Das Isaac-Quartett

geredet … über den Untergang von Crotona Park.«
    Isaac musste altersschwach geworden sein. Schlägt die Senilität schon mit einundfünfzig zu? Die Guzmanns, diese Luden von der Boston Road, hatten ihn ruiniert. Sie hatten ihm eine clevere Dosis an Geschlechtskrankheit verpasst: einen syphilitischen Wurm, der ihm Schwanz und Hirn wegfraß. Isaac hatte dem kleinen Dermott also Kant und Dostojewski nahegebracht, konnte sich aber an kein einziges Wort mehr erinnern.
    »Mit welchen anderen Cops hast du geredet?«
    »Wieso?«
    »Weil es eine Notiz von O’Roarke, meinem toten Chef, gibt, in der er mich bittet, dich aufs College zu bringen.«
    »Dieser O’Roarke ist nie in unserem Clubhaus aufgekreuzt. Ich schwör’s. Er hat sich nicht mit den Devils getroffen.«
    »Und wer hätte ihm von dir erzählen können?«
    »Jeder … damals waren wir stadtbekannt. Die Devils gingen in der Bronx Streife.«
    »Und du, du bist von der Columbia nach Yale gewandert, hast Hallo und Auf Wiedersehen zu Marshall Berkowitz gesagt, durch Marsh hast du von Shem und Shaun und den Mächten der Liffey erfahren und du hast Marshalls Seminar erfolgreich abgeschlossen, um danach der Kriegsherr aller Luden in Manhattan zu werden.«
    »Und was haben Sie bei Marsh gelernt? Durch die Straßen zu stürmen und Leuten die Köpfe einzuschlagen? Der große Bulle, der im Dreck stochert und sich verkleidet, damit er irgendeinem Gauner an die Wäsche kann. Das Problem mit Ihnen ist, Isaac, Sie haben keinen Dichter, der Ihre Taten feiert.«
    »Ich bin ja auch nicht scharf darauf, berühmt zu werden«, entgegnete Isaac. Er mochte diesen dunkelhaarigen Kerl immer weniger, diesen Zigeuner-Iren von der Clay Avenue. Er verspürte den Drang, den König an den Ohren zu packen und ihn gegen die Wand zu schleudern.
    »Was ist dein Geheimnis, Mr. Bride? Wie konntest du siebzehn Jahre lang unsichtbar bleiben? Ein Nuttenchef ohne Gesicht. Warum haben wir deinen Stammbaum nicht bei den Akten? Wir hatten Seiten um Seiten über Arthur Greer … Ich hätte dir alles über jede einzelne Furche auf seinen Knöcheln oder die Länge seines Schwengels sagen können.«
    »Arthur war nicht glücklich, wenn er nicht im Mittelpunkt stand. Er hatte Richter und Filmbosse zu Gast. Ich war der Stille. Ich hab mein Näschen sauber gehalten.«
    »Hübsche Geschichte«, sagte Isaac. »Aber großteils Scheiß. Irgendein Cop muss dich gedeckt haben … Du hast schlechte Angewohnheiten für einen König. Ein König sollte gnädig zu seinen Freunden sein. Er sollte nicht still dasitzen, wenn sie sterben.«
    »Isaac, was zum Teufel geht in Ihrem Kopf vor?«
    »Ich habe nicht mitbekommen, dass du um Arthur und deinen O’Toole trauerst.«
    »Es geht Sie überhaupt nichts an, wie ich trauere und um wen.«
    »Dein Onkel, der Geldeintreiber McBride. Wo zum Teufel steckt der?«
    »In Sicherheit«, sagte Dermott. »Der Onkel kommt Ihnen nicht unter die Finger.«
    »Und Annie Powell? Wenn du erst mal eine Geliebte abgelegt hast, dann war’s das auch, nehme ich an.«
    Isaac lächelte, als Dermott in die Tasche griff. Er konnte schon vorhersagen, dass da ein Messer wie ein langer Zahn zum Vorschein kommen würde. Der Ellbogen des Königs bildete eine perfekte Linie. Diese Linie schwankte nicht, sie wich nicht ab.
    »Willst du mir das Gesicht zerschneiden, mein Lieber?«
    »Nein«, meinte der König. »Ihr Gesicht interessiert mich nicht. Auf Ihre Kehle hab ich’s abgesehen.«
    Isaac rührte sich nicht. Er pokerte, dass Dermott noch nicht so weit war, ihn mit dem Zahn zu stechen. »Arthur hat für dich gelogen, als ich ihn das letzte Mal sah. Er meinte, du seist der Unterhändler für die Devils gewesen, und ich hab es ihm abgenommen. Der König hat sich mit der Zunge seinen Namen gemacht. Nein, nein. Du warst seine Klinge. Der stille Junge, der einen fürs Leben zeichnet. Auf diese Weise hast du gesprochen … Der arme Arthur war nur Präsident des Clubs. Du warst der König.«
    Der Zahn verschwand mit einer kurzen Bewegung des Handgelenks. »Wo haben Sie Annie begraben?«
    »Ihre Mutter wollte sie nicht«, sagte Isaac. »Ich musste selbst einen Platz für sie finden. Sie liegt auf einem jüdischen Friedhof in der Nähe von Floral Park. Esau Woods.«
    Die schwarzen Augenbrauen zuckten wie verrückt, als habe der König einen Anfall im Kopf, von dem man nichts sah, nichts außer dem Zucken über seinen Augen. Er sah zu Isaac hinüber. »Sie hätten sie nicht auf der Straße lassen dürfen. Ich hab