Das Isaac-Quartett
seltsame Bruderbeziehung zwischen Aaron und Moses zu verwickeln. Die Stückeschreiber behandelten ihn nicht verächtlich. Sie sahen in Isaac den Schutzheiligen der Ludlow und des East Broadway. Er hielt die Gangster von ihren Straßen fern, doch seine Stärke überraschte sie nicht. Er war mit besonderer Milch gestillt worden. Seine Mutter war eine sture, eigensinnige Frau. Sie nahm sich mehr der Araber und der Puerto Ricaner an als der Juden.
Sie lachten über die Reaktion der Kassiererin auf Isaacs Klopfen.
Ida Stutz riss sich ihren Arbeitskittel runter und klatschte sich Puder ins Gesicht. Sie galt als Isaacs Verlobte. Alle wussten, dass Isaac eine irische Ehefrau oben in Riverdale hatte, aber es wäre unklug gewesen, wenn sie Ida verletzt hätten. Sie stattete die Studenten mit Zahnstochern aus und schob ihnen heimlich Butterstücke und zusätzliche Semmeln zu, weil sie gern Wohltaten für unterernährte Männer vollbrachte. Idas Arme und Beine waren äußerst üppig. Wenn sie schön war, kam es von diesen Proportionen. Sie verbrachte selbst ihre Mittagspause im Ludlow Restaurant. Morgens und nachmittags war sie meistens ein Arbeitsgaul. Die Restaurantbesitzer ließen sie irre schuften. Auf Idas Schweiß konnten sie zählen. Und auf Idas kräftigen Rücken. Daher gestatteten sie ihr eine Eigentümlichkeit. Wenn der Chef ans Fenster klopfte, verschwand Ida.
Isaac bewohnte zwei mickrige Zimmer in der Rivington Street. Die Toilette musste er mit einem antiken Junggesellen teilen, der immer daneben pinkelte. Er wusch seinen Körper in einem Küchenzuber, der ihn nicht vollständig aufnehmen konnte, wenn er seine Ohren nicht zwischen die Knie steckte. In eben dieser unwürdigen Haltung fand Ida den Chef vor. Auf dem Bett sah sie seinen Koffer, der vor gestärkter Unterwäsche, Notizbüchern und naturbelassenem Honig überquoll.
»Ich kenne dich, Isaac. Das mit dem Einseifen ist nur ein Vorwand. In Gedanken bist du schon in Paris.«
Isaac krümmte sich in dem Zuber, ein Gefangener seiner Knie. Er musste lächeln. Seine Ehefrau Kathleen war eine außergewöhnliche Schönheit gewesen. Mit neunundvierzig – sie war fünf Jahre älter als der Chef – hatte sie einen Busen, der Ida zum Erröten gebracht hätte. Doch Isaac war nie ein Connaisseur von Fleisch gewesen. Sein Zuhause in Riverdale hatte er aufgegeben, weil Kathleen sich von ihm unabhängig gemacht hatte. Die Immobilien dieser Frau waren einfach spektakulär. Ihre Besitzungen in Florida verschlangen den größten Teil ihrer Energien. Isaac hätte es nicht nötig gehabt, zum Vögeln zur Lower East Side zu kriechen. Er hätte mit gut aussehenden Witwen in Riverdale bleiben können, mit Filmsternchen, die nach intellektuellen Bullen lechzten, Puppen mit Penthäusern und restaurierten Hintern. Ida gefiel ihm besser. Sie besaß eine Zunge, mit der sie ihn sauber ausschimpfen, und einen Mund, in den sie all seine Zähne saugen konnte. Ihr war gleich, wie Isaac sich benahm. Ida war kein zerbrechliches Wesen. Sie konnte es mit den Küssen, den rauen Umarmungen und den Bissen des Chefs aufnehmen. Jetzt zog sie sich aus.
»Das ist dein letztes Bad in Amerika. Tut es dir nicht leid, dass du keine größere Wanne hast?«
»Im Präsidium gibt es eine Wanne, in die wir beide und noch fünf Bullen passen, Ida. Magst du hingehen?«
»Machen wir«, sagte sie. »Wenn du mal keine Eile hast.« Sie trocknete ihn mit feinstem Talkpuder aus der Mulberry Street und legte sich neben Isaacs süßlich duftenden Körper auf das Bett, ohne sich an dem Koffer zu stören. Sein gleichmäßig gepuderter Stiernacken konnte sie nicht einschüchtern. Ida gab sich keiner Täuschung über ihren Verlobten hin. Er hatte einem Gangster ein Auge ausgerissen, verdächtigen Subjekten die Arme gebrochen und Schießereien mit Puerto Ricanern und abgebrühten Juden überlebt. Aber sie hatte das Kind in dem Bären gesehen. Er war ein Mann, der sich leidenschaftlich gern benutzen ließ. Unter der gepuderten Haut lebte ein Entsetzen, das Ida zu lindern verstand. Der Chef spielte ihr keine Männlichkeit vor. In Idas Armen zitterte er. Seine Leidenschaften waren der primitive Zugriff eines Ertrinkenden.
Nachdem er sie geliebt hatte, war der Bär ruhig. Ida nahm seine Verdrießlichkeit nicht hin, solange Isaacs Samen aus ihr tröpfelte. Sie zog ihn an der Nase. Der Chef streckte sein Bein über das Honigglas und einen Stapel Unterhosen.
»Was für Sorgen hast du, Isaac?«
»Ah«, log er. »Ich habe
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