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Das Inferno Roman

Titel: Das Inferno Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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sein musste.
    Ich sollte im Mülleimer nachsehen, dachte er.
    Später, sagte er sich. Jetzt muss ich mich erst mal um Judy kümmern.
    Er studierte das Badezimmer.
    Ein schönes Bad.
    Doppelwaschbecken, Ablagen, die nach Marmor aussahen, überall Spiegel, eine Dusche mit durchsichtiger Glastür (genau wie in seinen Fantasien von Sheila) und eine begehbare Badewanne.
    Die Wanne sah aus wie ein Mini-Swimmingpool.
    Aber gar nicht mal mini .
    Stanley schaute an dem Körper in seinen Armen vorbei auf die Badewanne herab.

    Spiegelblanke königsblaue Fliesen.
    Was für eine großartige Badewanne. Sie war so viel schöner als die im Haus seiner Mutter. So viel schöner als Sheilas Wanne. Könnte er sie doch in diesem Moment mit kühlem klaren Wasser füllen.
    Verdammtes Erdbeben.
    Das ist kein verdammtes Erdbeben, sagte er sich. Das Beben ist mein Freund. Jawohl. Ohne das Beben wäre ich nicht hier. All die großartigen Dinge wären nicht passiert. Nur schade, dass es die Wasserversorgung erwischt hat.
    Wie gerne würde ich hier ein Bad nehmen. Mit Judy an einer und Sheila an der anderen Seite. Alle schön abgekühlt, eingeseift und glitschig …
    Plötzlich rutschte ihm Judy erneut aus den Händen. Er platzierte sein Knie in der feuchten Spalte ihres Hinterns, stieß sie hoch und hielt mit Mühe das Gleichgewicht, während er die Stufen zur Wanne herabeilte.
    Der Boden der Wanne war flach. Er bückte sich und legte Judy mit den Füßen zu den Wasserhähnen auf den Rücken. Dann stieg er aus der Wanne.
    Er betrachtete Judy von oben.
    Die Wanne war so groß, dass er sie darin nicht einsperren konnte. Er fragte sich, ob es irgendwo im Haus noch ein Gästebad mit einer normal großen Wanne gab.
    Ich werde sie nicht noch einmal durch die Gegend schleppen auf der Suche nach einer Badewanne, dachte er. Diese hier tut’s schon. Solange sie gut gefesselt ist.
    Aber womit?
    Er bezweifelte, dass er etwas Brauchbares im Bad finden würde, deswegen ging er ins Schlafzimmer. Er blickte sich um, vom Bett zur Ankleide zum Kleiderschrank, und
prüfte, was sie zu bieten hatten: Betttücher, Strumpfhosen, Halstücher, Krawatten …?
    Ich will sie nicht mit irgend’nem Stoffzeug fesseln - nichts, was sich dehnen und reißen könnte.
    Gürtel?
    Im Kleiderschrank fand er eine stattliche Ansammlung von Ledergürteln, die an ihren Schnallen an der Türinnenseite hingen. Es waren Männergürtel - von ihrem Ehemann, nahm er an. Er griff sich diverse Gürtel und eilte zurück zu Judy.
    Es sah nicht aus, als ob sie sich bewegt hatte.
    Stanley zog sie näher an die Wasserhähne heran. Die beiden Chromarmaturen befanden sich etwas oberhalb seiner Kniehöhe und hingen etwa fünfzig Zentimeter auseinander.
    Er drehte an beiden Hähnen. Wie erwartet kam kein Wasser.
    Wäre schön gewesen. Hätte ein nettes kühles Bad nehmen können.
    Macht aber nichts, sagte er sich. Ich muss zurück zu Sheila.
    Er hob Judys rechtes Bein an. Er drückte den Fußknöchel an die Seite des Kaltwasserhahns und klemmte das Bein zwischen seinen Schenkeln ein. Mit den freien Händen schlang er einen Gürtel dreimal um ihr Fußgelenk und den Wasserhahn. Er zog den Gürtel fest und schloss die Schnalle.
    Er tat das Gleiche mit ihrem anderen Fuß, den er mit einem zweiten Gürtel an den Warmwasserhahn band.
    Die Beine angehoben und auseinandergezogen, war sie wahrscheinlich sicher genug befestigt. Die Gürtel konnte man nur mit äußerster Kraftanstrengung erreichen,
und Stanley bezweifelte, dass Judy diese Kraft aufbringen würde.
    Ich wette, das schafft sie nicht, dachte er.
    Und stellte sich dabei vor, was es ihm für einen Spaß machen würde, sie dabei zu beobachten.
    Er konnte es sich genau vorstellen! Welche herrlichen Anstrengungen und Verrenkungen!
    Sie würde grunzen und schwitzen und heulen, mit aller Gewalt versuchen, sich aufzurichten, die Arme strecken, um die Wasserhähne zu erreichen und doch scheitern, wieder nach hinten kippen, sich winden und um sich treten.
    Wie großartig das wäre.
    Aber Stanley wusste, dass er nicht bleiben und zusehen konnte. Er war schon zu lange hier.
    Aber so kann ich sie auch nicht hierlassen. Echt nicht.
    Wenn er ihre Arme nicht sicherte, würde er damit sein Schicksal herausfordern.
    Wenn du dein Schicksal herausforderst, fällst du auf die Schnauze.
    Er erinnerte sich, irgendwo einen Stuhl mit Rückenlehne gesehen zu haben.
    Im Schlafzimmer entdeckte er ihn in der Ecke. Seine Schlafanzughose lag zusammengeknüllt auf dem Stuhlbezug.

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