Das Isaac-Quartett
engagiere keine Degenerierten. Meine Männer haben samt und sonders Familie. Die Sache kommt mir komisch vor, Isaac. Du hast die besten Detectives auf der ganzen Welt und kannst kein Judenbaby fangen: Also ist es unsere Sache.«
»Der gehört mir, Amerigo. Wenn deine Freunde die Bowery noch einmal überqueren, schmecken dir deine Spinatnudeln nicht mehr.«
Isaac vernahm die heimtückischen Sauglaute der Espressomaschine. Durch Cappuccinos war er heute nicht verführbar. Amerigo streute Walnüsse in eine Schale.
»Leck mich am Arsch«, sagte er; aus seiner Faust fielen Walnüsse. »Isaac, erzähl mir nicht, dass du uns die FBIler auf den Hals hetzt. Newgate ist ein dummer Sack, genau wie du.«
Isaac tunkte eine Portion Walnüsse und Anchovis in die nächste Schüssel. Er zog seine Hand mit steif geschlagenem Eiweiß raus. Die Garibaldis blickten finster auf. Der Wirt lächelte.
»Spiel weiter, Isaac. Du kannst der neue Makkaronimann werden. Ich lasse mich von keinem Schlappschwanz provozieren. Du wirst von der Stadt bezahlt, um zu morden. Warte … Sieh dich vor, wenn du um Ecken biegst, Inspektor. Du könntest von einem Fahrraddieb überfahren werden.«
Isaac konnte Amerigo keine allzu großen Vorwürfe machen.
Der Patrón musste die Übergriffe von Rupert Weil auf die alten Leute von Little Italy rächen. Doch Isaac war nicht bereit, Gorillas zu dulden, die in die Auslagen puerto-ricanischer und jüdischer Krämer sahen. Auf der Mulberry Street wurde der Schnee dichter. Ein enormer Chrysler kreuzte hinter Isaac auf. Der Chef warf einen finsteren Blick auf den Wagen.
»Brodsky, wer hat dir gesagt, dass du mir nachspionieren sollst?«
Der Chauffeur steckte seinen Kopf aus dem Chrysler, um Isaac mit aufgerissenem Mund anzustarren und ein paar Worte in den Schnee zu spucken. »Du wirst schon seit fünfzehn Minuten über Funk gesucht, Chef. Wadsworth hat’s am Hals erwischt.«
»Eine Kugel?«, fragte Isaac und stieg in die Limousine.
»In diesem Nigger gibt’s kein Loch, Isaac. Es muss ein Brecheisen gewesen sein.«
Mit Hilfe von Brodskys »Schneeschuhen«, Wunderreifen, die Wände hochklettern konnten und an jeder Decke klebten, heftete sich der Chrysler an den Boden. Sie wanden sich an gewöhnlichen, trägen Automobilen vorbei und erreichten in weniger als zehn Minuten das Tivoli. Das Kino war bereits mit Seilen abgesperrt. Streifenpolizisten mit hohen Gummistiefeln und gelben Regenmänteln hielten Zivilisten aus dem abgesperrten Bereich fern und klatschten Anschlagzettel mit der Aufschrift »Tatort« hinter den Kartenschalter. Brodsky musste sich den Bauch festhalten, während er geduckt unter dem Seil durchtauchte. Das Foyer quoll vor Jungen von der Mordkommission und »Krähen« aus Cowboys Abteilung über. Isaac ruderte mit den Armen. Er musste nicht lange nach der Leiche suchen. Isaacs milchiger Neger lag mitten im Parkett über einer Stuhllehne, umgeben von einem kleinen Grüppchen von Detectives. An der Stelle, an der sein Genick gebrochen war, hatte er eine blaue Beule. Seine Augen waren aus dem Schädel getreten. Die Zunge steckte in seiner Schulter. »Jesus«, sagte Brodsky mit dem Geschmack von Kotze in der Nase. Er hielt sich die Hand vor den Mund und rannte los, um sich ein Glas Wasser zu holen. Die Hose fiel ihm auf die Knie. Der Chauffeur trug geblümte Unterhosen. Die Haut auf seinen Oberschenkeln war weiß und bleich. Einer der Kriminalbeamten wandte sich an Isaac.
»Haben Sie eine Vermutung, Chef?«
»Nein«, sagte Isaac.
»Ich dachte, der kleine Nigger würde Ihnen gehören.«
»Na und«, knurrte Isaac. »Verdammt noch mal, stecken Sie ihn in einen Leichensack. Ich will nicht, dass er so rumliegt.«
»Haben Sie ein Herz, Isaac. Wir können die Untersuchung nicht abbrechen. Wir tüten ihn ein, sobald es geht.«
Der Polizeifotograf lag auf den Knien und nahm Wadsworth von allen Seiten auf. Zwei Experten bestäubten die Stühle in Wadsworths Reihe. Der Mann von der Spurensicherung war damit beschäftigt, Wadsworths Umriss mit Kreide nachzuzeichnen, die exakte Lage seiner Arme und Beine. Für diese Labor-Freaks hatte Isaac herzlich wenig Respekt. Kreidezeichen gaben nette Hinweise, jedoch nicht auf den Täter. Brodsky kam vom Wasserspender zurück. Er flüsterte Isaac ins Ohr. »Es war ein Brecheisen. Das sag ich dir. Ohne ein Stück Eisen kann man einen Menschen nicht derart verbiegen. Sieh mal, er hat sogar einen Buckel.«
Isaac konnte keine Spuren von Metall sehen; an Wadsworths
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