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Das Hundehotel

Das Hundehotel

Titel: Das Hundehotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
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alten Rohre nicht mehr. Den Luxus eines Installateurs konnte ich mir nicht leisten.
    Ich mußte es jemandem erzählen, Marsha war meine älteste Freundin, aber ich entschied mich für Hetty. Ich wartete bis zum Morgen, ehe ich anrief.
    «Könnten Sie vorbeikommen?» fragte ich. «Irgendwann. Das heißt ich dachte, vielleicht noch heute morgen...»
    «Augenblick», sagte Hetty. Ein lautes Bellen von ihrem Ende der Leitung echote das Kläffen in meiner Küche, wie Schüsse, die im Tal widerhallen. «Okay. Ein Patient, der einen Fingerhut ins Ohr bekommen hat. Also, was ist mit wem?»
    «Nichts Besonderes, aber es geht um mich. Ich sage es nicht gern, aber ich brauche einen Rat, und diesmal für mich selbst.»
    «Großer Gott», sagte Hetty erschrocken. «Sagen Sie bloß nicht, Sie hätten auch Flöhe bekommen?»
    «Es ist ein emotionales Problem», sagte ich leichthin, aber ich wußte, daß es ihre Aufmerksamkeit erregen würde.
    «Ich komme nach der Sprechstunde. Auf dem Weg zur Grunzfarm, okay?»
    Das war ein riesiger Schweinezuchtbetrieb, der von zwei Männern geführt wurde, die aussahen, als hätten sie ihr Lebtag nichts als fetten Speck gegessen. Ich habe nie erfahren, ob es ein Spitzname war oder ob das Unternehmen wirklich diese werbewirksame Bezeichnung trug.
    Sie hatte einen dünnen Overall aus rosa Baumwolle an, sehr sexy. Die Ärmel waren hochgekrempelt. Wir waren beide braungebrannt, aber Hetty war waldhonigfarben. Ich war nur braun.
    Ich sagte: «Tolle Arbeitsklamotten!» Sie meinte, berufstätige Frauen brauchten nicht wie Ackergäule auszusehen, sollten sich zumindest um einen Kompromiß bemühen.
    «Um einen schwulen Klempner zum Beispiel?» sagte ich.
    «So schlimm kann das Problem nicht sein», entgegnete sie kurz, und ich machte uns einen Long Drink, damit wir etwas abkühlten. Der Sommer sprach allen Wettervoraussagen hohn und schlug jeden Tag neue Rekorde. Es schien immer heißer zu werden.
    Ich erzählte ihr, was mich letzte Nacht alle paar Minuten aus meinen Angstträumen gerissen hatte.
    Sie nahm einen vorbeitrippelnden Shi-Tsu hoch, der einen Monat bleiben sollte, weil sein Besitzer geschäftlich unterwegs war, um chirurgische Bestecke vorzuführen.
    Dann sagte sie: «Wollen Sie, daß er zurückkommt?» Sie meinte meinen Mann.
    «Selbstverständlich», sagte ich entrüstet. Aber wollte ich es wirklich? Ja, ich wollte es. Die Tatsache jedoch, daß ich mich erst fragen mußte, beunruhigte mich.
    «Sehen Sie, Sie sind nun mal zwei eigenständige Partner, die auch allein zurechtkommen können. Sie haben es in letzter Zeit mit dem Hundehotel getan, weil Ihnen nichts anderes übrigblieb. Wenn Sie sich gegenseitig etwas vorjammern, würde das nur zeigen, daß Sie beide egoistisch, unzulänglich und unsicher sind. Zum Glück sind Sie es nicht. Er wird früher oder später zurückkommen, denn dies ist nicht nur Ihre Heimatbasis, sondern auch seine, egal wie sehr Sie sie geprägt haben» (letzteres klang nicht unbedingt bewundernd), «und Sie haben es inzwischen einigermaßen geschafft. Es wäre dumm, wenn Sie jetzt herumjammerten und einander das Leben noch schwerer machten, als es ohnehin schon ist. »
    «Sie reden wie eine Suffragette», sagte ich und wünschte, sie sähe auch so aus. Dann lachten wir beide. Ich zwang mich einzusehen, daß sie recht hatte, aber es war keine große Hilfe.
    Hetty trank ihr Glas aus und verabschiedete sich. «Wenn Sie möchten, komme ich heute nachmittag noch mal vorbei», sagte sie. «Bis dahin könnte ich mir noch ein paar gute Ratschläge ausdenken. Zum Beispiel
    Aus dem Auto rief sie mir noch zu: «Was ist eigentlich mit den Hühnern ?»
    «Mein Gott, sie ist wirklich sehr hartnäckig», murmelte ich und rief: «Nein, ich hasse Hühner.» Ich haßte im Moment alles, was mich zu Hause anband.
    Als sie fort war, sah ich kurz den Wagen zu, die die Schnellstraße wie Glasperlen an zwei parallel laufenden Schnüren hinauf und hinunter flitzten. Die Sehnsucht, in einem davon zu sitzen, war zu groß. Ich lief ins Haus und fing an, die Küche zu streichen, und trotz der üblichen Arbeit, die ich auch noch erledigen mußte, war ich am späten Abend fertig. Ein sattes Braun, das sehr gut trocknete. Morgen würde ich meine hübschen Sinnsprüche auftünchen. Ich ging sie schnell im Geiste durch. Am besten gefiel mir im Augenblick Es geht alles vorüber.
    Und das, wurde mir mit einem Stich im Herzen klar, galt auch für das Leben.

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