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Das Hundehotel

Das Hundehotel

Titel: Das Hundehotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
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waren zu anzüglich, und ich schaltete schnell auf die Portugiesischen Sonette um. Elizabeth Barrett Browning, die ihren Hund heiß geliebt hatte, wäre sicher glücklich gewesen, mir auf jede erdenkliche Weise helfen zu können.
    Ross war auf dem Rückweg. Ich fuchtelte mit den Armen wie ein verzweifelnder Torwart, doch als er in Hörweite war, hatte ich eingesehen, daß ich den Eindruck erwecken mußte, wenigstens in einigen Krisen einen kühlen Kopf zu bewahren und sagte nur: «Der fette Pekinese scheint ausgeflogen zu sein. Ich fürchte, ich werde ihn suchen müssen. Ob Sie vielleicht hinter dem Haus nachsehen könnten, während ich die Zufahrt übernehme?» Ich rede mir immer gern ein, die Szene ähnele einer Kinoepisode, wo der Mikrofilm im Backenzahn des hochnäsigen Barsois der Heldin versteckt ist. Kein ernst zu nehmendes Sexsymbol sollte ein Faible für dicke Pekinesen eingestehen und eigentlich auch keine ernst zu nehmende Hundehotelbesitzerin zu viele Mißgeschicke.
    Ross lachte. «Für Sie tue ich alles.» Er nahm meine Hand und lächelte. «Sie sehen aus, als wären Sie um fünf Uhr früh aus einem zerwühlten Bett gesprungen.» Es mußte scherzhaft gemeint sein. Ich kam mir eher vor, als hätte ich in fünf Zimmern den Fußboden geschrubbt und wäre danach in einen Fahrstuhlschacht gefallen.
    Ich beschloß, ein möglichst großes Gelände abzusuchen, und begann am anderen Ende der Zufahrt, wo ich die Straßen gut überblicken konnte. Ich wußte, daß diese kurzen Beine und schweren Hüften nicht ohne viele, viele keuchende Verschnaufpausen auskommen konnten und einer von uns die Flucht beenden würde, ehe Percy zu weit gelaufen war. Rufend und lockend umstreifte ich die Gebüsche. Ich suchte an der langen, umrankten Mauer und im alten Küchengarten, wo Beerensträucher nach jahrelanger Vernachlässigung ungehindert wucherten. Ich suchte an den bewachsenen Rändern des Grundstücks — ein Dschungel von Disteln und Stacheln — und im Graben hinter dem Zaun. Nach zehn Minuten rannte ich zurück, um nachzusehen, ob er nicht einfach wie ein alter Mottenfifi in der Sonne lag.
    Hettys Wagen stand am Feldweg. Daneben zwei Gestalten, dicht beieinander mit einem Bündel. Das Bündel war Percy. Hetty sah umwerfend, Ross eher interessiert und Percy sehr, sehr naß aus.
    «Ich hätte Sie warnen sollen, daß er gern schwimmt», rief Hetty, als ich näher kam. Tränen der Wut und Erleichterung stiegen mir in die Augen. Zum Teufel, dachte ich, schon wieder ein Beinahe-Drama, und du mit deinen verdammten Gefühlen. Selbst wenn sich das dumme kleine Ding erholte, bedurfte es nicht mehr, um mein neues Experiment ebenso scheitern zu lassen wie all die anderen vorher.
    «Wo war er?» Ich nahm eine seiner klitschnassen Pfoten. Sie roch abscheulich morastig. Percy sah mich trotzig und triumphierend an, ehe er nieste. Hatte er etwa Schluß machen wollen, weil er die Schlankheitskuren und alles, was damit zusammenhing, satt hatte? Ich hatte ja immer gesagt, sie seien ein Fehler. Vierbeiner scheren sich einen Dreck um ihre statistische Lebenserwartung.
    «Er war schon immer eine Wasserratte», sagte Hetty, «und seit er so dick geworden ist, gibt es ihm ein Gefühl der Schwerelosigkeit. Im Sommer ermutigt ihn das Fell auch nicht gerade zum Herumlaufen, aber im Wasser schwimmt es oben und gibt ihm Auftrieb. Wenn er wieder mal fort ist, sehen Sie am besten zuerst im Teich nach. Die Frobishers nennen ihn manchmal Ophelia, was durchaus passend ist, wenn er mit ein paar Seerosen geschmückt aus dem Wasser gezogen wird.» Sie reichte ihn mir. Percy schüttelte sich so heftig, daß ich überall bespritzt wurde. Die Situation legte nahe, auf Gefühlsduseleien zu verzichten. Ross und Hetty lachten.
    «...er sagte, Sie suchten einen großen dicken Pekinesen. Ich hab’s natürlich sofort gewußt, wen er meinte, weil er ein Patient von mir ist, und deshalb...»
    «... sie fragte, ob es hier in der Nähe einen Fischteich gebe. Ich hatte tatsächlich einen auf dem Weg zum Obstgarten gesehen, und deshalb...»
    «Ach! Aber vorher haben Sie gefragt, warum? Glaubten Sie vielleicht, er sei lebensmüde?»
    Sie fielen beide fast um vor Lachen. Ich stand schweigend und säuerlich daneben. Percy triefte. Dann wischte Hetty sich die Augen trocken - klare und blaue natürlich, leichter Lidschatten (wahrscheinlich Elizabeth Arden, sagte ich mir grausam, Pale Pearl), ein netter Kontrast zu meinen - blutunterlaufen und geschwollen.
    «Wir haben ihn mit

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