Das Isaac-Quartett
Verbrennungsmotor. »Gott segne deine Marilyn, hat sie wieder Gesellschaft? Einen vierten Ehemann?«
»Nein. Ich hab ihn hingeschickt. Einen meiner Detectives. Coen.«
Seine abgehackten Kürzel missfielen Ida. Lag in einem simplen »Coen« die ganze Lösung? Sie wusste von diesem gut aussehenden Bullen. Warum warf er seiner Tochter Blue Eyes vor? Es war nichts mehr aus ihm rauszuholen. Die Schultern des Chefs waren runtergefallen. Sie versuchte, ihn bei der Hand zu nehmen. Er klatschte ihr auf die Finger, Isaac, der schnaubende Bär. »Ich kann alleine laufen«, sagte er. Zu Hause würde sie ihn mit Honig füttern müssen.
Ida wohnte im sechsten Stock. Der Chef umklammerte das Geländer. Treppenhäuser konnten ihn erschöpfen. Ida schob an. Der Chef erreichte ihren Treppenabsatz. Sie steckte ihren Schlüssel ins Loch. Ida dachte nicht an sich. Sie ließ ein Bad für Isaac ein, mit blubberndem, parfümiertem Badewasser aus einer Stadt in Rumänien. Das stand auf der Schachtel. Sie zog ihn aus, seinen Mantel, seine Kammgarnhose, den Pistolenhalter. Sie überprüfte die Wassertemperatur, steckte einen Finger kreisend unter den Badeschaum. Sie setzte ihn in die Badewanne. Sie kämmte seine Koteletten. Sie bürstete ihm mit der scharfen Zahnpasta die Zähne, die gestern als Probepackung mit der Post gekommen war. Sie konnte Isaacs Hoden nicht finden. Der Chef war eingeschrumpft. Mit einem verschleierten Auge blinzelte er sie an. »Zieh deinen Pullover aus, Ida. Es ist warm hier.« Sie brachte ihm braunen Honig auf einem Teelöffel. Isaac lutschte ihn auf einmal ab. Erfrischt stieg er aus der Wanne. War der Bär bereit zu tanzen? Süßer Isaac, er hatte Schaum auf den Brustwarzen. Ida tupfte ihn mit der Innenseite ihres Pullovers ab. Der Chef spielte mit ihren Kleidungsstücken. Unter dem Druck einer kräftigen Hand sprangen Knöpfe auf. Isaacs Hände steckten in ihrem Büstenhalter, dann sein Mund. Er konnte so gut mit Nippeln umgehen wie jeder andere Mann. Der Büstenhalter baumelte seitlich an ihr. Isaac lag auf den Knien. Er hatte ihren Nabel im Mund. Der Sog auf ihrem Bauch rief einen unglaublichen Schauer hervor. Ida konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten. Sie stürzte gegen ihn. Er fiel mit Ida um, doch er wollte nicht aus ihrem Bauch kommen. Ida glaubte, sie müsse pinkeln. Ihre Oberschenkel zogen sich mit der Kraft eines Maultiers zusammen. Sie konnte sich dem Chef nicht entziehen.
»Hör nicht auf, Isaac. Bitte, hör nicht auf.« Doch sie spürte, wie sein Mund abschweifte. Ihr Bauch war nicht länger mit Beschlag belegt. Er wollte nicht seine Zunge an ihr weiden, sein Schnäuzchen gegen ihre Brust stoßen. Jetzt war Isaac dran, zu erschauern. Der Bär hatte Blut zwischen den Zehen. Dienstliche Verletzungen? Sie hätte ihn in der Wanne genauer untersuchen sollen. Ida war nicht besorgt. Sie würde die verspannten Stellen rubbeln. Sie strich über die feste Haut hinter seinen Ohren.
15
Die Häftlingsstation im Bellevue war von Weiß überschwemmt. Die Fensterscheiben wurden blind. Schnee setzte sich in die Zwischenräume der Gitterstäbe und fror an Holz und Glas fest. Stanley Chin flippte durch das Schneegeblinzel an den Scheiben aus. Rupert Weil war ein Scheißtyp. Nur ein krankes Hirn konnte auf die Idee verfallen, Hongkong mit New York zu vergleichen. In Kowloon gab es keine weißen Stürme. Keiner der Krankenpfleger wollte ihm mit einer Zigarette aushelfen. Sie forderten fünfzig Cents für einen Zug. Mit solchen Räuberbaronen ließ sich Stanley auf kein Geschäft ein. Er hatte einen Vierteldollar in seiner Pyjamatasche. Er wünschte, Blue Eyes würde wiederkommen.
Ohne Detective Coen war der verödete Pingpongtisch kahl. Das Netz sackte durch. Die Bälle färbten sich gelb. Vom andern Ende der Abteilung trieb eine schrille Melodie Stanley in die Gitter seines Klinikbetts. Der spukhafte Lärm suchte ihn weiterhin heim. Seit gestern Abend hatte er kein Läuten des Telefons mehr gehört. Bellevue galt als eingeschneit und abgeschnitten. »He, Chico«, sagte er zu dem Krankenpfleger. »Du hast mir gesagt, niemand könnte durchkommen. Was ist passiert?«
»Weiß nicht«, knurrte der Krankenpfleger. Seine Augen waren rot; er hatte die blinden Fensterscheiben zu lange angestarrt. »Vielleicht ist es der Heilige Geist.«
Der Krankenpfleger nahm den Hörer ab. »Ja, ja … sprechen Sie doch lauter, Mann.« Er nahm einen faltbaren Rollstuhl von der Wand, klappte ihn auseinander, kletterte hinein und
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