Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Hundehotel

Das Hundehotel

Titel: Das Hundehotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
Vom Netzwerk:
nickte. Dann sagte er zögernd: «Es ist wegen Mami.» Er verstummte, und ich wartete. Dann brach es aus ihm hervor, die ganze angestaute Angst. «Wissen Sie, sie muß dauernd gebürstet werden, und zu Hause hat niemand Zeit. Ihre Haare werden schrecklich zottelig und verfilzt. » Er blickte flehend zu mir hoch. Ich mußte mir ins Gedächtnis zurückrufen, daß er den Hund meinte, nicht die Mutter. Sie schien sowieso längst nicht so einnehmend zu sein wie Lady. «Sie würde auch am liebsten den Hörer abnehmen, wenn das Telefon klingelt, und vor dem Abendessen läuft sie dreimal um den Fischteich und ihr Frolic herum. Sie hat Angst vor Gewittern und vor Mr. Hollingbury und vor Leuten, die niesen. » Er hielt inne, und wir starrten Lady beide respektvoll an. Sie wandte den Kopf bescheiden ab, als wolle sie um Entschuldigung bitten. Ich hatte selten erlebt, daß jemand so feinfühlig und sensibel war.
    «Hat Mami denn erlaubt, daß du Lady herbringst?»
    «Äh, nein, noch nicht. Ich dachte, es ist besser, wenn ich Sie frage, was Sie davon halten, ehe ich sie darum bitte. Aber sie sagt in einer Tour, Lady sei ein Nagel zu ihrem Sarg, und deshalb habe ich gedacht, sie wird bestimmt nichts dagegen haben. »
    «Was Mr. Hollingbury und niesende Leute betrifft, kann ich für nichts garantieren», warnte ich ihn. «Aber ich werde natürlich an all das denken, und ich werde sie beruhigen, wenn es donnert. Sie darf auch jedesmal abnehmen, wenn das Telefon klingelt. Ich wäre sogar dankbar. Wenn sie um den Fischteich laufen will, hab ich nichts dagegen, obgleich im Moment nicht viel Wasser drin ist, von Fischen ganz zu schweigen. Aber alles andere werde ich schon regeln. »
    «Danke! Danke! Ich glaube, wenn sie woanders ist, wird sie alles das vielleicht gar nicht brauchen. Vielleicht mag sie dann sogar Gewitter und Niesen. Mr. Hollingbury natürlich nicht, aber es wäre alles neu für sie, meine ich. Vielleicht hat sie nur deshalb Angst vor Gewittern, weil Mami diesen Wutanfall gekriegt hat oder weil Mr. Hollingbury ihr einen Tritt gegeben hat oder...» Er verstummte, weil ihm klarwurde, daß er zu weitgehen könnte.
    «Das kann sein», stimmte ich zu, «und Frolic kann sie bei mir auch bekommen. » Er sah mich an, seine angstvollen Augen waren eine einzige Bitte: ihn von all den Sorgen zu befreien, die seinen kleinen Kopf zu sprengen drohten.
    «Ich würde sie sehr gern nehmen», versicherte ich ihm herzlich und brachte den Magnaten zum Schweigen, der sich zu Wort melden wollte. «Ich verspreche auch, daß ich gut für sie sorgen werde. Ich würde sie bürsten, und sie hätte es bestimmt gut. Aber zuerst müssen wir natürlich deine Eltern um Erlaubnis fragen. »
    «Denen ist es bestimmt egal.» Er schüttelte den Kopf. «Mami mag sie sowieso nicht, und Daddy lebt in Frankreich. »
    Ich wunderte mich, daß jemand Lady nicht mögen konnte. Sie saß neben den Pudding-Crackern und leckte sich nicht einmal die Lefzen. Ich gab ihr mein halbes Marmeladetörtchen, und sie krümelte kein bißchen. Ich sagte vorsichtig: «Verstehst du, es könnte ziemlich teuer werden.» Ich mußte es sagen. Mami brauchte ohnehin eine Rückzugsmöglichkeit.
    «Das geht schon in Ordnung», sagte Adam eifrig. «Ich kriege fünfzig Pence Taschengeld die Woche, wenn ich in der Schule bin, und das können Sie alles haben. Und außerdem habe ich zwei Pfund von meinem Feriengeld gespart, und die können Sie auch haben.» Ich schob seine Hand zurück in seine Tasche.
    «Sieh mal», sagte ich und hatte keine Ahnung, wie ich erklären sollte, daß 50 Pence ein Tropfen in den Hundenapf war, «reden wir zuerst mal mit Mami. Gib mir eure Nummer, und ich rufe sie an. Wenn Lady morgen früh das Telefon hört, kann sie meinetwegen ruhig abnehmen. »
    Ich meinte es als kleinen Scherz, aber das Problem war zu überwältigend, um ins Lächerliche gezogen zu werden. «Ich versuche wirklich, es ihr abzugewöhnen. Im Ernst. Mami wird immer schrecklich böse. Sie hat mal mit einem Reitstiefel nach ihr geworfen, und er traf sie über dem Auge.» Mit dem dicken Fell hat sie es bestimmt ganz gut verkraftet, dachte ich, aber ich konnte sehen, daß es dem Jungen um so weher getan hatte.
    Wir saßen da und redeten von der Schule und Lady und seinen Ferien und ihren Krallen, die sich zu sehr krümmten, wenn sie länger wurden, so daß man auf sie achten müsse. Ich war gerade nicht ganz bei der Sache gewesen und hatte «Waschen» verstanden und schlug allen Ernstes vor, die

Weitere Kostenlose Bücher