Das Isaac-Quartett
Greer.«
»Und was sagt er so über Dermott?«
Der Onkel rümpfte die Nase. »Allmächtiger, wie soll ich denn einem Nigger trauen? Er schwört, Dermott spiele auf seinen Zimmern Golf. Weib, tu uns einen Gefallen, verschwinde, bitte. Geh weg von hier. Ich besorg dir ’ne Wohnung in Forest Hills. Du kannst dir einen Beagle zulegen. Sechs Katzen, wenn du willst. Verschwinde, sag ich. Husch, husch. Wir kommen noch alle um, wenn du zu lange bleibst.«
»Dermott weiß, wo ich bin. Er soll kommen.«
»Himmel, begreifst du denn nicht? Der Neffe ist ein toter Mann, wenn er seinen Fuß nach Manhattan setzt. So lautet der lausige Deal, den sie gemacht haben.«
»Ich habe diesen Pakt nicht unterschrieben, Martin McBride, also hör auf, mich rumzukommandieren.«
»Aber du gehörst ihm. Du gehörst Dermott. So sehen die das. Und sie werden immer und immer wieder die Hände nach dir ausstrecken.«
Annie lächelte Onkel Martin an. »Mach dir keinen heißen Kopf deswegen. Ich habe einen Wohltäter. Ein echtes Prachtexemplar. Hart wie ein Nagel.«
»Wen?«
»Ist doch egal. Er spendiert mir Champagner. In Babyfläschchen.«
»Sag mir, wer er ist.«
»Na, dieser Commissioner, Father Isaac.«
Martin wurde ganz grau und wippte auf den Fersen. »Dieser Gauner … er ist der Schlimmste von allen. Weib, er hat mich entführt, ich schwöre bei Gott. Hat mich auf ein fiktives Revier geschleppt, dieser Isaac. Er bastelt sich seine eigenen Polizeireviere. Für ihn arbeiten echte Killer …«
»Na und? Er will mich heiraten.«
Onkel Martin bekam einen Hustenanfall. Er klammerte sich an die Laterne und versuchte wieder zu Atem zu kommen. Annie musste ihn besänftigen.
»War nur Spaß. Er ist viel zu ausgefuchst, um zu heiraten. Ich mit ’nem Ehemann und all so was. Obwohl ich gehört habe, irische Eheschließungen sind in den Staaten nicht gerade legal.«
»Weib, verschluck deine Zunge. Dieser Isaac hat Ohren in jedem Fenster.«
Er trudelte davon und hielt sich an Laternenpfählen fest, um wieder zu Kräften zu kommen. Annie ging nach oben. Sie wohnte in einer Pension, die Ausgestoßene wie sie anlockte: Säufer, Deserteure, freischaffende Nutten ohne Luden. Die Absteige war noch billiger, runtergekommener und dreckiger als Isaacs Hotel. Aber wenigstens hatte sie einen Namen. Lord Byrons Rooms. Die meisten Cops hätten den Schuppen nie betreten. Die Treppe könnte unter ihren Füßen einbrechen. Sie könnten ihren Holster in einem dunklen Flur verlieren, ihre Trillerpfeifen, ihre Notizbücher. Annie fühlte sich hier sicher. Hier war sie vor unliebsamer Gesellschaft sicher.
Sie dachte nicht daran abzuschließen. Die Säufer hätten ihr nur den Türknauf zusammen mit dem Schloss geklaut. Im Lord Byron liebte man die Offenheit. Aber niemand wühlte auf der Suche nach einer Flasche Milch in Annies Zimmer herum. Auf ihrer Matratze lag ein Mann mit riesigen Händen und Füßen. Jamey O’Toole. Er hätte durchaus auch Robinson Crusoe sein können. Ende August hatte er aufgehört sich zu rasieren. Jetzt hatte er einen zottigen Vollbart. Er trug noch immer dieselben Klamotten: Hose, Hemd und Socken, die an ihm hingen wie Fetzen von Baumrinde. Jamey schwitzte in seinen Sachen. Er hatte Angst, Annies Zimmer zu verlassen. Sie hatte diesen irischen Esel versteckt, ihn im Lord Byron weggepackt. Komisch, einen derart großen Mann zittern zu sehen. Sie konnte Jamey O’Toole nicht hängenlassen. Der Esel war gut zu ihr gewesen. Er hatte Annie in Irland wie eine Mutter behütet, sie vor Schlimmem bewahrt, sie vor einer Zigeunerbande gerettet.
All die Trinkerei konnte Annie Powell nichts anhaben. Dermotts »Braut« war in der griechischen Taverne aalglatt und gerissen gewesen. Sie hatte sich Brot und Käse unter den Rock gesteckt, als sie mit Isaac aß. Jetzt hatte Jamey etwas zu essen. Er zerriss das Brot mit langen Fingern und schlang Brocken von Käse hinunter. Der arme Kerl, ohne Annies Hilfe brachte er nichts runter. Das Brot fiel ihm aus den Pranken. Der meiste Käse landete auf der Matratze. Annie war nicht zu stolz, für den Esel auf die Knie zu gehen. Sie musste Jamey O’Toole füttern. Sie war froh, dass er Zähne im Mund hatte. Immerhin wusste er noch, wie man kaute.
»Jamey, ich hab dreißig Dollar in der Tasche. Du könntest den Bus nehmen.«
»Sie überwachen die Busse«, sagte er und der Käse klebte ihm auf der Zunge.
»Ich könnte mit dir gehen. Ich schreie, wenn sie auftauchen.«
»Vergiss es, kleine Annie. Wir bleiben
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