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Das Internat

Das Internat

Titel: Das Internat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Forster
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einmal mehr E-Mails.
    Jane hatte große Angst davor, Larrys Karriere zu schaden. Trotzdem hatte sie vor drei Jahren nicht widerstehen können und mit einem Anruf Matties Welt auf den Kopf gestellt. Sie hatte Mattie gesteckt, dass Präsident Larry Mantle sie für das Neunte Gericht nominieren würde. Und Mattie, die nie weinte, konnte nach dieser Nachricht gar nicht mehr damit aufhören. Es war kein Traum. Es war ein Wunder, ein Geschenk von Artemis, der Beschützerin junger Frauen, wie Jane es nannte. Sie hatten endlos gequatscht, all ihre Ängste vergessen und große wie kleine Neuigkeiten geteilt. Danach war Mattie bewusst geworden, wie sehr sie ihre Freundin vermisste.
    Nachdem Mattie Jane mehrere Minuten lang stumm angeschaut hatte, lächelte sie schließlich. "Jane, bist das wirklich du? Du könntest eine Schönheitskönigin sein."
    Jane verzog das Gesicht, aber Mattie meinte das als Kompliment. Jane war in Rowe zutiefst verunsichert worden. Ihre Sorgen hatte sie Mattie anvertraut. Für dumm und langweilig hatte sich Jane seinerzeit gehalten und, schlimmer noch, für stocksteif – zu unbeholfen, um jemals einen Jungen für sich zu interessieren. Im Stillen hatte sich Mattie damals oft gefragt, ob Jane sich nicht eher um erwachsene Männer sorgte. Um Miss Rowes Männer.
    Jetzt fielen Janes dunkelblonde Haare ihr in einer sorgfältig gefönten Frisur auf die Schultern. Der schmale schwarze Hosenanzug war wahrscheinlich von Armani. Mattie hatte irgendwo gelesen, dass Jane am liebsten Designerkleider von Armani und Chanel trug. Auf jeden Fall sah sie bis zu ihren Via Spiga-Pumps perfekt gestylt aus – über Mattie hatte das noch nie jemand sagen können. Ihre Klamotten wirkten wahllos zusammengestellt. Zusammengewürfelt wäre der bessere Ausdruck. Wäre Mattie First Lady, wären die Designer gezwungen, sich mit Haargummis und Anoraks als Modetrends abzufinden.
    Gegentrend hätte Mattie das genannt.
    Als sie sich neben Jane setzte, dachte sie über den langen Weg nach, den beide zurückgelegt hatten.
    "Du siehst wunderschön aus", sagte sie im Brustton der Überzeugung, sodass die unerschütterliche Lady Jane aus der Rowe-Akademie tatsächlich errötete. Das hat sich also nicht geändert, stellte Mattie fest. Jane kann immer noch nicht mit Komplimenten umgehen. Keine der Stipendiatinnen außer Breeze konnte das.
    "Also, erzähl mir die schlechten Neuigkeiten", drängte Jane.
    "Soll ich uns vielleicht erst mal einen Tee machen?" Mattie streckte die Hand aus, um zu prüfen, ob sie noch zitterte. Die Schmerzen waren verschwunden, aber das Zittern noch nicht. "Vielleicht habe ich noch Kamillentee da. Der beruhigt."
    "Jeder Tee ist gut", sagte Jane, "füge einfach etwas Alkohol hinzu."
    Einen Moment später kam Mattie mit einer dampfenden Kanne Tee und einer kleinen Karaffe mit Aprikosenbrandy aus der Küche zurück. Sie hatte Jane gerade eine Tasse eingegossen und einen Schuss Brandy dazugegeben, als sie von einem Klopfen an der Tür gestört wurden.
    Prompt kam John Bratton herein und trat auf Jane zu.
    Nach einigen kurzen, geflüsterten Sätzen glitt er hinaus, und Jane setzte sich wieder auf die Couch. "Es scheint, als hätten wir einen Besucher", sagte sie.
    Die Haustür schwang diesmal weit auf, und Bratton eskortierte eine strahlend lächelnde Blondine in den Raum. Breeze Wheelers honigblonde Locken wippten mit jedem Schritt auf und ab. Ihre braunen Augen funkelten genauso schelmisch wie damals. Als Teenager war sie für die Freundinnen die Personifikation des Wortes "frühreif". Den Mädchen ihres Alters alarmierend weit voraus, galt Breeze schon mit vierzehn als kleine Sexbombe, aber mit einer inneren Unschuld, der kein Mann widerstehen konnte.
    Nichts hatte sich verändert. Mattie war darüber wirklich froh. Die Welt brauchte Menschen wie Breeze. Sie erinnerte einen daran, dass das Leben auch aus Spaß bestehen konnte. Es musste nicht
immer
todernst zugehen. Bestimmt hatte auch Breeze Probleme, aber sie versteckte sie gut. Mattie hatte immer geglaubt, dass Breeze Rowe als Einzige unbeschadet überstanden hätte. Jetzt war sie sich dessen nicht mehr sicher.
    Breeze betrachtete sich als Opfer. Sie hielt die "Kunden" der Direktorin für traurige und bedürftige Männer, und es gefiel ihr , dass sie sie glücklich machen konnte. Vielleicht vermittelten sie ihr das Gefühl, etwas geleistet zu haben oder Macht zu besitzen. In jedem Fall hatte Breeze die Pflichtübung zur Kür gemacht. Sie war in einer

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