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Das Isaac-Quartett

Das Isaac-Quartett

Titel: Das Isaac-Quartett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerome Charyn
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besessen waren. In einer blauen sackförmigen Hose ging Pimloe in den Straßen von Brooklyn auf Streife. Er gab in seinem Polizeidistrikt keine überflüssigen Wissensbrocken von sich. Doch er konnte dem Campus von Harvard nicht entkommen. Ein junger Inspektor von der Abteilung des First Dep las ihn in Brooklyn auf. Dieser Inspektor war Isaac Sidel. Isaac wollte einen gebildeten Menschen aus gutem Hause auf die Listen des First Deputy setzen, einen Jungen mit einem goldenen Schlüssel.
    Pimloe trug Karteikarten mit Fingerabdrücken aus dem Keller nach oben. Er holte den irischen Kommissaren belegte Brote. »Besorg mir die richtigen Schnürsenkel, Harvard. Hol mir Tinte für meinen Federhalter. Wo zum Teufel steckst du, Harvard?«
    Er wurde der Prügelknabe der Abteilung. Er wischte nach Isaac auf und fiel über Bullen mit zerfressenen Ohren her. Ganze Bezirke fürchteten sich vor Isaac. Niemand konnte voraussagen, wo er zuschlagen würde. Dieser Überraschungseffekt ging einem Prügelknaben ab. In den Revieren bekannt und wesentlich greifbarer als Isaac, war Pimloe der Mann, der verhasst war.
    Durch wendige Ellbogen und seine Erinnerungen an Thomas Hobbes überlebte er. Er hängte sich an Isaacs Rivalen, Cowboy Rosenblatt. Mit Cowboys Hilfe würde er Isaac links liegenlassen und den Stuhl des First Deputy einnehmen.
    Isaac war mit einem Makel behaftet. Bei seiner Fehde mit den Guzmanns hatte er sich außer Gefecht gesetzt. Er konnte O’Roarkes Stuhl nicht mehr erben. Die irischen Kommissare hätten nie einem Bullen getraut, der wegen einer Sippe von Marranenzuhältern und windigen Groschenspielern in der Bronx untertauchte.
    Pimloe stand unter einem vereinbarten Baum im Central Park (in der Nähe des Teichs im Central Park Süd) und träumte vom Stuhl des First Deputy. Für ihn waren saure Zeiten angebrochen. In der Centre Street gab es zwanzig Inspektoren, die höher rangierten als ein Prügelknabe des Deputy. Cowboy würde ihn über deren Köpfe nach vorn stoßen müssen.
    Unterdessen hielt sich Pimloe an seinen Baum. Er hatte eine Verabredung mit Odile Leonhardy, der ehemaligen Pornokönigin. Odile wollte ihn nicht in ihr Zimmer im Plaza Hotel mitnehmen. Sie behauptete, ein Bulle könne die Filmproduzenten abschrecken. Sie verzehrte sich danach, den Durchbruch ins Filmgeschäft zu schaffen. Daher wählte sie einen für sie gefahrlosen Ort; es war ein Baum mit gespaltenem Stamm, von dem aus Pimloe das Plaza erbarmungslos im Blick hatte, ohne Odile zu nahe zu kommen. Sie wollte, dass der Bulle sich vor Kummer verzehrte.
    Die gräulichen Mauern des Plaza waren Ende Juli zartrosa. Das war eine Farbe, die Pimloe an die gefrorenen Eingeweide in Fischgeschäften und an ausgeblutetes Fleisch erinnerte. Er war missmutig. Pimloe war eifersüchtig auf jeden einzelnen Produzenten, der mit Odile zu tun hatte. Er stellte sich unbekleidete Männer vor, die Odile zu einer zweiten Merle Oberon machten, während sie auf einem behaarten Knie saß.
    »Herbert.«
    Pimloe sah einen Fetzen Himmel durch sonnenbeschienene Blätter und Pumpsabsätze, die länger waren als der Rücken jeder Ente im Teich des Central Park. Der Absatz baumelte direkt über Pimloes Nase. Odile saß in einer kräftigen Astgabel. Pimloe brauchte nicht über die Plateausohlen ihrer Schuhe zu lugen. Das Mädchen trug ein Kleid, das vollkommen durchsichtig war.
    »Können wir uns nicht heimlich ins Plaza schleichen?«, bat Pimloe durch das Geäst. Er war grauenhaft scharf auf Odile. »Wie viel würden ein paar Minuten kosten?«
    Pimloe hätte sie einschüchtern können; er konnte Odile mit Amt und Würden kommen. Herbert Pimloe würde der neue First Deputy werden, sowie O’Roarke von seinem Stuhl fiel.
    »Ich kaufe dir ein Kleid bei Bloomingdale’s«, rief Pimloe in den Baum hinauf. »Komm runter.«
    »Nein.«
    »Dann sag mir, was du willst.«
    »Pommes frites.«
    Pimloe fing an zu zittern. Odile wollte ihn ins Café Argenteuil an der Zweiundfünfzigsten Straße locken und diese französischen Kartoffelchips in sich reinmampfen, die pro Schnitz zwei Dollar kosteten. Pimloe wäre bei Bloomingdale’s eingebrochen, um Odile mit Kleidern zu überhäufen. Stoffe, die um ihren Körper drapiert waren, bereiteten ihm Vergnügen. Aber für Pommes frites würde er sich nicht zum armen Mann machen lassen!
    »Cafés sind aus der Mode gekommen, Odile. Es ist zu früh am Tag für Pommes frites. Wie wäre es mit einem Schluck Whiskey? Ich habe meinen Flachmann

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