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Das Hundehotel

Das Hundehotel

Titel: Das Hundehotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
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Zwingern, wo ich sie festentschlossen verteilte, pro Gehege einen. Ich nahm eine große Gießkanne und füllte die Wassernäpfe. Dann sagte ich: «Es ist ja nicht für lange. Nur eine Stunde oder so, damit ich Zeit für etwas habe, was ich nötiger brauche als ihr. Ein bißchen Freiheit und Ruhe.» Und ging ins Haus. Ich ignorierte einfach alles, den entrüsteten Blick der Afghanen, Tobys rosa Pfoten am Maschendraht, Willys komisches, kleines, verlorenes Kläffen und, als ich schließlich wieder die Küche betrat, Bustles mitleiderregendes Heulen.
    «O Gott!» sagte ich laut zu Rover, dem einzigen Gast, der im Haus geblieben war. «So schlimm ist es doch gar nicht! Mit der Zeit wird es ihnen sogar gefallen.» Dann holte ich die Kreide aus der Schublade und schrieb: «Entschlossenes Handeln befreit. »
    Es klang wie ein Werbespruch für ein Abführmittel.

Ehe ich an jenem Abend zu Bett ging, ließ ich die Hunde in zwei Gruppen hinaus. Da sie kein eigenes Revier zu verteidigen hatten, wandte keiner von ihnen etwas gegen die Anwesenheit der anderen ein, und abgesehen von ein paar leisen Protesten und kleinen Meinungsverschiedenheiten kamen sie sehr gut miteinander aus. Meine eigenen drei akzeptierten alles, was ich für richtig hielt. Jedenfalls war Rosie fast so gesellig geworden wie ich; Treacle hatte einen ausgeprägten Mutterinstinkt entwickelt, und nur Mattie hielt sich abseits. Wir waren wie eine fidele alternative Schule, friedliebend und mit dem ehrgeizigen Ziel, eine neue Form des Zusammenlebens zu finden.
    Draußen war es sehr dunkel. Ein mickriger Mond geizte mit dem Schein, und unten auf der Schnellstraße zerstachen dunstige Scheinwerferkegel die beinahe unheimliche Schwärze. Die Afghanen blieben immer ein Stück von den anderen fort. Toby hielt sich dicht hinter mir, seine traurige aristokratische Nase war nur Zentimeter von meiner ängstlichen Schulter entfernt. Meine drei liefen frei herum und wurden von den angeleinten Gästen beneidet. Obgleich, die Backsteinmauer rings um das kleine Gelände ziemlich sicher machten, hatte ich keine Lust, auch nur das geringste Risiko einzugehen und die halbe Nacht rücksichtslos Versprengte einzusammeln.
    Rover war besonders pingelig, was regelmäßiges Gassigehen betraf. Seine Körperfunktionen waren gedrillt wie ein Infanteriezug. Ich ließ ihn frei laufen, und selbst wenn er hypersensibel gewesen wäre und nicht so, wie er war, wäre eine Leine überflüssig gewesen. Rover hätte sich unter allen Umständen verantwortungsbewußt benommen.
    Vor dem Schlafengehen hatte ich gerade noch Zeit, mir die Haare zu waschen, sie mit kaltem Tee zu spülen, ein bißchen Ordnung zu schaffen, den Bratofen wieder mit Schweinsköpfen zu füllen und nebenbei die Nachrichten im Radio zu hören, um wenigstens einigermaßen auf dem laufenden zu bleiben. Aber die Probleme der Welt kamen mir verglichen mit meinen recht klein vor. Und ebenso natürlich ihre paar Freuden und Triumphe.
    Bustle hatte sich, gepillt und gesprayt, auf ihre Deckenecke zurückgezogen. Ich hatte sie gebürstet und gekämmt. Willy und Teddy auch. Die Afghanen machte ich jeden Morgen schön. Ich schloß ab, knipste die Lampe aus und ging, dicht gefolgt von Toby, die breite Eichentreppe hoch. Auf halber Höhe blieb er plötzlich stehen und gab kurz und scharf Laut. Dann drehte er sich um und sauste hinunter. Als ich ihn an der Hintertür einholte, bebte er vor Erregung, seine Nase war an dem Spalt unter der Tür, und er jaulte und hechelte.
    Ich hatte echt Angst. Er mußte etwas gehört haben und erwartete vermutlich irgendeine Katastrophe wie eine jüngferliche Tante über den Tarock-Karten. «Toby, komm, schlafen gehen, schnell!» Aber er ignorierte mich völlig. Wer oder was war draußen? Ein Fuchs? Eine Eule? Nur ein aufkommender Sturm? Aber solche Dinge hatten ihn vorher nie beunruhigt. Ich ging zur Tür, ergriff sein Halsband und rief so laut, daß es weit und breit deutlich zu hören sein mußte: «Schon gut, Schatz, ich mache auf! Sag Harry und Joe, sie sollen runterkommen, sie könnten ein bißchen Judo trainieren!» Aber meine Stimme bebte, und die letzten Worte waren ein nervöses Krächzen. Dann schob ich die Kette kluger- oder unklugerweise so weit zur Seite, daß ich die Tür einen Spaltbreit öffnen und nach draußen spähen konnte.
    Toby zitterte und japste. Sein Schwanz sagte mir, daß draußen etwas Gutes zu erwarten war. Etwas, das uns nicht bedrohte. Seine Nase machte Überstunden, seine

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