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Das Inferno

Das Inferno

Titel: Das Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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beobachtet, deshalb kann ich Ihnen jetzt nichts sagen. In welchen Hotel wohnen Sie? Ich komme zu Ihnen.«
    »Im Vier Jahreszeiten«, antwortete Tweed und nannte ihr die Nummer seiner Suite. »Wollen Sie heute Nachmittag kommen? Sagen wir gegen drei?«
    »Um drei bin ich bei Ihnen. Und haben Sie vielen Dank. Sie sind so ein netter Mann. Aber jetzt muss ich zurück. Die werden mich bestimmt fragen, was ich von Ihnen wollte. Ich sage ihnen, dass ich bei Ihrer Ankunft gehört hätte, wie gut Miss Grey die Hortensien gefallen haben, und dass ich ihr einen Strauß davon gebracht habe.«
    »Sie sind wirklich sehr schön…«, sagte Paula, was Gina France aber nicht mehr hören konnte, weil sie bereits die Auffahrt entlang zurück zum Haus eilte.
    »Diese Frau hat Angst«, sagte Newman. »Panische Angst.«

25
    Während Tweed in Blankenese mit Milo Slavic sprach, stand in London Gavin Thunder in seinem Büro in Whitehall und kanzelte seinen neuen Assistenten Montagu Carrington ab, den Ersatzmann für Jeremy Mordaunt.
    »Während ich im Urlaub bin, sind Sie mein Stellvertreter.
    Sehen Sie also zu, dass Sie kein allzu großes Chaos anrichten. In fünf Tagen bin ich wieder zurück.«
    England litt noch immer unter der Hitzewelle, weshalb Thunder einen leichten Tropenanzug trug. Er war so angespannt, dass seine Gesichtszüge noch schärfer geschnitten wirkten als sonst, und seine Geduld hing an einem seidenen Faden.
    »Das war aber ein kurzfristiger Entschluss, Sir«, bemerkte Carrington, ein bleicher Mann Mitte dreißig, der sich selbst für einen Überflieger hielt. »Darf ich fragen, wo Sie sind, damit ich mich im Notfall mit Ihnen in Verbindung setzen kann?«
    »Nein, das dürfen Sie nicht, verdammt noch mal. Wie soll ich mich im Urlaub entspannen, wenn Leute wie Sie mich jederzeit belästigen können? Mein Ziel ist streng geheim, kapiert? Was muss ich eigentlich noch alles tun, um das endlich in Ihren dummen Kopf zu kriegen?«
    »Soll ich eine Limousine bestellen, die Sie zum Flughafen bringt?«
    »Nein. Ich fahre selbst. Verstanden?«
    Carrington, der in seinem grauen, für die gegenwärtigen Temperaturen denkbar schlecht geeigneten Anzug furchtbar schwitzte, runzelte verstimmt die Stirn und trat von einem Fuß auf den anderen. »Sollten Sie nicht wenigstens zwei Leibwächter mit in den Urlaub nehmen, Sir? Schließlich sind Sie ein Minister.«
    »Ich weiß, dass ich Minister bin, Sie Idiot. Habe ich Ihnen schon mal gesagt, dass sie mich an einen räudigen Hund erinnern, der ständig auf demselben Knochen herumkaut?«
    »Nein, Sir.«
    »Dann habe ich es jetzt getan.« Thunders Blicke schienen Carrington förmlich zu durchbohren. »Keine Leibwächter, verstanden? Keine Limousine. Nichts. Soll ich Ihnen das schriftlich geben?«
    »Nicht nötig, Sir.« Man hatte Carrington fälschlicherweise beigebracht, als Ministerialbeamter müsse man sich gegenüber seinem Vorgesetzten behaupten. »Aber wenn während Ihrer Abwesenheit nun ein Notfall eintreten würde…«, setzte er erneut an.
    »Verdammt noch mal!«, explodierte Thunder. »Habe ich Ihnen nicht schon hundertmal erklärt, dass Sie sich in einem Notfall direkt an den Premierminister zu wenden haben? Also halten Sie sich gefälligst daran.« Er hörte auf zu brüllen und fügte in einem fast beiläufigen Ton hinzu: »Wenn Sie bei meiner Rückkehr immer noch solchen Unsinn verzapfen, werde ich Sie hochkant hinausschmeißen. Und jetzt gehen Sie mir aus den Augen!«
    Als Thunder allein war, schloss er einen Schrank auf, entnahm ihm seinen bereits gepackten Koffer und ging dann aus dem Büro. Durch eine Hintertür verließ er das Ministerium und stieg in einen unauffälligen Ford.
    Auf dem Weg zum Flughafen Heathrow hielt er in einer verlassenen Seitenstraße an. Thunder wusste, dass sein Gesicht in der Öffentlichkeit bekannt war – schließlich hatte er mehr als einmal vor laufender Kamera einen Fernsehmoderator zur Schnecke gemacht, was beim Publikum immer sehr gut angekommen war. Er brauchte nur ein paar Sekunden, um sich ein jüdisches Käppchen aufzusetzen und einen prüfenden Blick auf seinen falschen Pass, der auf den Namen Rosen lautete, zu werfen. Dann band er sich eine Augenklappe vor das linke Auge und überprüfte sein Aussehen im Rückspiegel. So würde ihn niemand erkennen.
    Am Flughafen passierte er unbeanstandet alle Kontrollen. Er schaute auf einen der Informationsmonitore. Sein Flug nach Hamburg ging in fünfzehn Minuten.
    »Als ich mit unserem Gastgeber im

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