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Das Hundehotel

Das Hundehotel

Titel: Das Hundehotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
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bekommen hätte. Im Moment nieste er nur, seine Nase tropfte, und sein Bellen klang entschieden nach Polypen.
    Krümel war ausgesetzt worden. Er war ein kleiner rundlicher schwarzer Mischling, und ich fand ihn an die Bank im Garten gebunden, als ich eines Morgens aufgestanden war und hinausging. Er saß da und zitterte, denn die Nacht war sehr kühl gewesen, und seine großen, braunen traurigen Augen schwammen in Tränen. Außerdem hatte er Hunger. Ich trug ihn ins Haus und setzte ihn ab, und er leckte alle Toastkrümel vom Frühstück auf, ehe ich auch nur anfangen konnte, ihm eine richtige gute Mahlzeit vorzusetzen.
    Krümel war ein wirklich süßer kleiner Hund, höchstens sechs Monate alt, aber nicht stubenrein. Vielleicht hatte man ihn deshalb ausgesetzt. Wegen der anderen, besonders der Hündinnen, war es nicht leicht, ihn zu erziehen, doch ich ließ ihn die meiste Zeit draußen in der Sonne, so daß er einfach das Beispiel der anderen befolgte. Nach ein paar Wochen war er kein Problem mehr. Als eine Mrs. Maisley anrief und unter einer Flut von Tränen ihre Buchung absagte, weil ihr Hund von einem Auto auf ihrer Zufahrt angefahren worden war und ihr nichts anderes übriggeblieben sei, als ihn einzuschläfern, bot ich ihr Krümel an. Es war ein Risiko. Womöglich würden seine Besitzer eines Tages aufkreuzen und ihn zurückhaben wollen, aber Leute, die einen Hund aussetzen, einen hungrigen und verängstigten und unterkühlten Hund, sollten davon abgebracht werden, überhaupt einen zu haben, und ich war durchaus bereit zu behaupten, ich wisse nichts über seinen jetzigen Aufenthaltsort. Soweit ich weiß, ist er immer noch bei Mrs. Paisley, die ihn später oft hergebracht hat, und sei es nur für einen Tag, wenn sie in London zu tun hatte. Sie wußte, daß er bei uns glücklich sein würde.
    Als Kind hatte ich oft einen Traum gehabt. Ich setzte ein Puzzlespiel zusammen, aber jedes einzelne Teil war ein herrenloser und flehender Hund, und jedesmal wenn ich ein Stück an der richtigen Stelle eingesetzt hatte, hatte ich ihm ein Heim besorgt, in dem er glücklich sein konnte. Der Traum war so real, daß mir, wenn ich wirklich Puzzles zusammensetzte, die Teile immer noch wie Spaniels und Scotch-Terrier und kleine rundliche schwarze Mischlinge à la Krümelchen vorkamen. Ich bin nicht sicher, daß das irgend etwas beweist - ich glaube sowieso nicht, daß Träume viel mit der Wirklichkeit zu tun haben -, aber es sagt mir, daß ich Tiere schon immer geliebt habe. Oder vielleicht schutzlose Wesen überhaupt, denn viele Kinder anderer Leute waren bei uns ein und aus gegangen, als meine eigenen Kinder noch klein waren: Sie hatten uns nicht nur besucht, sondern waren je nach Bedarf für kürzer oder länger bei uns geblieben. Wir waren keine richtigen Pflegeeltern, sondern nahmen sie, wie ich nun erkannte, ungefähr so auf wie jetzt die Hunde, die zu uns kamen - und wieder gingen.
    Das Haus war voll. Die Zwinger waren leer. Ich hatte eine zusammengefaltete Zeitung auf dem Kühlschrank liegen, die ich laut auf den Tisch knallte, um drohende Tumulte im Keim zu ersticken. Nicht daß ich es oft tun mußte. Eines Nachmittags warf ich einen Blick auf das Datum und wurde mir bewußt, daß sie in fünf Wochen nur zweimal benutzt worden war. Vielleicht lag es daran, daß die Hitze die Hunde so mitnahm oder müde machte, aber sie schienen alle die meiste Zeit herumzuliegen und zu dösen - vielleicht warteten sie nur darauf, daß ihre Besitzer zurückkamen, oder sie träumten einfach von aufregenden Dingen. Sie freuten sich auf die Spaziergänge, bei denen ich einige an der Leine hatte und andere frei laufen ließ, und genossen die Stunde am Nachmittag, wenn sie auf der eingezäunten Wiese herumtoben durften. Die Mahlzeiten wurden in Gruppen eingenommen, die langsamen und pingeligen zusammen, die gierigen und schnellen extra, wie Schauerleute in einer Hafenbar.
    Die meisten blieben eine Woche oder vierzehn Tage. Einige blieben länger, und manche waren nur tagsüber da, weil ihre Besitzer auswärts zu tun hatten. Die Hunde gewöhnten sich daran, daß dauernd neue Gäste kamen, und begrüßten sie ohne Überraschung oder großes Interesse. Hunde spüren Gefahr und Zorn und Vibrationen, die auf innere Unausgeglichenheit zurückgehen, und reagieren entsprechend. Sie schaffen sich ihre eigenen sozialen Regeln. Es sind wenige genug, aber Hündinnen scheinen sich untereinander wohler zu fühlen, weil sie von Natur aus ein anderes Temperament

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