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Das Inselcamp

Das Inselcamp

Titel: Das Inselcamp Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Steinkuehler
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Jacques’ Mundharmonika intonierte den Hochzeitsmarsch. Die Trommelkiste war der Altar und Philip der Pfarrer. Er machte es kurz. »Du kannst die Braut jetzt küssen«, sagte er zu Matti.
    Matti verzog das Gesicht. »Nein«, sagte er dann. »Du musst erst die Ansprache halten.« Philip stutzte. »Was soll ich denn sagen?«
    »Von Liebe und Treue«, verlangte Matti. »Dass wir zusammenbleiben müssen. Und uns nie trennen. In guten und in schlechten Zeiten.« Mit jedem Wort wurde er lauter. »Dann sollten sie lieber gar nicht erst heiraten«, meinte Pitt. Es blieb offen, wen er meinte.
    Philip räusperte sich. »Okay«, sagte er. »Das hab ich jetzt alles gesagt.« Er hatte keine rechte Freude mehr an seinem eigenen Abendprogramm. Ungeduldig fügte er hinzu: »Jetzt küss endlich die Braut!«
    Judith dachte daran, dass Andi zuschaute, und wandte sich lächelnd zu Matti. Ohne zu zögern, hielt sie ihm die Lippen hin. Aber Matti wurde nur rot. Er beugte sich vor, vermied dabei sorgfältig jede Berührung. Und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange.

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
    Wasser zu Wein
    »Das reicht jetzt!«, rief Tom, als das Hohngelächter der neun kein Ende nahm. »Mach was, Jacques! Spiel von mir aus La Paloma.« So leicht aber kam der Kleine nicht davon.
    Auf einmal waren alle für eine richtige Feier. Mit Hochzeitstanz, eröffnet durch das Brautpaar. »Und dann öffnen wir ein Fass!«, rief Pitt. Er deutete auf die beiden Wasserkanister. »Wein soll in Strömen fließen!«
    Lena zog sich zurück. Lauwarmes Wasser mochte sie nicht. Und vom Tanzen hatte sie erst mal genug. Sie zog ihre Sandalen aus und wanderte über den Strand. Lange, allein. Sie redete sich ein, sie sei auf der Suche nach Jakobsen.
    »Mutter!« Sie zuckte zusammen. Judith! Bin ich nicht deutlich genug gewesen?, dachte Lena müde. »Was?«, fragte sie nur und drehte dem schwarzen Meer, das sie beobachtete hatte, den Rücken. Judith rannte. Ihr kurzes Haar sah wild aus. Auch ihr Gesicht. »Lena, du musst kommen!«
    »Was?« Lena begriff, dass es nicht um die Vergangenheit ging. Es war etwas geschehen. Jetzt. »Was?«, fragte sie zum dritten Mal. »Sieh selbst!«, sagte Judith und kehrte um, bevor sie Lena ganz erreicht hatte. Zurück zum Lager hastete sie, zurück zu den Nachwehen der Hochzeitsfeier.
    Das Küchenzelt war eingestürzt. Die Vorräte geplündert. Brot und Zwieback lagen offen herum, den Boden bedeckte eine weißliche Mischung aus Zucker und Mehl. Darin hockten Johanna und Tamara und heulten.
    Pitt und Andi rangelten mit denen vom Berg um einen der Kanister. Das war ihr Fußball. Simone stand daneben und feuerte sie an, mit überschlagender Stimme.
    Im Abseits standen Britt und Jacques – eng umschlungen – und dann tat Jacques etwas, das Britt nicht wollte, und Britt schlug ihm ins Gesicht. »Täubchen«, flüsterte Jacques lallend. Er wich zurück, hob die Hand vors Gesicht. »Täubchen …« Dann sank er zu Boden.
    Gerade versetzte Pitt dem Kanister einen gekonnten Stoß. Er flog einen taumelnden Halbkreis und landete direkt vor Lenas Füßen. Sie zögerte nicht. »Schluss!«, rief sie und beförderte den Kanister mit einem festen Tritt ins Aus. »Auf der Stelle.«
    »He, so geht das aber nicht!« Pitt protestierte mit übertriebener Empörung. »Spielverderber«, quengelte Tom. Die anderen murrten leiser. Sie drängen sich um ihre Anführer und wandten sich gegen Lena. Aber Lena hatte sich schon abgewandt. »Was ist hier los?«, fragte sie. Es kam ihr vor, als hätte sie seit Stunden nur diese eine Frage.
    Sie roch es, sobald sie sich über Jacques beugte. »Wir haben getrunken«, sagte Judith, »wir alle.« »Es war«, kam von Tamara, »wie das Wunder von Kana.«
    »Wenn das meine Eltern erfahren«, heulte Johanna. Und Britt warf sich neben Jacques auf die Knie. »Das war ich nicht, das wollte ich nicht …«, schluchzte sie.
    »Um Himmels willen!« Lena schrie fast. »Um Himmels willen! Wo ist denn der verdammte Jott?« »Ich such ihn«, sagte Judith und sauste schon los. Andi folgte ihr. »Einen Arzt!«, schrie Lena wieder. »Wir brauchen einen Arzt!«
    Die Fußballer waren still geworden. »Sieht schlimmer aus, als es ist«, murmelte Pitt unsicher. Vielleicht für Britt, vielleicht für Lena. Er stützte sich auf Tom. »Wir … räumen … hier auf«, sagte Tom.
    »Was hat er denn?«, fragte Jakob mit Blick auf Jacques. In diesem Moment kam Jacques halb hoch. Und übergab sich in Britts Schoß.
    Auf einmal hob Lena

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