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Das Hundehotel

Das Hundehotel

Titel: Das Hundehotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
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der Bibel denken, die mit dem Kopf auf der Platte. Kurz darauf, als Baby mit lautem Freudengeheul in die Arena stürzte, hatte ich den schrecklichen Verdacht, der Vergleich könne sehr passend sein. Baby, der wütend gewesen war, weil ich ihn so früh ins Bett gesteckt hatte, konnte sich nicht lassen vor Vergnügen über seine gelungene Flucht, und brachte das ganze Partykonzept durcheinander. Er sauste mir zwischen die Füße, und ich strauchelte, und die Zwiebeln und Oliven regneten auf den Plattenspieler und dahinter. Aznavour hickste, die Schalen gingen zu Bruch, und ich ergriff Baby, der furchtbar zappelte und quiekte, während meine hohen Absätze im Begonienbeet einsanken. Die Hunde im Haus erwachten und fingen an zu kläffen, während die, die bis eben friedlich draußen geschlafen hatten, uns zu Hilfe kamen und über Stühle, Tische und Bank sprangen. Die ganze wundervolle Dekoration war hin. Eine Lampe knallte zu Boden, dann ein Stuhl. Hetty schien an etwas zu ersticken und lief krebsrot an. Ich dachte, ihr müsse wenigstens eine Nuß im Hals steckengeblieben sein, aber dann sah ich, daß sie nur lachte.
    «Fabelhaft!» versicherte sie keuchend und sich die Augen wischend. «Unglaublich! Welch Begrüßungstableau - ich glaube, so hat man im alten Rom die Ehrengäste willkommen geheißen...» Und dann erstickte sie wieder vor Lachen und zerrte Toby gleichzeitig von der Butter, auf der sein wertvolles Teil ruhte, denn er stand nun über der Bank, um mir noch näher zu sein, und starrte mir besorgt in die Augen.
    Ben kam her und nahm mir Baby ab. «Ich bringe ihn zurück», sagte er entschuldigend. «Ich muß vergessen haben, den Riegel vorzuschieben. Ob er ruhig bleibt, wenn ich Amanda zu ihm sperre? Oder Rosie?»
    «Nein, nein, bloß nicht», sagte ich hastig. «Zu zweit werden sie nur ein neues Katastrophengebiet schaffen.» Ich glättete meinen arg mitgenommenen Seidenjersey und schüttelte meine Haare glatt. Mattie, die sich sonst immer abseits hielt, hatte inzwischen eine tote Ratte aus einer Sammlung von Leichnamen geholt, die sie für solche Notfälle bereithielt, und tat wieder mal ihr Bestes, mich noch verlegener zu machen. Dazu gehörte allerdings nicht viel. Ich registrierte ohne Überraschung, daß Aznavour das Handtuch geworfen hatte. Jetzt sang Frank Sinatra Strangers in the Night. Sehr passend, dachte ich erneut.
    Beim Essen beruhigten sich die Gemüter. Der Wein war kühl und angenehm, die Consommé geeist und der Salat knackig. Meine selbstgebackenen Brötchen waren frisch aus dem Ofen, und die Butter war mit einem Blumenmuster verziert. Das Hauptgericht war Moussaka à la provençale, mit Orangenscheiben garniert, und zum Nachtisch gab es eine Bavaroise. Miss Priddle hatte ein großes Stück Stilton und eine Schachtel mit Petits Fours spendiert. Zwei Weinflaschen standen leer neben dem Tisch, als Hetty den Drambuie holte. Ich hielt ihr mein Glas hin.
    Aber dann blickte ich zufällig zum offenen Küchenfenster und sah dichte Rauchschwaden herausquellen. Ich brach in Tränen aus und verlor das Bewußtsein.

Manche Hunde sind natürlich freundlicher und rücksichtsvoller als andere, genau wie manche intelligenter oder reizbarer sind und manche gefräßiger oder fauler. Und manche haben mehr Humor. Sie sind in Wahrheit wie wir, nur nicht ganz so differenziert. Pudding zum Beispiel war ein Hund, bei dem man sich nie schuldig vorkam. Wenn ich mich mit seinem Essen verspätete, hopste er herum und freute sich, daß es zuletzt doch noch kam, statt wie Mattie in der Ecke zu hocken und zu schmollen. Beim Kämmen drehte er sich auf den Rücken und lachte, fegte mit seinem buschigen Schwanz den Fußboden und erhob nie den leisesten Einwand, wenn ich ihn an einer verfilzten Stelle ziepen mußte. Er wiegte sich vor Glück und Zufriedenheit hin und her, wenn er ging. Er beobachtete mich freundlich und bewundernd und liebevoll. Nur wenige Menschen erreichen diesen Grad an Vollkommenheit.
    Die meisten Hunde lächeln ab und zu. Manche natürlich öfter und mehr als andere, und Sybil, eine etwas langbeinig geratene Yorkshire-Dame, die ihre prämiierten Artgenossen beschämt hätte, lachte richtig. Wie alle Lebewesen mit einem ausgeprägten Sinn für Humor war sie intelligenter als die meisten anderen, und sie hatte einen sechsten Sinn, der mir oft als Warnung diente, während sie bei uns war. Sie witterte Regen und Besucher im voraus und spitzte die Ohren, ehe das Telefon klingelte. Sie hatte ein dünnes,

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