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Das Hundehotel

Das Hundehotel

Titel: Das Hundehotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
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morgens rief ich pflichtschuldigst im Krankenhaus an. Dem Patienten ging es immer «gut» (was ich von mir nicht sagen konnte), und ich legte nicht eher auf, bis ich ihm plausibel gemacht hatte, warum ich ihn unmöglich besuchen konnte.
    Ich faßte den Entschluß, nach dem Mittagessen in die Stadt zu fahren. Bustle hielt gern ein Nickerchen. Sie begriff, sobald ich ihr die arme Maus reichte. Sie nahm sie zwischen die Zähne und sprang auf die Daunendecke. Meine eigenen Hunde blieben ganz gern zu Hause und bewachten es. Wenn ich sagte, ich müsse allein ausgehen, ließen sie sich an strategischen Punkten nieder und spitzten die Ohren, um vor drohenden Begegnungen der dritten Art auf der Hut zu sein. Ich lobte ihre enorme Wachsamkeit, worauf sie prompt einschliefen.
    Ich mußte meinen Kunden guten Gewissens versichern können, daß alle Gäste täglich gutes, frisches Fleisch bekommen würden - schon weil Dosenfutter bei den vielen Hunden, mit denen ich zum Sommer fest rechnete, ein Vermögen kosten würde.
    Ich kaufte einen Karton mit unerwünschten Endstücken von diesem und jenem, Ringelschwänze und dergleichen, und einen anderen Karton mit Schweinsköpfen, die glücklich aus dem offenen Kofferraum herauslugten. Darunter lagen verschiedene Ohren und ein paar ziemlich eifrige Füße. Für einen festen und erschwinglichen Preis überredete ich den Supermarkt zu einer wöchentlichen Lieferung von Sachen, die keine anständige Hausfrau kaufen würde.
    Als ich heimkam, saß ein kleiner Junge auf dem Zaun am Tor. Ich sagte «Hallo» und hielt neben ihm. Er trug gutgeschnittene Designerjeans und ein enges T-Shirt, aber keine Schuhe. Seine Haare waren popperig, nicht punkig. Internat. Alles an ihm roch nach Privatschule. Ich will mich jetzt nicht streiten, ob das gut oder schlecht, ich sage nur, es ist ein bißchen angenehmer als Gesamtschule, und meinetwegen könnt ihr Maggie zu mir sagen. Er rutschte vom Zaun und sagte «Hallo», und wir lächelten beide. Dann fügte er hinzu: «Das ist Lady. »
    Lady war ein Hund undefinierbarer Rasse, aber sie hatte ein Fell, das jeder Jak für sonntags in den Schrank gehängt hätte. Es war schwer zu sehen, wo vorn und hinten war, doch als ich sagte «Hi, Lady!», wackelte das hintere Ende so begeistert, daß ich für einen Sekundenbruchteil braune Augen und eine feuchte Nase in meiner unmittelbaren Nähe glänzen sah. Als das Pelzgestöber sich gesetzt hatte und wieder wie eine Luxusbürste zum Autowäschen aussah, sagte ich: «Sie ist Spitze.»
    Das meinte ich auch so. Lady war einer von den Hunden, die in Begleitung pummeliger Kinder und berückender Fotomodelle auf Karikaturen und Kalendern, auf Puzzlespielen und Pralinenschachteln Vorkommen. Aber in erster Linie war Lady sicherlich ein Hund, der ein Dutzend gute Eigenschaften von doppelt so vielen verschiedenrassigen Ahnen geerbt hatte. Ich denke oft, daß Menschen immer die schlimmsten Seiten ihrer Vorfahren mitbekommen, Hunde dagegen die besten.
    Ich beugte mich aus dem Seitenfenster. «Und du?» fragte ich. Der Junge sagte: «Mein Name ist Adam Adair» und streckte eine kleine saubere Hand aus. Wir begrüßten uns, dann öffnete ich die Beifahrertür, und sie stiegen ein. Lady blieb am Boden sitzen, ohne auch nur den Versuch zu machen, auf den Sitz zu springen, ein Gehorsam, den ich absolut umwerfend fand. Als wir zum Haus fuhren, sagte Adam herzzerreißend direkt: «Würden Sie sich bitte um Lady kümmern, wenn ich wieder zur Schule muß?»
    Bis zu den nächsten Ferien waren es zwölf Wochen. Das ist regelmäßiges Geld, dachte ich freudig erregt, aber dann fragte ich mich, warum der Junge gekommen war und nicht die Mutter. Im Geschäftsleben sind es solche Kleinigkeiten, die Zweifel beim erfolgreichen Magnaten wecken.
    «Wir können darüber reden, während wir ein bißchen was knabbern», schlug ich vor. Bei Kindern beweist man seine Gastfreundschaft nicht mit Drinks. Man bietet ihnen vielmehr Chips mit Speckgeschmack oder Schokoflips an. Sogar meine eigenen Kinder stöbern in den Hängeschränken herum, wenn sie aus irgendeinem fernen Hilton zu uns kommen, obgleich sie uns vor langer Zeit verlassen haben, um sich dem Martini-Set anzuschließen. Aber vielleicht würden sie den Weinkeller heimsuchen, wenn wir einen hätten.
    Als wir mit einigen Marmeladetörtchen und Pudding-Crackern wieder in der Sonne waren, sagte ich: «Also... möchtest du, daß ich Lady die ganze Zeit behalte, während du in der Schule bist?»
    Er

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