Das Isaac-Quartett
Aber mich hat interessiert, was Sie zu sagen haben … Können Sie morgen Abend zu uns zum Dinner kommen?«
»Ihr Gatte ist zu tough für mich, Mrs. Pears.«
»Jennifer«, entgegnete sie. »Jenny … Mel mag Sie … achten Sie nicht auf sein Geknurre … Er muss üben, damit er die Geschworenen glücklich machen kann … Zu Hause ist er viel umgänglicher.«
6
Isaac rechnete damit, dass Rebecca Karp aus dem Schrank sprang und ihm als Hors d’œuvre die Kehle durchbiss. Aber sie waren nur zu dritt: Pears, seine Frau und Isaac Sidel. Jennifer hatte nicht geflunkert. Melvin war zu Hause nicht der Anwalt. Er bot Isaac ein paar Züge aus seiner Haschpfeife an. Der First Dep rauchte mit Mr. und Mrs. Pears. Warum auch nicht? Er war einundfünfzig. Vor seinem Tod sollte er zumindest mal probiert haben, wie Hasch schmeckte. Der Wurm fühlte sich nicht angegriffen und das Kraut wärmte Isaacs Kopf. Den Cop in sich konnte er allerdings nicht ganz kaltstellen. »Mel, haben Sie jemals von einem ehemaligen Jurastudenten namens Dermott Bride gehört? War in Yale.«
»Ich glaub nicht«, meinte Pears und sie alle zogen an der Pfeife. »Ich könnte keinen Schriftsatz aufsetzen ohne Hasch«, sagte er. »Wenn ich stoned bin, arbeite ich besser.«
Isaac entdeckte nicht die leiseste Zuneigung zwischen den Eheleuten. Ihre Körper schienen in einer Art neutralen Sphäre zu existieren. Das liegt am Stoff, dachte Isaac. Wahrscheinlich vögeln sie dreimal am Tag. Mel besaß so viel Anstand, Rebecca Karp nicht zu erwähnen. Und Isaac redete nicht über den Bürgermeister. Ein Weiner, verschlafener Junge kam aus einem der Zimmer. Er trug einen Feuerwehrschlafanzug. Er rannte zu seinem Vater. »Alex, sag Hallo zu Isaac.«
Isaac gab Alexander Pears, der den Mund seines Vaters und die grünen Augen seiner Mutter geerbt hatte, die Hand.
»Isaac ist ein Polizist … smarter als Dick Tracy.«
Alexander war viereinhalb. Er gab seinem Vater einen Schmatz und ging wieder ins Bett. Er ließ Isaac nicht aus den Augen. Jennifer war in der Küche und strich Schlagsahne auf einen Kuchen. Gott sei Dank hatten sie nicht über Politik geredet. Pears verlor kein Wort darüber, warum der PC die Prostituierten von der Straße holte. Isaac war es, der von den Nutten anfing. Er träumte von Annie Powell. »Es gibt gewisse Luden. Die kriegen ein Mädchen in die Finger. Und sie gehört ihnen ein Leben lang … oder bis sie hässlich ist und nach Nova Scotia verschifft werden muss, wo alles, was laufen kann, als Frau durchgeht.«
Er bemerkte Jennifer, die hinter ihm stand. »Tut mir leid, das klingt grausam. Ist aber Tatsache. Wissen Sie, manchmal, wenn ein Mädchen zu schön ist und ihr Lude Angst hat, sie zu verlieren, dann verpasst er ihr eine Narbe im Gesicht. Das ist so eine Fantasievorstellung von ihm … er glaubt, die Narbe mindert ihren Wert in den Augen anderer Männer. Allerdings ist das nicht immer der Fall. Die Narbe kann sie nur noch begehrenswerter machen. Und der Lude verliert sie, so oder so.«
Sie aßen große Stücke Pekannusskuchen und tranken Cognac. Melvin ließ sich in seinen Sessel sinken und schlief ein. Isaac tuschelte peinlich berührt mit Mrs. Pears. Melvin schnarchte laut. Jennifer entschuldigte sich nicht für ihren Mann. Sie brachte Isaac zur Tür. Der Wurm in seinem Gedärm rührte sich. Vom Cognac musste er sich winden. Das Hasch wirkte auf Isaac wie ein Liebestrank. Er drückte Mrs. Pears gegen die Tür. So fand er sich wieder. Ein strauchelnder Mann. Seine Zunge steckte tief in ihrem Mund und er verschluckte ihr halbes Gesicht. Er hörte Melvin immer noch schnarchen. Dieser verdammte Kuss wollte kein Ende nehmen. Der Wurm hatte eine andere Uhrzeit als Isaac. Er hätte eine Stunde an ihr knabbern können. Was, wenn der Hausherr aufwacht? Oder wenn der kleine Junge in dem roten Schlafanzug aus seinem Zimmer spaziert und Mama mit Dick Tracys Zunge im Mund sieht? Isaacs Nervosität trennte sie. Er erzählte ihr von seinem Hotel. »Es ist zu abgewrackt, um einen Namen zu haben. Du musst dich dort nicht mit mir treffen …«
Er stand vor Melvins Haus auf der Madison Avenue, Ecke Siebenundneunzigste Straße. Was zum Teufel sollte das alles? War das irgend so ein Spielzug, den sich Melvin ausgedacht hatte, um ihn in Rebecca Karps Lager hinüber zu locken? Fütter dem Burschen etwas Hasch, soll die Frau ihn küssen, und schon kommt er von Bürgermeister Sam herübergeflattert? Seine Zunge war ganz wund. Unterhielt Jennifer alle
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