Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Isaac-Quartett

Das Isaac-Quartett

Titel: Das Isaac-Quartett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerome Charyn
Vom Netzwerk:
Tiger gar nicht mal so schlecht. Bürgermeister Sam musste ihm Nachhilfeunterricht in der Kunst der irischen Überzeugung gegeben haben.
    »Coote muss sich keine Sorgen machen«, meinte der König.
    »Du wirst ihm noch den Ruhestand verderben, wenn du nicht schleunigst von hier verschwindest.«
    »Morgen Abend bin ich wieder zu Hause in Dublin.«
    Der Tiger sah ihn aus winzigen, nervösen Augen an. »Junge, morgen könnte vielleicht schon zu spät sein. Itzig Isaac kriecht herum. Er ist mir und Sam in die Sauna im Dingle gefolgt. Er hatte nicht mal den Anstand, sich auszuziehen. Und die ganze Zeit sprach er nur von Dennis Mangen.«
    »Er ist dein First Dep. Kannst du ihn nicht zum Schweigen bringen?«
    »Himmel, das würde ich ja gern. Aber er ist nun mal der Liebling der Presse. Die Zeitungsschmierer laufen sich die Hacken wund und flehen ihn um ein Interview an.«
    »War das deine Schrotparty, über die sich Isaac bei mir beschwert hat?«
    »Meine nicht«, antwortete der Tiger. »McNeills. Der Fischer hat zwei pensionierte Sergeants hingeschickt, um eine hübsche Nachricht in Isaacs Büro zu hinterlassen. Aber Mangen hatte seine Schmeißfliegen im Flur postiert. Die beiden Sergeants können von Glück reden, dass sie da überhaupt wieder lebend rausgekommen sind.«
    Der König lachte leise. Die New Yorker Bullen waren schon ein verrückter Haufen. Mangen trat allen in den Arsch. Außer Isaac. Isaac war der große Überlebenskünstler. Er konnte in seiner stinkenden Hose aus einem dichten Rauchvorhang nach massivem Schrotfeuer hervortreten. Der First Dep war so klug und so blöd zugleich. Er hatte jeden einzelnen Punkt von Dermotts Vergangenheit in seinem dicken Schädel, aber er kriegte sie nicht auf die Reihe. Die Devils waren ein lokaler Club. Sie hatten nicht die Feuerkraft, einen ganzen Borough von Gangs zu terrorisieren. Sie hätten gar nicht auf wilde Friedensmissionen gehen können, wenn sie nicht ein wenig Unterstützung von den Cops bekommen hätten. McNeill lieh seine eigene Truppe gegen die Jugendkriminalität an die Devils aus. Die Gang war quasi eine Babyabteilung des NYPD. Coote verhandelte nicht mit Arthur Greer. Er legte Dermott eine Hand auf die Schulter und machte ihn zum König.
    »Jungchen«, sagte der Tiger, »wo fahren wir jetzt hin?«
    »Zu einem Friedhof in Queens.«
    »Um diese Uhrzeit?« Tiger John fröstelte es in seinem Mantel. »Warum fahren wir ausgerechnet zu einem Friedhof? Die Harpyien wandern umher?«
    »Um eine meiner Ladys zu treffen.«
    Isaac hatte was von Gedächtnisverlust gefaselt. Der arme Blödmann konnte Dermotts Gesicht unter den Devils nicht entdecken. Der König erinnerte sich an die alte Gang. Sie mussten einen Schuppen im Claremont Park als Clubhaus nehmen, die Devils von der Clay Avenue. Sie hatten nicht das Geld, um sich farbige Trikots zu kaufen. Die Devils waren nichts, bis die Cops sie sich krallten. Sie mussten sich in Kellern und auf Bäumen verkriechen, wenn die Fordham-Glatzen auf der Clay Avenue auftauchten. Noch die abgerupfteste Niggergang hätte sie im fairen Kampf vernichtet.
    Die Devils trugen nicht ein einziges Ehrenabzeichen. Nur der letzte Abschaum kam zu ihnen, Ausgestoßene und Irre. Die Devils konnten nicht mal die Narben eines offenen Kampfes Mann gegen Mann vorweisen. Sie stürzten sich auf einzelne Mitglieder einer anderen Gang, die noch verkommener war als sie. Zu zwölft droschen sie einen Burschen zusammen. Sie johlten und schrien, rissen dem Kerl eine Tasche vom Hemd und verschwanden wieder in ihrem Clubhaus im Park. Sommers wie winters zitterten sie mit der für Feiglinge und Schwächlinge typischen hysterischen Leidenschaft. Sie fürchteten sich vor der Vergeltung eines Feindes, der ihre jämmerliche Hütte niederbrennen könnte. Aber nur die wenigsten Gangs gaben sich überhaupt mit ihnen ab.
    Dann brachte McNeill seine Cops ins Spiel. Die Devils waren die einzige Jugendbande, die die Bullen kontrollieren konnten. Er verpasste den Devils ein wenig Kampfesblut. Seine Wagen fuhren sie zu verschiedenen Orten der Bronx, so dass sie eine ahnungslose Gang überfallen und blitzschnell wieder verschwinden konnten.
    Die Devils wurden für diese blitzartigen Überfälle bekannt. Sie hätten trotzdem nicht gewinnen können, hätte McNeill nicht seine härtesten Jungs in Devils-Jacken gesteckt, um den Fordham-Glatzen eins überzuziehen. Der König machte sich allmählich einen Namen mit seinem Messer. Mit Cootes Männern im Rücken konnte er

Weitere Kostenlose Bücher