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Das Hundehotel

Das Hundehotel

Titel: Das Hundehotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
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Geschäft aufgebaut habe, damit wir in unseren ruhigen Jahren nicht hungern müssen.» Er grunzte. Es war nicht gerade der zärtliche Austausch, den ich geplant hatte und so verzweifelt brauchte. Ich fragte mich, warum wir am Telefon immer wie mißtrauische Fremde waren.
    «Schon gut, schon gut», brummte er. «Dieser Anruf wird die Rendite von zwei Jahren kosten. Wenn es was Neues gibt, sage ich sofort Bescheid. An deiner Stelle würde ich hier aber nicht zu oft anrufen. Sie sehen es nicht gern. » Gefühle, sagte ich mir, äußern sich bei den meisten Männern reichlich sonderbar. Wahrscheinlich kämpfte er gegen aufsteigende Tränen: der Kloß im Hals, der Stich im Herzen. Ein Sturm von Empfindungen unter der liebenswerten rauhen Schale.
    Aber er verbaute sich den Ausweg, den ich ihm bereitet hatte. Seine Stimme erwärmte sich, doch nicht für mich. «Das blonde Gift verführt gerade den Kerl mit den Koteletten», sagte er aufgeregt. «Ich kann es durch die Glastür erkennen. Ich muß jetzt hin und sehen, was passiert. »
    Ich hoffte, er meinte das Stück, denn falls diese Sachen auf der Station geschahen, 5 war es kein Wunder, daß sie alle aus der Haut fuhren, wenn sie nach ihrem Wohlbefinden fragte.
    Ich legte auf und ging wieder in die Küche. Die Hunde hatten alle ihre Nachtlager aufgesucht, außer Bustle, die oben darauf wartete, unter die Daunen zu krabbeln, wenn ich die Tagesdecke abgenommen hatte. Ich dachte daran, wie froh ich sein werde, wenn das Haus voll von Hundegebell und Pfoten und zotteligen Ohren wäre und von liebevollen braunen Augen, die liebevoll blieben. Hunde empfinden mehr wahre Liebe als alle Männer, dachte ich bitter. Und sie haben mehr Sinn für echte Prioritäten und Werte.
    In der Gesellschaft meines eigenen Schweigens ging ich langsam zu Bett und erinnerte mich daran, daß ich keine Chance hatte, ein Bad zu nehmen, bis ich den Heizkessel anmachen konnte. Aber der Heizkessel konnte kaum angemacht werden, ehe etwas da war, das ihn erhitzte, und es würde erst etwas da sein, wenn ich in der Lage wäre, Kohlen zu bestellen.
    Ich schluchzte vor Selbstmitleid einmal laut auf und zog mir die Decke über den Kopf, als könnte ich so der Wirklichkeit entfliehen. Im nächsten Moment ließ sich etwas Schweres an meinem Hals nieder. Ich rutschte ein paar Zentimeter zur Seite, und eine Zunge berührte mein Ohr. Ich war nicht allein, nicht vergessen, nicht ungeliebt oder nutzlos. Ein Herz schlug für mich, wenn auch nur das von Bustle. Ich streckte die Hand aus und kraulte sie hinter den Ohren, und sie kam noch näher gekrabbelt, seufzte und rollte sich zusammen, um weiterzuschlafen. Als ich aufwachte und von zwitschernden Vögeln vor dem Fenster in die Welt zurückgerufen wurde, lag sie immer noch neben mir.

Heute erschien die örtliche Wochenzeitung, und schon vor neun Uhr begann das Telefon zu klingeln. Ja, Mrs.... äh... Wallis, ja? Sie haben Glück, gerade eben hat jemand abgesagt, Sie können Ihren kleinen Muffin bringen. Gürtelrose. Nein, nicht ich, die Kunden. Sie mußten ihren Urlaub absagen. Zwei Wochen ab Freitag? Sehr gut. Verstehe, Mrs. Wallis. Ja, selbstverständlich. Sollte Muffin durchdrehen, wenn er allein in einem Einzelbungalow (Bungalow? Für wen hält sie uns? Die Ewings?) untergebracht wird, werde ich ihn natürlich zu mir ins Haus nehmen. Mein Schlafzimmer? Er ist nicht gern allein? Einverstanden, Mrs. Wallis. Braucht er vielleicht auch eine Nachttischlampe? Nein, Mrs. Wallis, nur ein kleiner Scherz. Mein Bett? Nun, da ist im Moment ziemlich viel los. Lange Warteliste, hoffentlich macht es Muffin nichts aus. Ungefähr wie der Andrang am Hyde Park Corner. Aber er ist uns willkommen. Leider ist nicht mehr viel Lampenschirm da, wenn er nachts Hunger kriegt.
    Huldvoll wehrte ich die Dankbarkeitsbekundungen ab - darunter eine Therapie gegen Gürtelrose, für alle Fälle. Im Laufe der Zeit bekam ich von meinen Kunden so viele Tips und Hinweise und Rezepte und Ratschläge, daß ich zu einem wandelnden Nachschlagewerk wurde.
    Die Zeitung war mit der Morgenpost gekommen. Ich blätterte sofort zu der Tiermarkt-Rubrik. Nichts. Außer «Süße Möpse, 20 Pfund» oder «Warum keinen Pekinesen für 50 Pfund?» Irgend jemand war auch bereit zu melken, gegen ein geringes Entgelt, je nach Größe. Oh, dachte ich, ich wette, ihr Telefon hört heute morgen nicht auf zu klingeln. Ich hätte auch mit unterschwelliger Erotik arbeiten sollen. Wo war meine Annonce überhaupt?
    Der Toast hüpfte

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