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Das Hundehotel

Das Hundehotel

Titel: Das Hundehotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
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schneller. Ich vergaß, daß sich Leute auf den Schlips getreten fühlen, wenn man ihnen zu einem Erfolg gratuliert, der lediglich finanzieller Natur ist.
    «Vielleicht müssen wir dichtmachen», erklärte die goldige Priddle, die sich wie eine Rhodeländer-Henne an einem Schock Eier zu schaffen machte. «Wir kommen einfach nicht gegen all diese Greifzus und Vergißnichts an. » Ich hatte noch nie so umwerfende Variationen von Supermarktnamen gehört und starrte sie bewundernd an, doch sie verzog keine Miene. Ihr Schnabel war streng geschlossen. Also sagte ich: «Das wäre ein Jammer! Hoffentlich nicht so bald?»
    «Wir warten ab, was der Sommer bringt», sagte sie dunkel. Ihre Schwester fügte hinzu: «Wir hoffen aber, ein Seniorenheim in Newhaven aufzumachen, wenn wir ein geeignetes Haus finden. Für die ruhigen Jahre.» Ich fragte mich, ob sie sich oder ihre Patienten meinte. «Wenn Sie zufällig etwas hören sollten...?» Es war, wie wenn man Zeitschriften tauscht, nachdem man sie ausgelesen hat. Playboy für Das aktuelle Strickmuster. Jedem das Seine.
    Ich fuhr mit dem Gefühl nach Hause, wenigstens einen Grundstock für mein Unternehmen gelegt zu haben. Schon zwei Kunden, wenn man Lady mitrechnen konnte. Die Anzeige würde morgen erscheinen, das Futterproblem war fürs erste gelöst, die Lebensmittel würden ins Haus gebracht werden. Jetzt konnte einfach nichts mehr schiefgehen.
    Als jedoch die Sonne unterging, war mir plötzlich, als würde mir der Boden unter den Füßen weggezogen, und alle Zuversicht schwand. Draußen brach die Dunkelheit herein, und ich hatte das Gefühl, von Feindseligkeit umgeben zu sein. Wenn ich bloß eine menschliche Stimme in dem beängstigend leeren Haus gehört hätte. Ich brauchte unbedingt Trost. Fast unter Tränen rief ich im Krankenhaus an.
    Die Stationsschwester war ungnädig wie immer. Sie wußte, daß es ein Ferngespräch war und sagte zwar: «Einen Augenblick bitte», stellte es zur Strafe aber nicht durch. Sie räumte wahrscheinlich gerade ihren Schreibtisch auf und feilte ein paar Fingernägel. Dann nahm sie wieder den Hörer und sagte ungeduldig: «Ja?» Ich sagte: «Guten Abend, Schwester. Wie geht es Ihnen?» Sie zischte: «Sagen Sie bitte, was Sie wollen!» Als ob ich es nicht bereits versuchte. Dann forderte sie mich auf, noch ein bißchen Geduld zu haben, als sei ich ein Patient, der die Frechheit besaß, noch kurz vor dem Ende ihrer Schicht zu sterben.
    Sie sagte nie, wie es ihr ging, und gab nie eine direkte Antwort auf irgendeine Frage. Nachdem es sechs Minuten geklickt hatte und meine Telefonrechnung weiter hochgeschnellt war, drückte ich den Mund an die Muschel und schrie: «Hiiilfe!!!»
    «Warum?» sagte mein Mann verwirrt und fügte hinzu: «Ich sehe gerade das tolle Stück in BBC 2.» Er klang verletzt. Bestimmt war es sein Trommelfell.
    Ich sagte: «Oh, tut mir leid», womit ich den Schrei meinte, und er sagte, wenn wir uns kurz faßten, würde er noch die Nacktszene mitbekommen, vor denen die Zeitungen empfindliche Gemüter gewarnt hatten. Bestimmt saßen alle Männer von der Inneren und der Chirurgie im Fernsehraum und warteten geduldig auf diesen Höhepunkt, sogar die schweren Fälle. Die Schwestern konnten sich ein bißchen von den Stechbecken, Rückenmassagen und Waschungen erholen.
    «Nein, ich meine, es tut mir leid, daß ich geschrien habe, aber der Drache hat mich eine Ewigkeit hängenlas-sen. »
    «Schon gut», beruhigte er mich. «Das ist die Blonde, die ein Auge auf einen Typen geworfen hatte, vielleicht haben sie auch was zusammen gebastelt und jetzt will er... »
    «Wie geht es dir?» fragte ich überflüssigerweise.
    «Ganz gut, warum?» Die Frage schien ihn ebenso zu befremden wie die Schwester. Wirklich, dachte ich, man könnte meinen, die Leute kämen aus allen möglichen Gründen ins Krankenhaus, nur nicht weil sie krank sind. Warum reagieren alle bloß so empfindlich auf eine höfliche Frage, die man in der Leihbücherei dauernd stellt?
    «Du würdest es sehr schnell erfahren, wenn es mir nicht gutginge», nörgelte er. «Sie wundern sich sowieso schon alle laut, warum du nie herkommst und dich selbst vergewisserst. » Und das, nachdem er wieder und wieder erklärt hatte, ihm sei es viel lieber, wenn ich in der Nähe seines silbernen Tauflöffels bliebe.
    «Ich muß leider daran denken, wovon ich meine Brötchen kaufen soll», protestierte ich spitz. «Erzähl ihnen einfach, daß ich ganz allein einen Umzug bewerkstelligt und ein

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