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Das Hundehotel

Das Hundehotel

Titel: Das Hundehotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
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    Am Wochenende wurden mehrere Gäste abgeholt, und nur ein neuer kam. Ich war erleichtert und ärgerlich zugleich, doch als Hetty vorbeisah und den geheilten Jumbo erblickte, war sie so begeistert, daß sie mir eine lange Warteliste für die Hundepsychiatrie prophezeite. Ich schlug vor, Jumbo solle von seinen Besitzern wie ein richtiger Hund behandelt werden und nicht wie ein zerbrechliches Schaustück, und sie sollten mal überlegen, ob es nicht angebracht sei, ihm einen Kameraden zu kaufen. Ich glaube, das Problem lag zur Hälfte darin, daß er trotz seiner Zwergenhaftigkeit als Hund für voll genommen werden wollte. Wie zu klein geratene Politiker versuchte er, die fehlenden Zentimeter durch selbstsicheres Auftreten wettzumachen.
    Das war jedenfalls meine Erklärung. Ben meinte, es liege an der Ohrfeige, die er ihm gegeben habe, als er nach seinen Fingern schnappte. Vielleicht liegt es auch daran, daß man sich mehr herausnehmen kann, wenn man klein ist, und daß einem dieses Privileg bald zu Kopf steigt.
    Ich erzählte es Marsha. Vermutlich war ich sehr aufgeregt über meine Leistung, denn ich rief sie gleich an und berichtete alles haarklein, von den ersten Sitzungen bis zum Lob, mit dem man mich überhäuft hatte, und zuletzt erwähnte ich beiläufig den enormen Scheck, der meinen Erfolg gekrönt hatte.
    «Oooh, wie schön», meinte Marsha und erwähnte, daß sie unten im Pub den Trompeter N. E. Price kennengelernt habe und sie für ein Wochenende in den Westen gefahren seien, und ich solle mal raten, wen sie dort getroffen habe! Meinen Mann. Er habe phantastisch ausgesehen. Braun gebrannt und mopsfidel.
    «Du brauchst dir wirklich keine Sorgen zu machen, Schatz! Er scheint es sehr gut zu haben. Ich soll dir ausrichten, es gehe ihm gut. » Sie klang nur etwas hämisch.
    Und ich? Er hatte eine Woche nicht geschrieben und seit Sonntag nur ein einziges Mal angerufen, weil es angeblich so unangenehm sei, von einem fremden Apparat Ferngespräche zu führen. Wenn ich ihn anrief, war er immer ' gerade fortgegangen, und irgendein guter Geist – weiblich - richtete mir alberne Belanglosigkeiten aus.
    Mein großer Augenblick war ruiniert. «Fabelhaft», sagte ich, «aber ich muß jetzt Schluß machen. Unten wartet jemand. » Ich senkte die Stimme, damit es nach einer wilden Affäre klang, Vollzug im Zwinger. Es war leichter, meinen Mann anzurufen und ihm die Hölle heißzumachen.
    Pa war im Haus. « Marsha? Ach Gott, ja, ich habe sie gesehen. Leider hat sie mich zuerst gesehen! Wieso? Was hat sie gesagt?»
    «Was mich gestört hat, war nicht das, was sie gesagt hat, sondern das, was sie offensichtlich nicht sagen wollte. »
    «Zum Beispiel?»
    «Nicht weiter wichtig. » Sehr von oben herab. Warum hatte ich bloß den Eindruck, er sei mit jemandem wie Angharad Rees zusammen, die barfuß und zum Anbeißen süß über die Klippen von Cornwall kletterte?
    «Ich habe diese Ziege noch nie ausstehen können. Sie kam mit einem glatzköpfigen Kerl in viel zu engen Hosen aus dem teuersten Hotel, und da lief ich ihr in die Arme. »
    Ich fühlte mich ein bißchen besser, aber nur ein bißchen. Später fragte ich mich, warum es mir soviel ausmachte. Und sogar, ob es mir etwas ausmachte. Ich begann mich zu fragen, wer er eigentlich war, weil es so lange zurücklag, seit ich ihn zuletzt gesehen hatte, und weil inzwischen so viel mit uns beiden geschehen war. Ich war den ganzen Sommer an einem Ort eingesperrt gewesen, allein und an das Haus gekettet. Jedenfalls war ich ein anderer Mensch geworden. Wie sehr ich mich verändert hatte, wußte ich nicht, aber ich war nicht mehr so wie früher. Er war dem Tode nahe gewesen und hatte sich wieder aufgerappelt. Er hatte sich erholen können, ohne einen Gedanken an die täglichen Sorgen zu verschwenden. Und nun standen wir auf getrennten Inseln, und zwischen uns ein tiefer Graben.
    Physische Trennung ist nichts gegen eine emotionale Kluft. Wir wußten beide, daß sie im Laufe der Monate entstanden war. Ich nahm ihm zu Recht oder Unrecht übel, daß er mich so lange allein gelassen hatte, und er warf mir meinen Broterwerb insgeheim als Verrat vor. Ich sah keine leichte Möglichkeit, die Kluft zu überbrücken. Ich war nicht einmal sicher, ob ich es wollte.
    Ich erzählte es Hetty. «Vielleicht ist es besser so», bemerkte sie. Ich schwieg entsetzt, denn es stimmte, wie fast alles, was sie sagte. Wieder unter einem Dach zu leben, obgleich wir es beide gar nicht richtig wollten, konnte nur

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