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Das Hundehotel

Das Hundehotel

Titel: Das Hundehotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
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vergoldete Schnörkelarmaturen, Topfpalmen und Muschelwaschbecken auf den Müll werfen wird, um weiße, funktionelle, schöne und unkomplizierte Dinge einzubauen. Dann werden wir auf dem Klo wieder denken können. Wenn ich Geld gehabt hätte, hätte ich mir ein High-Tech-WC entwerfen lassen. Es gibt nichts Aufbauenderes, als ein Trendsetter zu sein.
    Dr. Foster glaubte, kurz gesagt, ein Hund sei so etwas wie ein Ausländer, der die Kultur, Verhaltensregeln und Sprache der Einheimischen nicht verstehen könne. Manche Ausländer eigneten sich schnell alles an. Andere brauchten zwar länger, kämen aber doch irgendwie zurecht, und einige wenige bekämen den Bogen nie raus, begriffen überhaupt nichts, entwickelten eine arrogante oder trotzige Abwehrhaltung und kehrten aus Selbstschutz zu ihren Ursprüngen zurück.
    Im Behandlungsabschnitt sagte er dann, es habe gar keinen Sinn, den Hund grün und blau zu schlagen, um ihn unterwürfig zu machen. Er appelliere vielmehr an das Gute im Hund, um seine Sympathie zu erringen.
    Ich las mit wachsendem Interesse weiter. Irgendwo klingelte das Telefon. Ich überließ es Ben. Wie hatte Dr. Foster es geschafft? Ich sah ihn vor mir, wie er in seinem untadeligen edwardianischen Schwalbenschwanz, mit zurückgeschobenem Zylinder auf allen vieren herumkroch und jaulend und kläffend an das Gute im Hund appellierte. Aber er meinte etwas anderes. «Der Hund muß wissen, daß Sie sein Freund sind und ihn mögen», schrieb er, um dann nicht ohne Zynismus fortzufahren: «Selbst wenn Sie ihn nicht ausstehen können. Er muß wissen, daß Sie ihn nicht beißen werden. » (Nicht allzu schwer - er würde zumindest als erster beißen.) «Seien Sie traurig, wenn er auf Sie losgeht» (noch leichter), «und was Sie auch tun, zeigen Sie ihm, wie bekümmert Sie sind. Weinen Sie laut, ringen Sie die Hände, laufen Sie wie gepeinigt auf und ab. Hunde sind von Natur aus sehr barmherzig. Wenn Sie seine Sympathie errungen haben, wird er Sie nicht mehr angreifen, sondern verteidigen und anbeten.»
    Ich war hingerissen. Die Methode war viel einfacher als der übliche psychiatrische Ansatz und leuchtete mir sofort ein. Mit anderen Worten, ich konnte es schaffen. Ich würde die Sarah Bernhardt unter den Psychiatern sein. Ich konnte es kaum erwarten zu beginnen. Ich rannte in die Küche zurück.
    Das Nähkörbchen war leer. Jumbo war weg.
    «Ben», sagte ich langsam, «hör mal kurz zu. Wo ist der neurotische Patient?»
    Er schlug gerade Sahne für den Biskuitboden. Aber die Menge hätte gereicht, den Hafen von Sydney zu füllen. Er sah kaum auf.
    «Vielleicht hat er sich unter einem Eierbecher versteckt?»
    Er konnte schrecklich nerven. Ich mußte Jumbo finden, ehe Hetty auf dem Rückweg von der Rinderherde, um die sie sich momentan kümmerte, wieder bei uns vorbeikam. Der Besitzer war ein Pop-Star, der Hof, Herde, Haus, Maschinen und sogar den Verwalter und das übrige Personal von dem Geld gekauft hatte, das er mit dem Entblößen seiner behaarten Brust, seinem dämonischen Hüftwackeln und seinem Gebrüll verdiente. Aber im Radio war er ein Genuß, weil man ihn dort nicht sah und all der Dekadenz teilhaftig wurde, ohne unmittelbar betroffen zu sein. Deshalb haben Pop-Stars ihren Reichtum verdient. Sie sind die Prügelknaben für uns laue Zeitgenossen. Sie leben unsere geheimen Laster aus und beglücken uns mit Ausschweifungen aus zweiter Hand. Der Hof war laut Hetty ein vorbildlich geführter Betrieb, weil Geld keine Rolle spielte, wenn es um das Wohlergehen von Mensch und Tier ging. Die Leute verdienten gut und waren zufrieden, der Allgemeinheit wurde ein Dienst erwiesen. Was machte es da schon, wenn der Besitzer bei Konzerten und in der
    Presse als Farmer-Harry gefeiert wurde und den Eindruck erweckte, er sitze die meiste Zeit beim Kühemelken im Stall? Oder bei strömendem Regen im Overall auf dem Traktor? Von gewissen Politikern wird das ja auch behauptet. Während die Bauern heutzutage auf Chefsesseln in luxuriösen Büros sitzen und Computer statt Kühe bedienen.
    Ich ließ mich auf alle viere nieder und suchte unter dem Spülschrank, den niedrigen Stühlen, dem Schrank mit den Reinigungsmitteln, dem Kühlschrank und dem Herd. Ich blickte sogar angstvoll in der Wasserschüssel und unter Bens großen Füßen nach. Ich richtete mich wieder auf, meine Kehle war wie zugeschnürt. Ich starb fast vor Angst. Es wäre schlimm genug, bei meinem ersten Fall zu versagen, aber ihn auf diese Weise zu

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