Das Inferno
dänische Banknote.
»Aber das ist viel zu viel für das Bier«, sagte die Kellnerin.
»Der Rest ist für Sie.«
»Vielen Dank. Sehr großzügig von Ihnen.«
Sie schenkte Vernon, der ein unverbesserlicher Charmeur war, ein strahlendes Lächeln.
»Das war ja ein gigantisches Trinkgeld«, sagte Barton, als die drei draußen auf der Straße waren.
»Nenn es lieber ein Schweigegeld. Und jetzt zu meinem Plan für morgen. Während ihr nur ans Saufen gedacht habt, war ich unterwegs und habe auf dem Parkplatz vor dem Hotel Hostrups Tweeds blauen Mercedes entdeckt. Haltet euch also morgen früh bereit, dem Wagen zu folgen.«
»Warum gehen wir nicht gleich zu dem Hotel und legen die ganze Bagage um?«, sagte Barton, der seinen Fehler wieder gutmachen wollte.
Panko gefiel der Vorschlag offensichtlich so sehr, dass er mit einem breiten Grinsen sein Messer zog.
»Steck das Ding sofort wieder weg«, fauchte Vernon. »Ihr kommt jetzt mit mir ins Hotel und legt euch ins Bett, damit ihr morgen früh fit seid. Ich fahre euch zum Flugplatz, wo ihr euch versteckt, bis ich euch übers Handy Bescheid gebe, dass Tweed aufbricht. Dann verfolgt ihr den Mercedes mit dem Flugzeug und berichtet mir in regelmäßigen Abständen, wo er sich befindet, damit ich ihm mit dem Auto hinterherfahren kann. Zu gegebener Zeit entscheide ich, was wir mit ihnen tun. Und fliegt nicht zu nahe an den Wagen heran, sondern haltet Abstand und benutzt eure Ferngläser. Das ist alles für heute.«
»Um wie viel Uhr frühstücken wir?«, fragte Barton.
»Um sechs. Wenn es dann noch kein Frühstück gibt, müsst ihr eben hungrig losfliegen. Vielleicht ist euer Verstand dann ja auch nicht so träge wie sonst.«
Sobald Newman und Mrs. France das Zimmer verlassen hatten, ging Paula Tweed frontal an.
»Was haben Sie sich denn dabei gedacht?«, sagte sie mit eindringlicher Stimme. »Sie haben ja sämtliche Vorsichtsmaßregeln außer Acht gelassen und Mrs. France praktisch alles erzählt, was wir über diese Verschwörung wissen. Meiner Meinung nach haben Sie damit den größten Fehler in Ihrer ganzen Karriere gemacht.«
»Sagen Sie nur, was Sie auf dem Herzen haben, Paula«, entgegnete Tweed, der sich mit einer Tasse Kaffee auf der Couch niedergelassen hatte, mit einem spöttischen Unterton.
»Bei uns hat jeder das Recht auf seine eigene Meinung.«
»Machen Sie sich nicht über mich lustig, Tweed«, sagte Paula und stampfte trotzig mit dem Fuß auf. »Immerhin steht unser aller Leben auf dem Spiel.«
»Da muss ich Ihnen völlig Recht geben.«
»Warum haben Sie es dann gemacht, in drei Teufels Namen?«
»Weil ich mir jetzt endlich sicher bin, wer in diesem Spiel die Bösen sind und wer die Guten, die auf unserer Seite stehen, auch wenn sie sich bisher noch nicht als solche zu erkennen gegeben haben.«
»Tatsächlich?« Paula war verblüfft. Sie setzte sich Tweed gegenüber und schaute ihn erwartungsvoll an. »Jetzt verstehe ich überhaupt nichts mehr«, sagte sie.
»Ihnen sind doch bestimmt die außerordentlichen Veränderungen an Mrs. France aufgefallen, die sich auf ihr Aussehen, ihr Benehmen und vor allem ihre Persönlichkeit erstrecken. Wie würden Sie sie beschreiben?«
»Nun ja, bei unseren zwei Begegnungen in Hamburg kam sie mir wie eine nette, aber irgendwie konfuse ältere Dame vor.
Ehrlich gesagt, ich konnte es kaum glauben, als Sie mir sagten, sie sei die Chefbuchhalterin der Zürcher Kredit Bank. War das sehr dumm von mir?«
»Nein, überhaupt nicht. Ich hatte genau den gleichen Eindruck. Aber wie finden Sie sie jetzt?«
»Jetzt war ich ehrlich verblüfft. Sie erscheint mir wie ausgewechselt, extrem kompetent und weltgewandt. Jetzt würde ich ihr die Chefbuchhalterin sofort abnehmen, aber nun stellt sie sich auch noch als Pilotin und Internet-Expertin heraus. Und ihr Benehmen war total geschäftsmäßig und kraftvoll. Außerdem kam sie mir in der Fliegerkombi viel schlanker vor als in ihrem unsäglichen Blümchenkleid.«
»Was beunruhigt Sie also?«
»Dass Sie ihr so viel über uns erzählt haben und überhaupt so offen zu ihr waren.«
»Das war ich nur, weil ich zu dem Schluss gekommen bin, dass sie auf der Seite der Guten steht. Ich habe ein untrügliches Gespür dafür, wem ich vertrauen kann, und ihr kann ich vertrauen. Deshalb habe ich sie ja auch nach Danzer gefragt.
Ihre Antwort hat mich – zusammen mit anderen Dingen noch mehr in der Auffassung bestärkt, dass sie die Wahrheit sagt.«
»Tut mir Leid, dass ich mich so
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