Das Isaac-Quartett
schützen, und er rechnete damit, wie ein Hund einzugehen, mit Blut im Rektum und jemandes Zähnen in seinem Nacken. Doch Papa hatte nicht die Absicht, an einer Überdosis Isaac zu sterben oder seine Söhne an die Schrotflintenbrigade des First Deputy auszuliefern. Er hielt Isaac für mehr als einen schlichten Schurken. Welcher andere Bulle hätte sechs Guzmanns auslöschen wollen, fast eine gesamte Menschengattung? Isaac musste einer dieser Würgeengel sein, die der Lord Adonai geschickt hatte, um die Schweinefresser zu peinigen, die Marranen, die so viele Jahre zwischen den Christen und den Juden durchgeschlüpft waren, dass sie nicht mehr ohne Moses und Jesus (oder Johannes den Täufer) in ihren Betten existieren konnten, und die sich den Geboten Adonais mit ihren Vorhäuten und ihren Rosenkränzen widersetzt hatten. Isaac war unfähig gewesen, sich einen Guzmann zu schnappen und hatte sich dafür einen blonden Juden und einen Kreolen mit chinesischen Vorfahren geholt.
So klagte Papa. Der Spüllappen hing ihm über die Ohren. Auf Englisch und Portugiesisch stieß er Klagelaute für den Chinesen aus, doch für Coen schrie er lauter. Papa, der in Peru nichts gehabt hatte, hatte es in Nordamerika zu etwas gebracht. Er besaß Grund, eine Farm mit Guzmannschen Beeren und ein eingeführtes Geschäft in der Bronx. In Papas Vorstellungen rechnete er alle vier Coens, Vater, Mutter, wahnsinnigen Bruder und Sohn, zu den Kapitalanlagen und den Beeren dazu. Die Coens waren Papas Nordamerika. Papa brauchte sich nicht außerhalb der Boston Road umzusehen; er konnte seine Schritte an den Sprüngen in Alberts Eiern messen. Wenn er das Phylakterion mit dem winzigen Lederkästchen, das spanische, holländische und portugiesische Worte aus den Büchern Moses enthielt, durch die Öffnung in seinem Ärmel wand, betete er zuerst um Gesundheit für seine Jungen, dann für den Weiterbestand der Coens; dabei konnte er nicht von Jessica absehen, deren ungebundenes Lächeln an seinen Eingeweiden nagte. Papa brauchte einen Stümper wie Albert, um seinen eigenen Erfolg optisch zu vergrößern. Doch es war keine reine Ausbeutung. Papa liebte die Coens. Zwar mochte er sich vor ihren Gemüsegerichten ekeln, doch er bewunderte Alberts Sanftheit, bemitleidete Sheb wegen seiner Geistesschwäche, fühlte sich von Manfreds blondem Auftreten angezogen (die Guzmanns waren von behaartem Schwarz), und Jessica plagte ihn; die Verachtung, die sie in ein Lächeln legen konnte, entsetzte ihn, doch zugleich bewunderte er die Vieldeutigkeit in ihrem Gesicht. Daher klagte er. Nicht, weil er drei Coens in den Tod getrieben und einen Vierten übrig gelassen hatte, der in einem Altersheim mit Flussblick verrottete, indem er Alfred bloßgestellt und Jessica mit einem Stück Schnur den Hof gemacht hatte, indem er sie mit seinen kleinen Darlehen als Gefangene in einem Eierladen gehalten, Manfred auf ein Schlachtfeld geschickt hatte, das viel eher für Leute wie Isaac und die Guzmanns bestimmt war und Sheb mit Dollarnoten in die Isolation trieb. Papa hatte so hart darum gerungen, am Leben zu bleiben, dass er sich von einem derart unnützen Gefühl wie Kummer nicht aus der Form bringen ließ. Doch war er mit den Coens verkettet, ob in der Bronx, in Manhattan oder im Fegefeuer, und seine Klagen riefen ihm nur wieder in Erinnerung, dass er sich niemals von ihnen losmachen konnte.
Der Lotse hatte Jerónimo bis zur Erdbeerzeit in Obhut. Dann würde er das Baby gemeinsam mit Papa, Jorge und Topal nach Loch Sheldrake fahren. Für Papas Geschmack gab es auf der Boston Road zu viele Haie (Polizeiwagen, die Isaacs Kontrolle unterstanden). Daher saß Boris Telfin mit dem Baby in einem gemieteten Zimmer an der Neunzigsten Straße mit einer Dampfheizung, die den ganzen Juli über lief, und er unternahm am Tag nicht mehr als ein oder zwei Ausflüge zu seinem Fensterplatz im vegetarischen Restaurant. Er litt unter dem Verlust der Spinatpfannkuchen und des Bohnenauflaufs. Außerdem fürchtete er sich vor César. Mit seinem verrückten Guzmann-Kopf konnte Zorro intuitiv feststellen, ob das Baby eine unzureichende Schokoladenzufuhr oder einen Fettfleck im Haar hatte. Boris striegelte das Baby, stutzte mit einer Schere seine zotteligen Koteletten und verfluchte Zorro, während er Shampoo in Jerónimos Kopfhaut massierte.
Das Baby forderte mehr. Es durchsuchte die Taschen des Lotsen nach Paranüssen und schwarzer Halva. Boris musste Finger in seiner Hose dulden. Und wenn er nicht in
Weitere Kostenlose Bücher