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Das Hundehotel

Das Hundehotel

Titel: Das Hundehotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
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aufgeschnitten hatte, war ich nicht sicher, ob ich jemals wieder einen Baconstreifen sehen konnte.
    Die Hunde beschwerten sich nicht. Sie aßen noch ein paar Ingwerkekse und waren mehr als zufrieden. Die meisten Hunde lieben Abwechslung im Essen und etwas besonders Schmackhaftes als Belohnung, wie Kinder Eiskrem. Jeder Extraleckerbissen wird als Zeichen der Liebe gewertet, und Tierärzte, die keine Leckerbissen zwischen den Mahlzeiten empfehlen, verstehen einfach nicht, daß diese wie kleine Küsse sind, die man seiner Freundin unvermutet gibt, einfach nur, um sein Gefühl auszudrücken.
    Wir alle brauchen gelegentlich eine Streicheleinheit. Schaden kann es nur, wenn man übertreibt, wie bei der Frage, wieviel Bewegung ein Hund braucht: Keiner muß in einen Herzanfall gehetzt werden, um seine Muskeln zu trainieren. Eine Frau, die ich kannte, brachte drei Spaniels zur Strecke, ehe sie acht Jahre alt waren. «Und dabei hatten sie doch soviel Bewegung», jammerte sie. «Sie mußten jeden Tag gut acht Kilometer laufen, ich fuhr auf dem Rad, und sie rannten daneben her. Und abends hab ich sie noch mal um den Block getrieben. »
    Gewöhnlich wissen Hunde selbst am besten, wieviel Bewegung sie brauchen. Man soll sie je nach Alter und Kondition einfach so lange herumlaufen lassen, bis sie müde sind. Nur die sehr großen — und manchmal nicht einmal die - sollten wirklich sehr viel laufen. Ein Garten, in dem sie toben können, sogar ein Haus mit Treppen genügen als Auslauf. Sie lieben Spaziergänge, weil es eine Abwechslung von der täglichen Routine ist oder weil sie dann mit ihrem Herrn allein sein können. Von uns erwartet ja auch niemand, daß wir außer dem Weg, den wir normalerweise jeden Tag zurücklegen, wenn wir ins Büro müssen oder einkaufen, noch acht Kilometer zusätzlich laufen, und man vergleiche unsere Größe mit der eines durchschnittlichen Hundes!
    Eine, der erschütterndsten Geschichten - ich erinnere mich nur sehr ungern daran — wurde mir von einem alten Mann erzählt, der seinen geliebten Schäferhund verloren hatte. Er war sicher, daß das Tier an gebrochenem Herzen gestorben war, und ich auch. Der Tierarzt war ins Haus gekommen, um die Krallen des Hundes zu schneiden, und wies auf sein offensichtliches Übergewicht hin. Er sagte, sie müßten ihm weniger zu essen geben: keine Hundeknochen zwischendurch, nichts Süßes, kein Stück vom Morgentoast oder Abendkeks seines Herrn. Der alte Mann berichtete, das arme Tier habe dagesessen und ihn angestarrt und die plötzliche Änderung einfach nicht fassen können. Zuerst dachte es, es sei aus irgendeinem Grund bestraft worden, und schlich beschämt und zerknirscht umher, und dann mußte es allmählich die Überzeugung gewonnen haben, daß es nicht mehr geliebt wurde. Es magerte immer mehr ab (was zumindest den Tierarzt befriedigt hatte), und als der alte Mann ein paar Wochen später eines Morgens nach unten kam, war der Hund tot.
    Der Tierarzt stand vor einem Rätsel. Organisch alles in Ordnung, sagte er. Der Hund war in der Tat gesünder gewesen, seit er abgenommen hatte. Er hätte es zumindest sein sollen. Aber der alte Mann wußte, daß sein geliebter Kamerad an gebrochenem Herzen gestorben war. Er sagte mir, er habe es an den todtraurigen Augen, dem schlaff herunterhängenden Schwanz, den angstvoll angelegten Ohren gesehen.
    Denken wir daran, daß ein Schokodrops, der aus dem Bett geworfen wird, nicht nur ein Schokodrops ist, der aus dem Bett geworfen wird. Wirklich nicht. Er ist eine Botschaft zwischen zwei Wesen, ein Geben und Nehmen von Liebe.
    Der alte Mann starb sechs Monate nach dem Hund. Was immer die Ursache gewesen sein mag, ich wußte in meinem Herzen, daß sie durch Reue verschlimmert wurde.
    Mit Würstchen, Keksen und dünnem Tee für alle konnte ich sie ein wenig über den zeitweiligen Verlust ihres Herrchens oder Frauchens hinwegtrösten. Wir aßen zusammen in der unpraktischen alten Küche, deren Wände schon seit Jahren auf einen frischen Anstrich und Bilderschmuck warteten, aber es gab wenigstens noch den alten schwarzen Ofen, in dem nun dicke Scheite brannten. Der Schein drang aus der Ofentür und wurde von den darüber hängenden, vom jahrelangen Gebrauch eingedellten und abgenutzten Kupferpfannen golden zurückgeworfen. Nun ja, der Fußboden hatte dringend einen neuen Belag nötig, und die Topfspüle hatte die Größe so mancher modernen Badewanne und warf die gleichen Reinigungsprobleme auf, aber es war gemütlich mit den Katzen

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