenn ich renne, schienen zu belanglos zu sein. Wenn eine Affäre jedoch aus verbaler Intimität und Augensprache bestehen kann, sie sich auf ein Essen und ein wenig Geschirrspülen und eine Stunde mit einem vergnügten Schwein in der Sonne über die Wiesen laufen beschränkt, dann war es eine. Ich glaube, jeder von uns verstand im anderen etwas, das er in sich selbst nur schwer begreifen konnte, und jeder Versuch, mehr daraus zu machen, hätte vielleicht nur das zerstört, was wir besaßen. Ross sagte, er werde mir die Hunde im Frühling, wenn nicht schon eher, wiederbringen. Doch ich war sicher, daß er es nicht tun würde, und wünschte mir aus vielerlei Gründen, daß es hier und jetzt zu Ende ginge. Er sagte aber auch noch, daß er die Entschlossenheit bewundere, mit der ich mich von einem Projekt ins nächste stürze, und bei dieser Bemerkung fragte ich mich plötzlich, ob nicht jetzt ein guter Zeitpunkt sei, etwas völlig anderes zu probieren, meinetwegen Bildhauen oder, was zweifellos lukrativer sein würde, Linoleumlegen. Es war schließlich gar nicht so leicht, etwas zu finden, was ich noch nicht gemacht hatte.
    Ich beschloß, es mit kleineren Schritten anzugehen, indem ich mittags grillte, statt zu braten, und verbrannte eine Pfanne mit Rindfleisch und Gemüse, bis die Decke schwarz wurde. Ben seufzte und löste mich ab. Er hatte sich praktisch entschieden, in die Gastronomie zu gehen, und bereitete sich darauf vor, es seinem Vater zu sagen, der bald heimkam, und seiner Mutter, die bereits zu Hause war und sich wieder fürs Familienleben wappnete.
    Ich glaubte, Ben würde eine sehr gute Figur als Küchenchef abgeben, vielleicht sogar als Maître d’hotel, aber im Moment wünschte ich, er würde sich nicht so schrecklich tief über den Teller beugen, sich nicht mit dem Daumen im Genick kratzen und nicht so hemmungslos gähnen, daß man einen ungehinderten Blick auf unzerkaute Bohnen hatte. Schulmahlzeiten und die Demokratisierung der Tischmanieren sind kein schöner Anblick für den Betrachter.
    Im Morgengrauen rief mich Marsha an. Sie konnte nach einer Party offenbar kaum noch die Augen aufhalten und sich nicht vorstellen, daß andere Leute noch schliefen. «Es ist furchtbar, Schatz», lamentierte sie, «mein Luxusschuhmacher... das Hotel war super, direkt über einem See, jedenfalls über etwas, das sehr naß war, eine Suite mit Balkon, wie bei Noël Coward und ebenso out, aber unglaublich friedlich, verstehst du?» Ich wünschte, ich verstünde es. Mir hätte es genügt. Ich stand da und gähnte und versuchte zuzuhören. «... er hat seinen wahren Namen und seine richtige Adresse
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