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Das Internat

Das Internat

Titel: Das Internat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Forster
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dunkler, sie tauchten den Raum in wabernde Dunkelheit. Jameson lief die Zeit davon. Sosehr er den Gedanken hasste, Franks Ruhe zu stören und seine Würde selbst im Tod noch zu verletzen, Jameson musste den Raum absuchen. Das könnte seine einzige Chance sein, das Video zu finden, wenn es hier wäre.
    Aus der Schachtel auf dem Schreibtisch zog er ein Kleenex und benutzte es wie einen Handschuh, um keine Spuren zu hinterlassen. Mit den Schubladen wollte Jameson anfangen, aber er konnte die erste nicht öffnen. Auf dem Boden lag eine Kassettenhülle. Es sah aus, als ob sie Frank aus der Hand gefallen und neben seinen Stuhl gefallen war.
    "Oh, Gott", flüsterte Jameson.
    Er kniete sich hin, um einen genaueren Blick darauf werfen zu können. Sobald er in der Hütte fertig sein würde, hatte er Lane anrufen wollen. Vielleicht sollte er stattdessen die Polizei anrufen. Als er den Aufkleber auf der Hülle las, schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf: Was wenn Mattie recht hatte und Lane in der Erpressungsgeschichte mit Frank unter einer Decke steckte? Lane hatte Jameson an diesen Ort geschickt – damit er die Leiche fände? Wenn Frank sich entschlossen haben sollte, die Wahrheit zu sagen und das Band herauszugeben, hatte Lane ihn womöglich umgebracht, bevor er seine Ehefrau belasten konnte.
    Andererseits gab es viele Leute, die hinter dem Band her waren, wie zum Beispiel die Mitglieder des Sexrings, wenn er denn existierte. Jameson wusste, dass Mattie die Kassette haben wollte. Sie hatte es ihm offen gesagt. Ihre zwei Freundinnen hatten ebenfalls ein Interesse daran. Und das träfe außerdem auf jeden zu, der ein Mitglied des Sexrings schützen wollte.
    Einen Abschiedsbrief hatte Jameson nicht entdeckt. Das Blut gefror ihm beinah in den Adern. Hatte er den Mörder dabei gestört, Frank zu töten?
    Jameson griff nach dem Band, aber er war nicht schnell genug. Ein Schlag, stark genug, seinen Schädel zu zertrümmern, traf ihn von hinten. Jamesons letzter Gedanke galt den Leichen, der seines Bruders, Franks und seiner eigenen. Dann sah er noch ein leuchtendes rotes Feuer und den Fußboden, der auf ihn zuzukommen schien. Der Schmerz war unbeschreiblich, bevor Jameson nichts mehr spürte.
    "Dir fällt gleich der Finger ab. Wen rufst du eigentlich an?"
    Mattie klappte ihr Handy zu. "Jameson. Er geht nicht ran."
    Breeze warf ihr einen misstrauischen Blick zu. "Gibt es etwas, das du mir verheimlicht hast? Dich beschäftigt heute Abend nur ein Gedanke, und der gilt Jameson. Hier, nimm das und entspann dich."
    Breeze goss duftenden Tee in eine Porzellantasse und reichte sie Mattie. Gerade war Breeze zu Mattie ins Wohnzimmer gekommen, um vor dem Schlafengehen noch etwas zu plaudern, und hatte beim Roomservice ein Betthupferl bestellt – Ingwerkekse und eine Kanne ausgezeichneten Tee. Wahrscheinlich wollte Breeze damit ihre Behauptung stützen, dass das "Vier Jahreszeiten" alles konnte. Mattie hatte auf Champagner und Schokolade gehofft.
    "Es gibt tatsächlich etwas, das ich dir noch nicht erzählt habe." Mattie setzte sich gerade hin und nahm die Tasse Tee in einer Haltung entgegen, die Miss Rowe zur Ehre gereicht hätte.
    "Und was?" Breeze schenkte sich selbst eine Tasse ein, hielt die Kanne professionell und ließ Mattie dabei nicht aus den Augen.
    In beiläufigem Tonfall sagte Mattie: "Er hilft uns."
    "Jameson Cross hilft uns? Das Letzte, was ich mitbekommen habe, war, dass er uns als Serienkiller bezeichnet hat."
    "Er scheint seine Meinung geändert zu haben." Mattie nippte formvollendet an ihrem Tee, genau wie man es ihr beigebracht hatte: die Lippen leicht geschürzt, die Augenbrauen entspannt und unbewegt. In der linken Hand hielt Mattie die Untertasse, die teure Porzellantasse in der rechten und berührte den zarten Griff nur mit Daumen und Mittelfinger. Nur dumm, dass sich ihre Finger vom Schweiß klebrig anfühlten.
    Wohlerzogene junge Damen glühen vor Aufregung. Sie transpirieren nicht, und ganz sicher schwitzen sie nicht. Sie erröten, sie haben rote Wangen, sie glühen.
    Das war einer von Matties Lieblingssprüchen – den sie von Miss Rowe gelernt hatte.
    "Mattie, hast du mich gehört?"
    Anscheinend hatte Breeze genug von der Teezeremonie. Das kostbare Geschirr landete mit einem nicht besonders eleganten Klappern auf dem Silbertablett. "Erzähl mir mehr von seinem Sinneswandel. Hat er irgendwo unterhalb der Gürtellinie begonnen? Du warst nicht mit ihm im Bett, oder?"
    Oh doch, und wie. Mattie setzte die Tasse ab,

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