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Das Hundehotel

Das Hundehotel

Titel: Das Hundehotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
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weißen Pudel dabei, der nervös auf den Zehenspitzen neben ihr stand. Er trug ein Halsband, das mit Glasperlen besetzt war, und eine blaue Flechtleine. Ein Hund, der Bustle als Königin des Tages Konkurrenz machen wird, dachte ich. Das Mädchen hatte einen Korb mit allem möglichen Krimskram in der Hand.
    «Willy», sagte sie und reichte mir die Leinenschlaufe. Heutzutage irrt man sich ja leicht im Geschlecht.
    Ich wollte gerade sagen: Sehr erfreut, einen Willy hatte ich noch nicht, aber sie wandte sich schon zum Gehen, also hielt ich sie am Arm zurück und sagte: «Warte mal, wer bist du denn? Und woher kommt Willy? Ich kann mich nicht erinnern, daß er angemeldet worden ist. Ich glaube, du kommst am besten kurz mit rein und erzählst mir sein Geheimnis.»
    Sie hieß Marilyn, und sie brachte Willy für ihre Schwester her, die morgen heiraten wollte. Sie sagte, zu Hause zankten sie sich schrecklich, wer den Hund die Zeit über haben solle. Die künftige Schwiegermutter ihrer Schwester sagte, ihr Bruder habe den Hund gekauft, selbst wenn er ihn dann Sarah geschenkt hätte, und deshalb würde Willy natürlich bei ihnen bleiben, bis die Flitterwochen vorbei seien. Sarahs Mutter hatte zwar einen eigenen Hund, aber sie behauptete, sie habe sich die letzten beiden Jahre fast ausschließlich um Willy gekümmert, und deshalb würde sie den Hund natürlich nehmen. Sarah schluchzte. Türen knallten.
    Marilyn sagte: «Keiner hat Willy gefragt.»
    Zuletzt gab Miss Priddle ihnen meine Adresse, und sie einigten sich. Marilyn hoffte, sie würden das Problem lösen, indem sie die Hochzeit absagten. Sie wollte keine Brautjungfer sein und gräßliche rosa Rüschen tragen.
    Treacle griente und zeigte zwei makellose Zahnreihen, ein wohlerzogener Weißer Hai in Kleinformat. Rosie kam angetrottet und starrte das flaumige Wölkchen ehrfürchtig an. «Rosie mag ihn. Seltsam, sonst steht sie nämlich mehr auf Weibchen», sagte ich.
    «Willy ist eines», erklärte Marilyn. «Sie heißt eigentlich Wilhelmina Stitch.» Na ja, heutzutage tragen viele solch einen Pelz, von Glasperlen ganz zu schweigen. Selbst Hunde machen auf Unisex, vielleicht haben sie ihn erfunden.
    «... und sie schläft in Sarahs Zimmer», fuhr sie fort. Ich hätte es mir denken können. «Und sie hat es gern, wenn man ihr beim Schlafengehen vom Bett aus ein paar Schokodrops zuwirft, hier im Korb ist eine Dose. » Ich kritzelte hastig Notizen in mein Hausaufgabenheft - «Schokodrops vom Bett aus zuwerfen», gleich unter Teddys Betanweisungen «Pfötchen falten!» Ich sah, daß ich von nun an abends ziemlich viel um die Ohren haben würde, Schokodrops werfen und Hundegebete überwachen und natürlich Bustle in Ermangelung eines anderen an mich drücken.
    «Ach ja», fügte Marilyn hinzu. «Drei Mahlzeiten am Tag, aber das steht alles auf dem Zettel, er ist in dem Umschlag mit den Tabletten. Eine täglich gegen ihre Neurosen. Ich fahre nach Paris», gab sie an, «im Schüleraustausch. Sie fahren nur nach Jersey. » Jetzt war ihr Ton verächtlich.
    Ich sagte: «Jersey ist wunderschön», obgleich ich nie dagewesen war. Manchmal scheint es überall wunderschön zu sein, nur nicht am Spülbecken.
    Sie rümpfte die Nase. «Wenn ich nach all der Aufregung nicht irgendwohin fahren könnte, wo es wirklich romantisch ist, würde ich gar nicht erst fahren. »
    Das Telefon klingelte wieder, so daß ich mich nicht damit aufhielt, ihr zu sagen, daß eine Ehe fünfzig Jahre länger dauert als eine Hochzeitsreise, und außerdem war ich selbst nicht sicher, ob das stimmte.
    Den Hörer in der Hand und Willy unter dem Arm blickte ich ihr nach.
    «Wenn ich jetzt gleich komme», sagte eine Grabesstimme, «würden Sie es dann machen?» Die Worte klangen recht anzüglich. Ich sagte mit fester Stimme: «Ob Sie jetzt gleich oder irgendwann kommen, ich werde meine vier Polizeihunde auf Sie hetzen, und wenn Sie noch mal anrufen, lasse ich die Bluthunde Witterung aufnehmen. »
    Er legte schneller auf als ich, aber ich hätte lieber einkalkulieren sollen, daß die Perversen sich melden würden.
    Sonderbar, dachte ich, um mich selbst habe ich keine Angst. Jedenfalls nicht, was das betrifft. Ich fürchte mich nur vor dem Dunkeln und vor sehr stillen Nächten, Spinnweben und der eigenen Unzulänglichkeit.
    Mit all diesen Hunden befand ich mich doch bestimmt in Sicherheit? Teddy schien der geborene Beschützer zu sein, und Mattie haßte die meisten Leute und alle Männer, obgleich sie nur dann angreifen

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