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Das Hundehotel

Das Hundehotel

Titel: Das Hundehotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
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    Ben nahm den Biskuitboden vom Regal, wo er zum Abkühlen gestanden hatte, und fing an, die Schlagsahne darauf zu verteilen. Geistesabwesend sagte er: «Du könntest auch in den Blumentöpfen nachsehen. » Auf der Fensterbank stand eine Reihe von Geranien, die ich dauernd zu gießen vergaß. Wenn sie protestierend erschlafften, ertränkte ich sie in Entschuldigungen und Wasser und stellte sie für ein paar Tage neben die Hintertür in den Schatten. Einige Töpfe waren leer, wie freigewordene Betten auf einer geriatrischen Station, da ihr Inhalt in die gute Erde draußen zurückgekehrt war. In einem davon hockte Jumbo wie eine kulleräugige Pflanze und starrte mich herausfordernd an. Er rührte sich nicht. Ich streckte die Hand aus, um die aufgerichteten Ohren zu beruhigen -und zog sie hastig wieder zurück, denn schon hatten mich die nadelspitzen Zähnchen erwischt.
    Ich stand auf, wischte mir die Augen, leckte meine Finger ab und stampfte mit den Füßen.
    «Ich bin nicht sicher, ob ich mich mit diesem neuen Beruf anfreunden werde», sagte ich wütend. «Ich werde eine
    Gefahrenzulage verlangen müssen. Zumindest muß ich Schmerzensgeld haben, und ich brauche eine Invaliditätsversicherung. Ich muß mich erkundigen, wieviel man für den Verlust eines Fingers bekommt. Vielleicht wäre es aber am besten, die Finger ganz davon zu lassen, solange sie noch vollzählig sind.» Mein Finger blutete ziemlich stark.
    Ben stellte den Kuchen in den Kühlschrank. Er stellte alles in den Kühlschrank oder in den Backofen. Bens Essen war entweder glühendheiß oder gefroren. Befriedigt drehte er sich um und sagte mit hochgezogenen Augenbrauen: «Was, du willst schon aufgeben? Vor dieser größenwahnsinnigen Maus kapitulieren?»
    Mir fiel ein, daß die anderen Hunde Schokodrops mochten. Ich habe noch nie einen Hund gekannt, der nicht mit Kakao in dieser oder jener Form herumzukriegen war. Ich nahm ihn oft für Tabletten - ich zerrieb die Pillen und vermischte sie mit Kakaopulver, und sie leckten es auf, ohne argwöhnisch zu werden. Ich brach ein kleines Stück Schokolade ab und reichte es auf einem Kochlöffel zum Blumentopf hin und vergaß nicht, lockend zu gurren. Ich hätte natürlich einen Handschuh überstreifen können, aber jemand, der so wachsam und mißtrauisch war wie Jumbo, hätte sich davon nicht täuschen lassen. Der Brocken wurde lange beäugt und dann blitzschnell geschnappt. Sehr schön, dachte ich, wir sind einen Schritt weiter. Bleiben wir auf diesem Weg. Wenn du jetzt den Griechen traust, die Geschenke bringen, kannst du sie auch zum Tee einladen. Ich ging zum Tisch zurück und holte die restliche Schokolade. Ich hatte mehr als genug Zeit.
    Hatte ich einst nicht gedacht, es müsse eine weniger lächerliche Art geben, sein Geld zu verdienen? Doch letztlich war es gar nicht so übel, jetzt hier in der Sonne zu sitzen, die durch die hohen Fenster schien, und einen Floh in einem Blumentopf mit Krumen zu versorgen. Ich
    wußte, daß ich an primitive physische Instinkte appellierte, statt mit psychologischem Feingefühl zu arbeiten, aber es handelte sich schließlich um einen Fall, der nur wegen seiner primitiven — wenn auch fehlgeleiteten - physischen Instinkte so schwierig war.
    Ich hatte inzwischen wieder angefangen, nützliche Weisheiten an die Wände zu tünchen, und über mir stand «Steter Tropfen höhlt den Stein». Dieser nette Sinnspruch kann vielerlei bedeuten, falls er überhaupt etwas bedeutet. Er kann einen trösten, wenn nicht mehr genug heißes Wasser im Boiler oder wenn der Heizkessel ausgegangen ist, und er kann einen anspornen, etwas zu tun, das man auf die lange Bank geschoben hat. Die Tatsache, daß er so entgegengesetzte Dinge beinhaltet, mag erklären, warum er oft gar nichts bewirkt, aber jetzt beherzigte ich eine dritte Möglichkeit und sagte mir: Du mußt aushalten. Mit Geduld und Spucke fängt man eine Mucke.
    Nach einer Weile legte ich den Kochlöffel hin und riskierte es wieder mit dem Finger. Jumbo schnappte blitzschnell zu - aber nach der Schokolade! Ich war unendlich stolz. Ben war oben und nahm gerade Clover auf Band. Clover war ein weiblicher Scotch-Terrier mit Asthma. Ich wies immer wieder darauf hin, daß die Töne, die sie erzeugte, Ausdruck ihrer Beschwerden und nicht von Gefühlen seien, aber Ben erklärte, er brauche alles Material, das er bekommen könne, und ein mürrisches Schnaufen sei so gut wie das andere. Offenbar hatte ich eine ideale Gelegenheit, Dr.

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