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Das Isaac-Quartett

Das Isaac-Quartett

Titel: Das Isaac-Quartett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerome Charyn
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in dem Hotel. Sie hatten die letzten zwei Tage in ihrem Dienstzimmer geschlafen. Sie verachteten alles, was mit dem widerlichen Gestank der Straße zu tun hatte. Sie waren vom Einbruchsdezernat abkommandiert worden. Irgendein Idiot aus Isaacs Büro hatte ihnen das Leben versaut. Sie hingen quasi in der Luft, waren Cops auf Abruf. Ein Anruf aus dem Präsidium hatte sie zur Muschipatrouille versetzt. Es gab keine schriftliche Order. Ein weiterer Anruf konnte sie wieder abziehen und über der Bronx abwerfen. Wenn man »auf Abruf« bereitstehen musste, konnte man sich auf nichts verlassen.
    Sie waren nicht in der Stimmung, einen randalierenden alten Penner zu besänftigen. Sie wollten wieder zurück in ihre Diensträume auf dem Revier Midtown South, um den restlichen Nachmittag zu verpennen. Sie erwischten Isaac im ersten Stock, wie er gerade das Ohr eines Luden zwischen den Zähnen hatte. Das war völlig blödsinnig. Diese Sache ließ sich nicht friedlich schlichten. Sie würden den verrückten Hurensohn verhaften müssen. Sechs von ihnen stürzten sich auf Isaac. Die anderen beiden packten seine Beine. Sie konnten ihn entweder umbringen oder in Handschellen aufs Revier mitnehmen. Auf dem Flur standen jede Menge schwarzer Nutten herum. Die Huren behielten Isaac scharf im Auge. Jetzt mussten sich die Detectives streng an ihre Vorschriften halten und den Penner offiziell einbuchten. Der Älteste unter ihnen, ein Detective Sergeant, zog die »Rechte« -Karte aus seiner Brieftasche und begann Isaac vorzulesen.
    »He, du Wichser, du bist verhaftet. Du hast das Recht, zu schweigen und die Aussage zu verweigern. Hast du das kapiert?«
    Isaac knurrte ihn an. »Friss deinen Arsch«, fauchte er.
    »Wie heißt du, du …?«
    »Moses Herzog McBride.«
    »Hör zu, McBride, alles, was du sagst, kann vor Gericht gegen dich verwendet werden. Wieder verstanden?«
    »Friss deinen Arsch.«
    Der eine oder andere Detective bohrte Isaac sein Knie in den Unterleib.
    »Du hast das Recht, einen Anwalt zu konsultieren, bevor du mit der Polizei sprichst. Außerdem hast du das Recht, jetzt und in der Zukunft bei allen Befragungen einen Anwalt dabeizuhaben. Wieder verstanden?«
    »Mein Anwalt ist Tiger John. Geht mit dem Tiger spielen.«
    »Ein Scherzkeks«, meinte der Detective Sergeant. »Und ein verdammter Irrer obendrein … Du hast das Recht zu schweigen, bis du Gelegenheit hast, mit deinem Anwalt zu sprechen. Also mach’s mir nicht so schwer. Bist du bereit, unsere Fragen zu beantworten, oder nicht?«
    »Friss deinen Arsch.«
    Sie schleiften Isaac aus dem Hotel, verfrachteten ihn in einen ihrer Wagen und fuhren ihn aufs Revier. Die Muschipatrouille schaltete und waltete dort völlig autonom. Schließlich waren sie Spezialisten, extra vom Präsidium eingesetzt. Der Diensthabende konnte ihnen scheißegal sein. Sie konnten alle Cops ignorieren, die sich außerhalb ihres Dienstzimmers befanden. Also schleiften sie Isaac am Diensthabenden vorbei und brachten ihn nach oben. Der Penner weigerte sich, sich für eine Leibesvisitation auszuziehen. Sie schlugen ihn und schüttelten ihn aus seinen Klamotten. Sie machten Fotos von Isaac, wie er mit seinem nackten Schwengel dastand. Sie zerrten ihn über einen Tisch, spreizten ihm die Arschbacken und suchten in seinem Rektum nach verdächtigem Material. Vielleicht hatte dieser Moses Herzog McBride ja Diamanten oder Koks in seinem Hintern. Der Penner war sauber, aber er war mit Pocken und vielen Narben übersät. Auf Isaacs Rücken und Brust waren die verschiedenen Kriege nachzuverfolgen. Der Penner musste an die dreißigmal niedergestochen worden sein. Unter der rechten Brustwarze hatte er eine Narbe, einen kreisrunden Hautknubbel, der so aussah, als hätte ihm jemand einen Eispickel hineingerammt. Die Polizisten befingerten Isaacs wundersame Narben. »He, McBride, warst du in Korea? … Haben dich die Schlitzaugen in die Mangel genommen?«
    »Nein«, meinte Isaac mit dem Arsch in der Luft auf dem Tisch. »Ich bin auf der Polizeiakademie aufgemischt worden, als ich mit den Rekruten gespielt habe.«
    Sie kriegten aus dem Witzbold nichts heraus. Sie sperrten ihn in den Käfig und gaben ihm seine Sachen nicht zurück. Sollte der Mistkerl doch eine Weile bibbern. Sie wollten erst mal ihre Ludenakten durchgehen und nach Gesichtern suchen, die dem des alten Penners ähnelten. Vielleicht war er ja ein Psycho, der was gegen Luden hatte. Wenn sie seine typische Arbeitsweise herausbekamen und seinen Stammbaum

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