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Das Hundehotel

Das Hundehotel

Titel: Das Hundehotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
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hinzu: «Entschuldigung, aber irgendwie meine ich es so. Jedenfalls ist es kein schlechter Gedanke. Oh, warum kommen Sie nicht einen Augenblick herein und trinken einen Schluck mit mir? Ich kann keinen Kaffee mehr sehen und habe meine eigene Gesellschaft satt. » Ich wußte plötzlich, daß es die Wahrheit war. Es war keine leere Geste und keine Wiedergutmachung. Er drehte sich um, strahlte mich an, und ich schenkte uns einen kleinen Whisky ein, von einem Vorrat halbleerer Flaschen, die von Weihnachten übriggeblieben waren.
    Mr. Mathews machte es sich auf einem Küchenstuhl bequem und fing an zu reden. Seine Haare waren schütter, und sein ausgemergeltes Gesicht wirkte hungrig und erschöpft. Er erzählte von seiner Familie. Vier Kinder, jedes Jahr für zwei Wochen ein gemieteter Ferienbungalow bei Clacton, eine überarbeitete Frau mit Asthma. Teddy saß zu seinen Füßen und blickte ihn flehend an, um nicht allein gelassen zu werden. Sie waren sich sehr nahe, der Mann und sein Hund, und Mr. Mathews kratzte ihn zärtlich unter dem Halsband, und alle paar Sekunden lächelte er ihm beruhigend zu. Ihre Beziehung war ergreifend eng.
    Ich hatte einen dicken Kloß in der Kehle, den keine Liebe zwischen Vater und Sohn hätte bewirken können. Wenn seine Kinder es kaum ertrugen, daß Teddy nicht mitkommen konnte, ertrug ihr Vater es noch weniger. Als er endlich aufstand und mir die Leine gab, wußten wir beide nicht, was wir sagen sollten, und zuletzt murmelte er etwas, drehte sich um und floh. Teddy versuchte nicht, hinter ihm herzulaufen. Er stand nur da, ohne sich zu rühren, und starrte auf die geschlossene Tür. Ich kniete mich hin und legte die Arme um ihn.
    «Komm, Teddy», flüsterte ich und ließ meine Tränen auf seine Nase tropfen, ohne zu wissen, für wen ich sie eigentlich vergoß. «Wir gehen in die Küche und essen was Süßes, einen Hundekeks und ein Crispie.» Was soll’s, es war natürlich schlecht für seine Zähne, aber einen Zahn zu verlieren, kann nicht annähernd so schlimm sein, wie ein geliebtes Wesen ans Unbekannte zu verlieren, und genau das war Teddy eben passiert. Ferienhäuser wurden neuerdings nur noch unter der Bedingung vermietet, daß die Leute kein Haustier mitbrachten. Es war absurd, da ein Hund gewöhnlich nicht so viel kaputtmacht wie ein Kind und mehr zur Familie gehört als Tante Käthe.
    Wir teilten uns also ein paar Ingwerplätzchen, und ich machte ihn mit den anderen bekannt. Mit Treacle, der kurzbeinigen Mischlingsdame, die ich Vorjahren in einem Straßengraben gefunden hatte, wo sie zu Tode verängstigt und blutend jaulte; irgend jemand, der das Leben - es durfte nur nicht sein eigenes sein - so geringschätzte, daß er es fortwerfen konnte, hatte sie einfach aus dem fahrenden Auto gestoßen. Mit Rosie, die ich auf einem Markt entdeckt hatte, wo sie jämmerlich und verfloht in einem zweckentfremdeten Lebensmittelkarton hockte und sich wie rasend kratzte. Und mit Mattie, einer Altenglischen
    Schäferhündin, die es immer gut meinte, aber unweigerlich allen Leuten angst machte. Jetzt grummelte sie unter dem Tisch vor sich hin, beklagte sich bitter und bemitleidete sich, weil ihr niemand zuhörte. Mattie war das Opfer liebloser Besitzer gewesen, die sich vor ihren Gläubigern aus dem Staub gemacht hatten und sie im Keller eingesperrt zurückließen, wo sie erst viel später halbverhungert und nahezu verdurstet gefunden wurde.
    Treacle begrüßte immer die neuen Gäste. Sie hatte einen ausgeprägten Sozialtrieb, ließ andere oft am Wassernapf vor und verschenkte manchmal sogar etwas von ihrer Abendportion Latz. Teddy war zunächst mißtrauisch, aber Treacle wedelte mit ihrem langen, buschigen Schwanz und lächelte breit. Dann rutschte sie auf dem Po zurück, Mattie hörte auf zu grummeln, und Rosie barg ein Stück Zwieback aus meinen Gummistiefeln, und alles war in Ordnung. Ich ging zum Elektrokessel und schob den Stecker wieder hinein.
    Ich redete dabei in meinem tröstlichen Tonfall auf Teddy ein, doch sein Blick wanderte immer wieder zur Tür. Ich fragte mich, wieviel Leid man stellvertretend ertragen konnte. Ich wünschte, wieder bei der Petersilie zu sein.
    Dann klingelte es wieder. Mrs. Wallis und ihr Muffin waren erst Freitag fällig. Ob es Monty war, mit Mr. Friar? Ich machte auf, und es war keiner von beiden. Vor mir stand ein Mädchen. Sie war ungefähr vierzehn und trug eine Kombination von Schuluniform und Maurermontur, Jeans, Freizeitstiefel und Blazer. Sie hatte einen

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