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Das Hundehotel

Das Hundehotel

Titel: Das Hundehotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
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Timmy, ihr Hexenutensil, den getigerten Kater, kannte ich nur zu gut. Er war diabolisch und machte selbst den Unerschrockensten angst.
    «Wer ist Bongo ?»
    «Du wirst ihn toll finden, Schatz. Er ist seit ein oder zwei Tagen bei uns.» Alle Männer, die Marsha auf der Straße aufgabelte, waren für sie «toll», bis sie mit ihrer Handtasche verschwanden, sich mit ihrem Nerz aus dem Staub machten oder ihre Schwester verführten und mit ihrem Auto davonfuhren.
    «Hör zu, Marsha», sagte ich entschlossen, «es geht nicht. Ich kann euch hier absolut nichts bieten, nur Hunde und Pansen. Das Haus ist eine Ruine. Ich werde erst warmes Wasser haben, wenn die Kohlen kommen. Es ist sehr primitiv. Eine Räuberhöhle. Nicht mal Betten, nur meins, und das ist übervölkert. »
    «Quatsch», sagte Marsha nur und gähnte. «Ich nehme an, du hast ein paar Sessel? Ich kann überall schlafen. » Ihre Stimme wurde schwer. Offensichtlich konnte sie auch am Telefon schlafen. «Das Wetter ist viel zu schön für die Stadt. Außerdem möchte Bongo nichts lieber als aus London raus. Er ist es einfach nicht gewohnt, hier zu leben. Ich bringe ein paar makrobiotische Sachen mit.» Marsha nahm nichts zu sich, was nicht in einem Alternativladen verpackt und verkauft worden war, obgleich wir beide genau wußten (nach einer stillschweigenden Übereinkunft aber nie eingestanden), daß eine Menge davon auch in Supermärkten zu haben war, mit einem anderen Etikett und zum halben Preis.
    «Wer ist Bongo?» fragte ich noch einmal. Marsha überfuhr mich immer. Ihre drei Ehen und unzähligen Gurus und Liebhaber (ich konnte sie nie voneinander unterscheiden) hatten ihr eine Kraft gegeben, die einfach keinen Widerspruch gelten ließ. Sie ging einfach davon aus, daß alles, was sie wollte, auch für uns andere gut war. Es war der einzige bleibende Aktivposten aus den vielen Kults und Religionen, die sie wechselte wie ihre Slips.
    «Er ist eine Wucht», gurrte sie. «Tibetaner. Mit Philosophie getränkt. Er ißt kaum was. Trinkt Quellwasser und bringt seine eigenen Nüsse mit. »
    Ich versuchte es mit brutaler Offenheit. «Ich kann hier niemanden gebrauchen, nicht mal dich und... äh, Bongo. Erst wenn ich einigermaßen eingerichtet bin und nicht mehr soviel um die Ohren habe. »
    «Eben deshalb kommen wir ja», sagte sie. «Um zu helfen. Bongo ist nicht sein richtiger Name, Schatz, ich nenne ihn nur so. Sein richtiger Name ist entsetzlich komisch, eine verkappte Obszönität - Bongo wird vielleicht sogar ein paar Wochen bleiben. Leider muß ich vor dem Ersten wegen Sven wieder nach London zurück.» Ich fragte nicht, wer Sven sei. Ich war zu wütend wegen Bongo.
    Hinter dem kleinen Verandafenster stand eine Frau und plierte mich an. Ich sagte zu Marsha: «Warum schläfst du nicht erst mal richtig aus und rufst wieder an, wenn du wach bist? Ich sag dir dann, wie ihr fahren müßt.» Dankbar erinnerte ich mich, daß sie bis jetzt nur meine Telefonnummer hatte.
    Die Frau an der Tür sah wie ein Bierfaß in geblümter Seide aus. Das Faß schien undichte Stellen zu haben, denn sie war überall feucht. Sie hatte einen mißmutigen Pekinesen unter dem Arm. Dort wäre jeder mißmutig geworden.
    «Es tut mir so leid, daß ich einfach hereinplatze», sagte sie keuchend im gleichen Rhythmus mit dem Pekinesen. «Aber die Tierärztin hat mir Ihre Adresse gegeben, und Sie stehen anscheinend noch nicht im Telefonbuch.» Sie sagte es, als wäre es die Heilige Schrift. Für manche ist das Telefonbuch fast genauso wichtig. «Mir blieb also nichts, als unangemeldet zu kommen.» Sie lachte, was sie noch mehr zu entkräften schien.
    «Kommen Sie doch rein, und setzen Sie sich einen Augenblick», sagte ich mitfühlend und streckte die Arme nach dem mürrischen Pekinesen aus. Sie reichte ihn mir, und meine Knie gaben nach. Er war halb so schwer wie sein Frauchen, und das war ungefähr so viel, wie ein normaler Mensch tragen konnte.
    Sie plumpste auf einen Stuhl und seufzte. «Das ist das Schlimmste am Winter», sagte sie zusammenhanglos.
    «Was denn?» Ich war verwirrt, denn draußen schien die Sonne jede Minute heißer.
    «Ach, Sie wissen schon. Essen, keine Bewegung...» Sie lachte grimmig. «Die vielen Festtage, man nimmt dauernd zu.»
    «Ja», sagte ich, «ja, natürlich», obgleich jene Tage der Freuden fast sechs Monate zurücklagen. Vielleicht hatte sie die Fastenzeit nicht eingehalten.
    «Ich muß jetzt für eine Woche auf eine Schlankheitsfarm, und ich hoffe, Sie nehmen

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