Das Internat
Flowerpower-Kommune aufgewachsen, bevor sie das freie Leben und ihre Marihuana züchtenden Eltern verlassen musste und schließlich in einem Kinderheim landete. Daher konnte ihre Unverwüstlichkeit stammen, aber Mattie hatte sich oft gefragt, welche Rolle die Ablehnungen, die Breeze in ihrem Leben erfahren hatte, in ihrem Leben spielten.
Über die Jahre war Mattie zu einer genauen Beobachterin von Menschen geworden. Als Kind hatte sie nur so überleben können. Als Anwältin war sie damit bei der Auswahl der Geschworenen konfrontiert worden, und als Richterin musste sie sich in die Tiefen der menschlichen Psyche begeben, um ihren Pflichten nachzukommen. Breeze war ihr immer als leichtfertig erschienen, zu schnell dabei, Probleme einfach abzuschütteln. Es schien so, als hätte sie einen Teil von sich weggeschlossen und als würde sie ihre eigenen Bedürfnisse zugunsten der Bedürfnisse anderer ignorieren, vielleicht weil es sicherer war.
"Danke für das Abtasten", sagte Breeze zu Bratton und klimperte mit den Wimpern. "Sie waren sehr sorgfältig. Vielleicht können Sie das nachher wiederholen? Nur um sicherzugehen, dass ich nichts habe mitgehen lassen? Man kann ja nie wissen. Ich könnte etwas in meinem BH versteckt haben."
Breezes Outfit war ebenfalls schwarz, wenn auch nicht von Armani. Sie trug enge Caprihosen, einen passenden Sweater und Pumps mit schwindelerregend hohen Absätzen. Der Reißverschluss ihres Cardigans stand offen, Breeze zog die Schultern zurück, um Bratton einen Blick auf ihr sahniges Dekolleté zu gewähren – nur für den Fall, dass er nicht begriffen hatte.
Bratton versuchte, einen Witz zu machen, aber ihm versagte fast die Stimme. "Ich sehe zu, was ich machen kann", sagte er und ging, nein, stürzte hinaus.
"Was für ein reizender Mann", bemerkte Breeze mit einem charmanten kleinen Schulterzucken.
"Breeze? Was machst du denn hier?" Mattie war sich nicht sicher, ob sie an diesem Abend noch mehr Überraschungen vertragen würde.
Bevor sich Breeze Mattie zuwandte, salutierte sie vor Jane. "Sie hier hat's möglich gemacht, deshalb war sie ja auch unsere furchtlose Anführerin in den düsteren Zeiten der Rowe-Akademie. Und übrigens vielen Dank, Jane. So eine kleine Spritztour in einem Privatjet ist nicht von schlechten Eltern."
Verwirrt drehte sich Mattie zu Jane um. Es klang, als hätte sie dieses Treffen bis hin zu Breezes Anreise komplett durchorganisiert.
Jane setzte ihre Teetasse ab. "Man könnte sagen, ich habe nur auf deinen Anruf gewartet, Mattie. Ich lese den
Chronicle
seit Jahren, und ich weiß alles über William Broud und Jameson Cross. Ich nahm an, dass deine dringende Nachricht mit seiner Entlassung zu tun hat und dass du außerdem Breeze kontaktiert hast. Also habe ich keine Zeit verschwendet, um dieses Treffen hier zu arrangieren. Es tut mir leid, dass ich euch beide im Dunkeln tappen lassen musste, aber glaubt mir bitte, das war die einzige Möglichkeit in dem transparenten Leben, das ich führe."
"Du hast mir gesagt, es sei ein Schultreffen", sagte Breeze.
"Na ja, ich musste dir ja irgendetwas sagen, sonst wärst du nicht gekommen. Und außerdem ist das ja gar nicht falsch, Mädels!"
Sie hob die Teetasse höher, als wollte sie einen Toast ausbringen. Breeze spielte das Spiel mit und prostete Jane mit der Brandyflasche zu.
Mattie bedauerte flüchtig, dass sie nicht mehr Brandy in ihren Tee getan hatte. In dem Bewusstsein, dass das hier nicht mehr ihr Treffen war, sondern dass Jane die Führung übernommen hatte, stieß sie mit den anderen an. Aber warum sollte sie das überraschen? Jane war die Älteste, auch wenn der Altersunterschied nur ein paar Monate betrug, aber sie hatte die Führungsrolle von Anfang an innegehabt.
In allen Aspekten des Lebens kannte Jane sich gut aus, aber besonders gut mit Organisatorischem und im Umgang mit Autoritäten. Breeze wusste alles darüber, wie man sich schminkt, wie man sich heimlich rausschleicht und wie Zungenküsse funktionieren – was die Mädchen gezwungenermaßen miteinander üben mussten, weil keine Jungs verfügbar waren.
Matties einziger Beitrag war ihre Fähigkeit gewesen, im Stehen zu pinkeln. Das hatte ihr zwar Zuschauer, aber keinen Sonderstatus verschafft. Allerdings muss zu Janes Verteidigung gesagt werden, dass sie den Konkurrenzkampf überhaupt nicht wahrnahm. Jane war so zielorientiert, dass sie das Umfeld ausblenden konnte, ein Zug, den ihre Freunde genauso liebenswert wie lästig fanden.
"
Amicus usque
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