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Das Inferno

Das Inferno

Titel: Das Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Park spazieren war, habe ich gesehen, wie Marier hinter einem Baum hervorgeschaut hat«, sagte Tweed auf der Rückfahrt zum Hotel. »Zuerst dachte ich, es wäre ein Schatten, aber dann habe ich ihn doch erkannt.«
    »Er passt eben gut auf Sie auf«, sagte Paula.
    »Ich habe mich zunächst gewundert, dass ich im Park kein Wachpersonal entdecken konnte. Ein Mann wie Milo muss doch Leibwächter haben, dachte ich mir, aber da fielen mir zwei Gärtner auf, die gerade beim Unkrautjäten waren. Einer davon hat sich nach unten gebeugt, und ich konnte unter seiner Jacke ein Halfter mit Pistole sehen.«
    »Apropos Marier«, sagte Newman von vorn. »Er und Nield fahren wieder in ihrem Opel direkt hinter uns.«
    »Was haben Sie für einen Eindruck von Rondels Partner?«, fragte Paula. »Kann man ihm vertrauen?«
    »Das weiß ich nicht. Wir haben über die jüngsten Krawalle überall in der Welt gesprochen, und er hat mich gefragt, ob ich nicht auch der Meinung sei, dass wir eine starke Regierung brauchten. Ich habe ihn daraufhin auf Hitler, Mussolini und Stalin hingewiesen, aber er ist mir ausgewichen.«
    »Meinen Sie damit, dass er das befürwortet, was diese Diktatoren getan haben?«
    »In gewisser Weise vielleicht schon, aber wie bereits gesagt, er hat mir keine klare Antwort gegeben. Er möchte sich aber wieder mit mir treffen und hat gesagt, dass sein Hauptquartier oben im Norden sei. Das könnte irgendwo nördlich von Hamburg sein, aber natürlich auch weiter weg in Skandinavien.«
    »Er hat ihnen also nicht allzu viel erzählt«, stellte Paula fest.
    »Dieser Milo ist ziemlich gewieft. Ach, übrigens, Rondel heißt in Wirklichkeit Blondel. Er hat einen französischen Vater und eine deutsche Mutter. Angeblich ha t er seinen Namen aus purer Eitelkeit geändert, damit man sich nicht über sein blondes Haar lustig macht.«
    »Falls ich ihn je wieder sehe, muss ich aufpassen, dass ich ihn nicht aus Versehen Blondel nenne«, sagte Paula kichernd.
    »Sie finden ihn sympathisch, nicht wahr?«
    »Er ist sehr charmant.«
    »Ich habe ihm jedenfalls von Anfang an misstraut.
    Wahrscheinlich liegt das daran, dass ich selbst nicht über allzu viel Charme verfüge.«
    Das Mittagessen nahm Tweed zusammen mit Lisa, Paula und Newman im Hotelrestaurant ein. Obwohl Lisa sich angeregt mit Paula unterhielt, spürte er, dass sie sich nicht gut fühlte. Als sie gerade beim Kaffee waren, kam Lord Barford auf sie zu und zog sich einen Stuhl vom Nebentisch heran.
    »Darf ich mich zu Ihnen setzen?«, fragte er.
    »Sie sitzen ja ohnehin schon fast«, entgegnete Tweed lächelnd. »Herzlich willkommen. Sie machen aber ein ernstes Gesicht.«
    Paula fand, dass Tweed Recht hatte. Der Lord trug uniformartige Khakikleidung und blickte grimmig drein. Seine Adlernase kam ihr viel größer vor als sonst, und sein Gesicht wirkte noch hagerer und wilder. Tweed bot Barford einen Kaffee an, den dieser nicht ablehnte. Bis der Kellner den Kaffee brachte, blieb er stumm und in sich gekehrt.
    »Haben Sie gehört, dass gestern Abend vor dem Hotel jemand erschossen wurde?«, fragte er dann.
    »Ja«, sagte Tweed.
    »Ich habe den Toten gesehen, weil ich gerade von einem Spaziergang zurückkam. Vielleicht war ich sogar der Erste. Der halbe Kopf war weggeschossen, man konnte direkt ins Gehirn sehen.«
    »Ich weiß«, sagte Tweed, den es ärgerte, dass Barford in Gegenwart von Paula und Lisa eine so drastische Schilderung abgab.
    »Ich war es auch, der die Polizei verständigt hat«, fuhr Barford fort. »Irgendwie hat der Tote übrigens wie einer Ihrer Leute ausgesehen.«
    »Das war er auch.«
    »Vielleicht wäre es da gescheiter, wenn Sie wieder heimfliegen würden, Tweed. Hamburg wird langsam ein zu gefährliches Pflaster für Sie.«
    »Es überrascht mich, dass ausgerechnet Sie mir diesen Vorschlag machen. Schließlich waren Sie bei der Armee und haben bestimmt viel schlimmer zugerichtete Tote gesehen.«
    Tweed beugte sich vor. »Warum sind Sie so ängstlich darauf erpicht, dass wir Hamburg verlassen?«
    »Ängstlich erpicht?« Der Lord trank einen Schluck von seinem Kaffee. »Ich bin nie ängstlich. Aber das, was ich auf dem Gehsteig vor dem Hotel gesehen habe, war ein deutlicher Hinweis darauf, dass Hamburg der Gesundheit Ihrer Leute nicht gerade zuträglich ist.«
    »Wir können uns auch in ungesunden Situationen recht gut behaupten«, sagte Tweed ruhig.
    »Sie vielleicht, aber wie sieht es mit den beiden Damen aus?«
    »Wie meinen Sie das?«, sagte Paula aufgebracht.

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