Das Isaac-Quartett
Hier kannst du nur fischen, wenn du Coote eine Gebühr bezahlst. «
»Wird Dermott auch mit uns fischen?«
»Halt jetzt die Klappe. Die Wände haben Ohren, du Idiot. «
Das Gemurmel versiegte. Coote, Coote der Fischer und sein Lachssee. Sie meinte, in der Dunkelheit verrückt zu werden. Ohne ihren Mann konnte sie auf dem schmalen Bett nicht schlafen. Sie wälzte sich unter der Decke hin und her und ihre Zehen standen in Flammen. Ganz schön blöd einen Körper zu haben. Mal war einem heiß, dann wieder kalt. Eine Brise fuhr über den gelben See. Sie dachte an den Lachs, der dort unten schwamm, wie er mit seinen Flossen silberne Streifen durchs Wasser zog. Es war wunderschön auf Castledermott. Aber lieber würde sie sterben, als ohne ihren Mann sein.
Er kam auch am Morgen nicht, um ihr zu sagen, dass es ihm leid tut. Sie ließen sie aus dem Zimmer. Himmel, jemand musste die Burg erobert haben. Das Ding bebte in seinen Grundfesten. Über Nacht hatten sich die Leute des Fischers in Zimmerleute verwandelt. Sie hämmerten und sägten an der Treppe. Annie wusste, was ein Zimmermann war. Coote hatte sich komische Typen ausgesucht, um ein Hotel zu errichten. Die Sägen verbogen sich in den Händen der alten Männer. Nägel wurden krumm geschlagen. Es sah nicht danach aus, als würde das hier ein besonders tolles Anglerparadies.
In der Küche gaben sie ihr zu essen. Bananen und Sahne, schon wieder. Vielleicht hatte ihr Mann sie sitzenlassen. Aber sie war noch immer ein Gast. Annie machte sich ihre eigenen Gedanken über das, was sie essen sollte. Der Fischer konnte ein Hotel ja schließlich nicht allein mit Bananen und Sahne fuhren. Das musste ihm mal gesagt werden. Wenn er seine Speisekarte nicht ab und zu mal änderte, würde das Hotel eingehen.
Die alten Männer hatten sich wieder ihrer Zimmererarbeit zugewandt, und Annie saß allein in der Küche. Sie summte vor sich hin. Sie sang träge Lieder über Lachse im Wasser. Angesichts der Melancholie ihrer Lieder begann sie zu weinen. Mama, sie träumte, Dermotts Gesicht im Küchenfenster zu sehen. Sie wollte die Augen nicht aufschlagen, aus Angst, der Traum könne vorbei sein, und sie würde ohne das Gesicht zurückbleiben, das sie so liebte. Schwarze Haare. Rote Lippen. Sie musste nicht über Lachsspuren im gelben Wasser singen. Gott sei Dank besaß sie die Gabe, sich Dermotts Wangen vorzustellen. Sie erfand ein Lächeln für Dermott. Dann ging das Fenster auf und ihr Mann flüsterte ihr zu. »Annie, Liebes, erheb dich von deinem süßen Hintern.«
Wer sagte denn so was? Flog da ein Zauber vom See herüber? Irgendein Lachsgott, den Annie vergessen hatte in ihren Liedern zu erwähnen? »He, Mädchen, kommst du jetzt oder nicht?«
Er hatte Hände, die ihr durchs Fenster halfen. Sie nahm ihren Rock in die eine Hand und kletterte. Sie kam sich ein wenig tollpatschig vor, wie ihr Bauch auf dem Fensterbrett hing. Er musste lachen, und sie war wütend und verwirrt. Er hob ihren Hintern durch das Fenster und trug sie wie einen Fisch. Dann stellte er sie ab.
»Derm, warum machst du mir das Gespenst? Hatte ich nicht schon Angst genug? Himmel, du hast nicht mal gute Nacht gesagt.«
»Ich konnte nicht. Nicht in diesem Haus. Ich wollte nicht, dass die Burschen denken, wir liegen unter einer Decke.«
»Und warum hast du Jamey nicht vor meiner Tür postiert?«
»Ich wollte ihn nicht in Gefahr bringen. Der Junge braucht auch seinen Schlaf.«
»Sind das deine Feinde, Coote und seine alten Kerle?«
»Nenn ihn niemals Coote. Er ist der Fischer, und er ist mein Partner.«
»Coote, Coote, alle nennen ihn Coote.«
»Eine dumme Angewohnheit von uns. Aber irgendwann sagst du mal zu den falschen Leuten ›Coote‹, und das würde den alten Mann sehr schmerzen. Er ist immer gut zu mir gewesen.«
»Dermott, wenn du willst, werde ich ihn bis in alle Ewigkeit den Fischer nennen, aber warum hast du mich immer noch nicht geküsst?«
»Wir sind noch zu nah am Haus. Komm schon.«
»Wo gehen wir hin?«
»Wir machen ein Picknick, du Dummerchen.«
Er zeigte auf den Korb zu seinen Füßen. Ein Weidenkorb für eine Fischermahlzeit. Er hob ihn auf und rannte mit ihr um den See. Sie musste wohl zu laut gekichert haben.
»Schsch«, machte er. »Das verdammte Wasser gibt ein gutes Echo.«
»Das ist doch kein Verbrechen.«
»Schon, aber wir müssen es ja nicht hinausposaunen. Wenn der Fischer was von unserem Picknick mitkriegt, will er vielleicht mit.«
»Ich stopfe seinen Kopf in den Korb,
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