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Das Hundehotel

Das Hundehotel

Titel: Das Hundehotel
Autoren: Diane Cooper
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benutzt, wegen der Kreditkarten und der Spesenabrechnung und all dem Zeug — und ich mußte ausgerechnet meinen süßen Spitzenslip im Badezimmer liegenlassen! Sie haben ihn prompt an Frau Schumacher geschickt — ich meine, an die richtige !» Sie machte eine effektvolle Pause. Ich gähnte zum dreizehntenmal. Nicht mal der Sonnenaufgang konnte mich trösten.
    «Nicht daß ich ihr den Slip nicht gönne, Schatz», fuhr sie ernsthaft fort. «Immerhin hat er mir haufenweise Klamotten gekauft, aber das Hotel hat eine niedliche kleine Spielzeugmiezekatze dazugepackt, es ist ein Reklamegag von ihnen, und ich hab mir so sehr eine gewünscht. Das ist nicht fair. Ich meine, sie war eigentlich für mich bestimmt, weil der Hoteldirektor auf mich stand, so was merkt man ja, du verstehst, und am Halsband hing sogar eine kleine Nachricht. Er schrieb...»
    «Gute Nacht, Marsha», unterbrach ich. «Es interessiert mich einen Dreck.» Und ich ging wieder ins Bett und heulte los. Ich weinte all die Tränen fort, die ich zurückgehalten hatte, bei Rover, bei dem Rindfleisch, bei den sentimentalen Erinnerungen und der Wehmut wegen Ross.
    Wenn jetzt noch die geringste Kleinigkeit passiert, kriegst du wirklich Zustände, dachte ich am Morgen. Ich war lange nicht mehr so verzweifelt gewesen - vielleicht nicht seit den Säumen, deretwegen ich meine Karriere als Weißnäherin aufgegeben hatte? Mit bebender Hand malte ich mit weißer Farbe «Wir werden siegen» oben über die Kommode, wo nicht mal der gute treue Toby es hätte ablecken können. Ich trat zurück und meditierte die drei Worte, strauchelte über einen Schemel, wankte erschöpft und gereizt durchs Zimmer und fauchte das Telefon an, als es klingelte.
    Eine Mrs. Harris würde ihren Boxer erst in mindestens zwei Wochen abholen können. Ich stellte das Wasser auf. Niemand hatte den gewaltigen Neufundländer abgeholt, ein schläfriges Geschöpf, das in einer Ecke schnarchte, bis die Welt unterging. Der Besitzer hatte nie abgehoben, und die Dame von der Auskunft teilte mir kühl mit, unter der angegebenen Nummer sei kein Anschluß verzeichnet, und ich solle mich nicht wundern, wenn auch in Zukunft niemand abhebe. Ich mußte der ärgerlichen Tatsache ins Auge sehen, daß ich als Hundeasyl mißbraucht worden war. Für einen putzigen Terrier oder eine gelegentliche kleine Promenadenmischung konnte man meist ein neues Zuhause finden, aber wer will schon anderthalb Zentner mit schlechten Zähnen und Schlafkrankheit?
    Beim Frühstück verkündete ich, daß wir weiter streichen müßten. Hetty hatte mich gewarnt, wenn Baby nicht in ein oder zwei Wochen zur Speck-Fabrik käme, würde er mit seinem Rüssel den ganzen Besitz verwüstet haben. Baby war ein riesiges und glückliches Schwein und hatte das Tor zu seinem Zwinger zweimal aus den Angeln gehoben, als ihn sein Freiheitsdrang überkam. Das Tier wieder einzufangen, erforderte eine Menge Zeit, Kraft und Mühe und trug mir zerfetzte Jeans, ein zerrissenes Hemd und eine zerschrammte Hand ein. Alles schien sich gegen mich verschworen zu haben. Es wurden kaum noch Hunde angemeldet, da die Saison so gut wie vorbei war. Nur noch ein paar Eintagsfliegen (sie blieben zwar zwei oder drei Tage, aber ich war mehr gewohnt) und dann und wann eine psychiatrische Nuß, die Hetty mir zu knacken brachte, damit ich in Übung blieb. Aber von Übung würde ich nicht leben können. Ich erwog ernsthaft, eine Zucht anzufangen. Hatte Hetty nicht früher mal gesagt, das würde mich den Winter über beschäftigen? Vielleicht Yorkshire-Terrier, klein und sehr beliebt. In zwei robuste Weibchen investieren, vielleicht von Zeit zu Zeit ausstellen. Aber der alte Schwung war dahin.
    Wir schleiften die Leitern auf die Diele und arbeiteten den ganzen Morgen an den Wänden und Türen. Emily und Ben machte es einen Heidenspaß. Ich beneidete sie. Emily war sehr gut in den Ecken und Winkeln, wo Ben und ich unweigerlich pfuschten. Ihre stark vergrößernde Brille und ihre Liebe zum Detail waren bereits unschätzbar gewesen, als sie das Altartuch zu Ende bestickt hatte, und ich hatte ihr eine alte Schachtel mit Pastellfarben geschenkt, als ich ihre verblüffend guten Zeichnungen von Hunden gesehen hatte. Ben ermutigte sie bereits, ein Geschäft daraus zu machen. Er wollte ihre Arbeiten rahmen und zusammen mit seinen Schlankheits-Drops an die Besitzer verkaufen.
    Über der Speisekammertür verblich der Spruch «Heute ist der erste Tag deines restlichen Lebens ». Gegen Tränen
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